Die Überkapazitäten sind einfach zu groß geworden. Darum muss der dänische Schlachtriese Danish Crown nun einen seiner sechs Schweineschlachtbetriebe in Dänemark stilllegen.
Wie die Genossenschaft bekannt gab, trifft es den Schlachthof in Saeby in Nordjütland. Rund 800 Mitarbeiter werden dort ihren Arbeitsplatz verlieren. Der starke Rückgang der Schlachtzahlen um rund 10 Prozent zwingt das Unternehmen zu der Entscheidung.
„Wir sind derzeit mit einer Überkapazität konfrontiert, die uns jährlich über 300 Millionen Kronen (40 Millionen Euro) kostet, und es wäre unverantwortlich gegenüber dem Unternehmen und unseren Eigentümern, nicht die notwendigen Schritte zu unternehmen, um diese Herausforderung zu lösen“, sagt Per Laursen, Produktionsleiter bei Danish Crown.
Über 90 Prozent der dänischen Schweinehalter haben aufgegeben
In Dänemark haben seit 1990 über 90 Prozent der Schweinehalter die Produktion aufgegeben. Nach Angaben des nationalen Statistikamtes sank die Zahl der Betriebe mit Schweinehaltung bis 2022 um 27.504 auf nur noch 2.399.
Der zeitweilig florierende Export nach China hatte der Schweinhaltung vorübergehend einen Aufschwung beschert. Der Schweinebestand war trotz der rückläufigen Betriebszahlen relativ stabil geblieben. Im vergangenen Jahr nahm die Zahl der Schweine jedoch um 800.000 oder 6 Prozent auf 12,4 Millionen Stück ab. Innerhalb eines Jahres gaben 6,9 Prozent der Betriebe die Schweinehaltung auf.
Dänische Schweinepreise sollen deutsches Niveau erreichen
Danish Crown hat aber nicht nur mit der rückläufigen Schweinehaltung in Dänemark zu kämpfen. Es gibt noch ein weiteres Problem: Die dänischen Schweineerzeuger verkaufen ihre Tiere ab einem Gewicht von etwa 30 kg ins Ausland, statt sie selbst zu mästen. Die Nachfrage nach dänischen Ferkeln sei in Polen und Deutschland so groß, dass die Erzeuger damit ein angemessenes Einkommen verdienten, stellt das Schlachtunternehmen fest.
Um diese Entwicklung zu stoppen, will Danish Crown daran arbeiten, den dänischen Mästern einen Schlachtschweinepreis auf deutschem Niveau zahlen zu können. Davon ist die dänische Notierung allerdings weit entfernt. Mitte April stellte die EU-Kommission für Dänemark einen Erzeugerpreis von 197 Euro je 100 kg Schlachtgewicht in der Handelsklasse E fest, während in Deutschland 243 Euro gezahlt wurden, fast ein Viertel.
Schlachtungen werden auf andere Standort verlagert
Damit die dänischen Landwirte mit der Mast Geld verdienen können, ist es nach Einschätzung des Danish-Crown-Vorstands absolut entscheidend, dass die Schlachthöfe mit einer sehr hohen Auslastung arbeiten.
Darum wird ein Teil der Produktion von Saeby auf andere Betriebe verlagert. An den Standorten in Horsens, Ringsted und Blans bei Sønderborg sollen in den nächsten sechs Monaten insgesamt bis zu 450 Mitarbeiter neu eingestellt werden. Das Unternehmen will Mitarbeiter, die in Saeby ihren Arbeitsplatz verlieren, dabei unterstützen, möglichst eine Stelle in einem der drei Schlachthöfe anzunehmen.
Die Schließung in Saeby ist nur der jüngste Schritt einer Reihe von Maßnahmen zur Anpassung der Konzernstrukturen an die rückläufigen Schlachtzahlen in Europa. Anfang des Jahres hatte Danish Crown bereits beschlossen, einen Schlachthof in Boizenburg, Mecklenburg-Vorpommern, zu schließen. Am Standort Essen bei Oldenburg sollen die Schlachtungen ab dem 1. Mai um 40 Prozent reduziert werden.
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