Ein harter Schlag für Rosenheim: Am Mittwoch gab der Großkonzern Danone bekannt, dass er sein Milchwerk in Rosenheim schließen will. Die Schließung geschehe vorbehaltlich der Verhandlungen mit dem Betriebsrat, schreibt der Konzern in einer Pressemitteilung.
Rund 160 Mitarbeiter wären betroffen. Bis Ende Juli 2021 wird das Werk weiter produzieren. Gründe für die angekündigte Schließung seien die um rund 70 % gesunkene Auslastung und die Notwendigkeit, sich an sich verändernde Verbrauchertrends anzupassen.
Danone-Geschäftsführer Richard Trechman kündigte an, man wolle mit dem Betriebsrat einen fairen Sozialplan entwickeln und die Mitarbeiter unterstützen, eine neue Beschäftigung zu finden. Außerdem wolle man prüfen, ob Mitarbeiter in andere Danone-Werke wechseln können.
220 Landwirte verlieren Milchabnehmer
Von der Werkschließung sind auch 220 Milchbauern betroffen, die Danone mit rund 70 Millionen Tonnen Milch pro Jahr beliefern. Die heimischen Milchviehbetriebe verlören einen verlässlichen Abnehmer, sagte die Oberbürgermeisterin von Rosenheim, Gabriele Bauer.
Dabei gehe es nicht um anonyme industrielle Agrarfabriken, sondern um zum Teil jahrhundertealte bäuerliche Familienbetriebe. Diese seien jetzt unmittelbar in ihrer Existenz bedroht, so Bauer. Sie fordert kurzfristige Lösungen für die betroffenen Landwirte.
Danone will Milchbauern unterstützen
Danone will die Milchbauern, die das Werk beliefern, dabei unterstützen, neue Milchabnehmer zu finden. „Bei Bedarf werden wir spezielle Beratungsleistungen anbieten, um den reibungslosen Übergang zu einer neuen Molkerei zu ermöglichen“, sagte Richard Trechman.
Darüber hinaus plane Danone in den kommenden Wochen, mit der Stadt Rosenheim in einen konstruktiven Dialog über die Zukunft des Werkgrundstücks einzutreten. Das Werk in Ochsenfurt sei von der Entscheidung nicht betroffen.
Bayerischer Bauernverband zeigt sich bestürzt
Josef Steingraber, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands in Rosenheim zeigte sich betrübt über die Schließung des Danone-Werks. „Das ist eine sehr traurige Sache, da hier ein Traditionsunternehmen schließt. Unsere Bauern waren da gut aufgehoben und wir haben immer sehr gut mit Danone zusammengearbeitet", sagte er zu dem Onlineportal OVB24.
Steingraber sicherte zu, dass man zusammen mit der Milcherzeugergemeinschaft Rosenheim-Bad Aibling in den nächsten eineinhalb Jahren die bestmögliche Lösung suche und neue Abnehmer finde. „Es braucht kein Bauer Angst haben, dass er seine Milch nicht mehr los wird."
Das sagen Landwirte und User auf Facebook
Eine Landwirtin schreibt auf Facebook: „Danke Danone, für die direkte Offenheit gegenüber Euren Milchlieferanten. Traurig, dass wir landwirtschaftlichen Betriebe, die Danone seit Generationen beliefern, diese Nachricht per Facebook erfahren müssen!"
Ein anderer Landwirt kommentiert: „Schlimm ist die Werkschließung vor allem für die Betriebe, die in den letzten Jahren viel investiert haben. Eine andere Molkerei wird dann die Milch abholen, aber die wird den Milchpreis brutal drücken. Da bin ich mir sicher."
Jemand anderes findet: „Da wird nicht mehr gehandelt, und Rosenheim ist selber Schuld, man hätte nur das richtige wählen müssen, legt endlich eure Scheuklappen ab und schaut nach rechts und links, dann merkt ihr vielleicht auch mal in welchen Desaster wir uns befinden! Fabriken werden dicht gemacht, die Mobilität der Bürger wird eingedämmt (e- Auto= km), Bauern werden systematisch ruiniert, Gasthäuser sterben, Einzelhandel stirbt usw."
Und eine andere Userin schreibt: „Eine Firma nach der anderen gibt auf oder produziert billig woanders. Und die kleinen Würstchen die dort gearbeitet haben interessieren niemanden mehr. Dass da Familien dranhängen, Existenzen, wen juckts noch."
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