Ursache sind die wachsenden Befürchtungen über massive Folgen der Coronavirus-Epidemie auf den Welthandel und die Weltwirtschaft. Offenbar wird eine weltweite Pandemie befürchtet. Zuletzt haben die Infektionen in Südkorea, Italien und im Iran stark zugenommen. Europäische Länder wie Italien haben erhebliche Schutzmaßnahmen ergriffen und ganze Städte abgesperrt.
Der Anstieg der Infektionen außerhalb des chinesischen Festlandes löste gleichzeitig einen starken Rutsch der Aktienmärkte in Asien, den USA und auch in Europa und Deutschland aus. Die Öl- und Rohstoffpreise fielen eben so kräftig wie die Agrarpreise.
Der deutsche Aktienindex DAX verlor am Montag Vormittag fast 4 Prozent, der US-Index Dow-Jones rutschte um 2,6 Prozent nach unten und die europäischen Rohölpreise – als wichtiger Indikator für die Konjunkturaussichten – stürzte um 3,5 Prozent auf 56,3 USD je Barrel ab. Das US-Leichtöl WTI rauschte um 3,6 Prozent auf 51,5 USD je Barrel nach unten.
Außenhandel besonders von Coronavirus betroffen
Auch in Asien ging es an den Börsen zum Wochenbeginn kräftig nach unten. Gleichzeitig stieg die Zahl der Toten auch in China weiter sprunghaft an und mittlerweile ist auch Südkorea zunehmend betroffen. Unruhe brachte auch die deutliche steigende Anzahl der Infizierten in Italien und die ungewissen ökonomischen Folgen für Europa.
Die chinesische Regierung geht für die ersten beiden Monate des Jahres jedenfalls von einem kräftigen Einbruch des Außenhandels aus. "Wir erwarten, dass das Import- und Exportwachstum im Januar und Februar stark zurückgehen wird", sagte Li Xingqian vom chinesischen Handelsministeriums auf einer Pressekonferenz.
Die Exporte tragen etwa ein Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt Chinas bei, hieß es. Offenbar stehen in China weiterhin viele in- und ausländische Fabriken sowie Unternehmen der Lebensmittelbranche still. Die Unternehmen haben große Schwierigkeiten, ihre Produktion wieder hochzufahren, denn es fehlt wegen der anhaltenden Transportverbote weiterhin an Arbeitskräften und an den nötigen Rohstoffen.
Schnelle ökonomische Hilfe versprochen
Südkorea meldete am Montag einen weiteren großen Zuwachs bei den Corona-Fällen, nachdem der Präsident zuvor "beispiellose, mächtige" Schritte zur Bekämpfung des Ausbruchs angekündigt hatte. Die 70 jüngsten neuen Fälle erhöhten die Gesamtzahl Südkoreas auf 833 und die Todesfälle auf sieben.
Weltweit hat das Virus schon mehr als 79.000 Menschen infiziert und mehr als 2.600 getötet. China selbst meldet 2.592 Todesfälle und 77.150 Infizierte. Beamte in Peking haben mehr Hilfe für Unternehmen und die Wirtschaft versprochen. Präsident Xi Jinping hatte in der vergangenen Woche öffentlich versprochen, sicherzustellen, dass sich die Landwirtschaft und andere Industrien schnell erholen würden.
Die Regierung prüft deshalb gezielte Steuersenkungen, Zinssenkungen und auch Zahlungen an besonders von Viren betroffene Regionen und Branchen, sagte der stellvertretende Finanzminister Ou Wenhan. Die Hoffnungen, dass der Ausbruch schnell eingedämmt werden kann, waren aber offenbar verfrüht, kommentierte die japanische Mizuho-Bank das Geschehen in China und Asien.
China: Frühjahrsbestellung verzögert sich
Chinas Präsident Xi Jinping warnte am Sonntag, dass Chinas Virusepidemie "immer noch schlimm und komplex" sei, und kündigte weitere Anstrengungen an, um den Ausbruch zu stoppen, und Landwirtschaft und Industrie wiederzubeleben. Außerdem soll verhindert werden, dass die Krankheit die Aussaat von Getreide und anderen Pflanzen im Frühjahr stört.
Auf einer Pressekonferenz sagten Finanz- und Planungsbeamte, sie würden überlegen, wie sie die Hilfen schnell an Unternehmen und Agrarbetriebe weiterleiten können. Präsident Xi Jinping hatte in der vergangenen Woche versprochen, dass sich die Landwirtschaft und andere Industrien schnell erholen würden.
Chinesische Wirtschaftsexperten glauben jedoch, dass es mindestens bis Mitte März dauern wird, bevor die Unternehmen wieder ihre volle Produktion aufnehmen können. Laut Xi sollten die Beamten außerdem sicherstellen, dass die Frühjahrsbestellungen in Chinas Landwirtschaft nicht behindert wird oder ausfallen muss. Das hätte sicherlich weitere Versorgungsprobleme in China zur Folge.
Agrarpreise weltweit unter Druck
Die internationalen Agrarmärkte reagierten am Montag ähnlich wie die Rohstoffmärkte mit einer Talfahrt. China ist einer der größten Importeure von Agrarprodukten – und derzeit ist auch der Agrarhandel mit China erheblich gestört.
Am Terminmarkt in Chicago gaben die Preise für Weizen, Mais und Sojabohnen am Montag im vorbörslichen Handel kräftig nach. Das drückte auch in Paris und London die Kurse für Raps, Weizen und Mais nach unten. In den USA gerieten außerdem auch die Terminmarkt-Preise für Schweine, Rinder und Milch unter Druck. Offenbar rechnet in den USA man mit einer weiteren Verzögerung der vereinbarten Exporte.
Die zunehmenden Versorgungsprobleme Chinas dürften mittelfristig jedoch den Export von Getreide, Ölsaaten und auch Fleisch - aus den USA und Europa - ins Reich der Mitte beflügeln. Das dürfte auch den Preisen wieder nach oben helfen.
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