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Börsencrash

Coronavirus: Schwarzer Montag an den Agrarmärkten

Börsencrash
am Montag, 09.03.2020 - 15:53 (Jetzt kommentieren)

Ein schwarzer Montag an den Rohstoffbörsen hat die Agrarpreise weit nach unten gerissen. Analysten sprachen von einem Blutbad.

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Der dramatische Absturz der globalen Rohölpreise hat am Montag nicht nur die weltweiten Aktienmärkte mit nach unten gerissen. Auch die Agrarpreise und die eng mit dem Rohölsektor verlinkten Bioenergie-Preise (Ethanol, Palmöl, Pflanzenöl) brachen ein. Auslöser für den Ausverkauf an den Märkten war, dass sich die OPEC und Russland nicht auf Förderbeschränkungen bei Rohöl einigen konnten. Gleichzeitig schrumpft die globale Nachfrage nach Rohöl infolge der unterbrochen Lieferketten, der rückläufigen Schiffsfrachten und wegen des wegbrechenden Flugverkehrs und Tourismus aber immer schneller.

Die Zahl der weltweiten Coronafälle hat zuletzt 109.000 erreicht. Italien hat zudem am Sonntag eine Region unter Quarantäne gestellt, in der mehr als ein Viertel der Bevölkerung lebt. Mit den fallenden Aktienkursen gaben Dollar und russischer Rubel sehr kräftig nach, während der Euro von 1,129 USD auf 1,142 USD nach oben schoss. Das verteuert nicht nur die europäischen Exporte – auch von Getreide, Milch und Fleisch – sondern drückt auch mächtig auf die Preise am Binnenmarkt.

Am europäischen Terminmarkt in Paris stürzten die vorderen Rapspreise am Montag im laufenden Handel um 11 Euro auf 367 Euro je Tonne nach unten. Der vordere Weizenkontrakt brach um fast 10 Euro auf 174 Euro je Tonne ein und auch der Mais rutschte um 9 Euro auf 159 Euro ab. Ein dramatischer Ausverkauf bei Getreide und Ölsaaten! Und die Kassamärkte werden diesen Vorgaben wohl oder übel folgen, denn in den USA und auf anderen wichtigen Agrarmärkten lief es ähnlich. An den US-Terminbörsen fielen außerdem auch die Preise für Rindfleisch, Schweinefleisch und Milch kräftig.

Schwarzer Montag an den Rohstoffbörsen

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Das US-Rohöl der Sorte WTI rauschte am Montag im laufenden Handel um mehr als 20 Prozent nach unten. Das war der größte tägliche Absturz seit dem Golfkrieg im Jahr 1991. Der US-Rohölpreis fiel bis zum Nachmittag um 22 % oder 9,2 USD auf 32,1 USD pro Barrel. Das Nordseeöl der Sorte Brent verlor ebenfalls 22 % oder 10,0 USD auf 35,2 USD pro Barrel.

Damit fielen die Öl-Preise auf das niedrigste Niveau seit dem letzten extremen Tief im Jahr 2016. Für Industrie, Landwirtschaft und  für Verbraucher bedeuteten niedrige Energiepreise eigentlich sinkende Kosten. Nun hat der Absturz der Rohölpreise aber auch alle anderen Märkte – auch die Agrarmärkte - weit mit nach unten gerissen. Und damit auch die möglichen Erlöse. Panik macht sich deshalb an allen Börsen und Terminmärkten breit, einige Analysen sprechen von einem schlimmen Ausverkauf oder von einem regelrechten "Blutbad".

Der dramatische Einbruch der Märkte verstärkt außerdem auch die Besorgnis über die weitere Verbreitung des Coronavirus. "Eine Mischung aus verschiedenen Schocks hat die Märkte weltweit in Panik versetzt, was eigentlich nur als Schwarzer Montag bezeichnet werden kann", sagt der Analyst Sebastien Clements,

Russland schockt die Märkte

Öllager

Ursprünglich wollten sich die Opec-Staaten und Russland auf eine Kürzung der Ölförderung einigen. Doch Russland machte nicht mit. Grund für die überraschende Weigerung der Russen könnte sein, „die Einmischung der USA bei der Ölpipline Nord Stream 2 zu bestrafen“, sagte Alexander Dynkin, ein russischer Volkswirt und Marktanalyst. Der drastische Preissturz schadet nämlich den US-Fracking-Unternehmen – aber vor allem auch Saudi-Arabien.

Der Kollaps der Ölpreise verstärkte noch den Einbruch an den weltweiten Aktienmärkten. Der Handel mit Wall-Street-Futures wurde zum ersten Mal seit den US-Präsidentschaftswahlen 2016 ausgesetzt, nachdem sie über das Tageslimit von 5 % gefallen waren. Die Anleiherenditen für zehnjährige US-Anleihen fielen auf neue Rekordtiefs, weil die Anleger sie als scheinbar sicheren Hafen kauften.

Die wichtigsten Aktienindizes fielen im laufenden Handel in den USA, Großbritannien und Deutschland um etwa 7 %. Japans Benchmark verbuchte ein Minus von 5,1 %. In Japan hatte die Regierung zuvor gemeldet, dass die Wirtschaft im Oktober-Dezember-Quartal um 7 % geschrumpft war. Der Shanghai-Index in China verlor allerdings nur 3 %.

Risiken nehmen weiter deutlich zu

Corona

Aus China wird berichtet, dass die Fabriken, in denen Konsumgüter für die Welt hergestellt werden, nach und nach die Produktion hochfahren. Analysten erwarten wegen der unterbrochenen Handelsketten jedoch nicht, dass sie vor April wieder zur normalen Produktion zurückkehren können. Das belastet natürlich auch die Nachfrage nach allen möglichen Komponenten und Rohstoffen.

China berichtet zudem am Samstag, dass seine Exporte im Zeitraum Januar und Februar um 17 % eingebrochen waren und die Importe um 4 % geschrumpft sind. "Die globalen Rezessionsrisiken sind gestiegen", sagte der Finanzdienstleister Moodys in einem Bericht. "Ein anhaltender Rückgang des Verbrauchs in Verbindung mit längeren Schließungen von Unternehmen wird die Gewinne weiter beeinträchtigen, zu Entlassungen führen und auch das Wachstum belasten."

Aus diesem Grund haben viele Zentralbanken bereits die Zinsen gesenkt. Analysten erwarten nun, dass die Europäische Zentralbank am Donnerstag neue umfangreiche Konjunkturmaßnahmen ankündigen wird. Ökonomen warnen jedoch davor, dass dies zwar die Verbraucher- und Unternehmensausgaben erhöht, jedoch keine Fabriken wiedereröffnen kann, die wegen Quarantäne oder einem Mangel an Arbeitskräften und Rohstoffen zu sind.

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