
Der französische Milchkonzern und weltgrößte Joghurthersteller Danone kündigt an, im nächsten Jahr eine seiner großen französischen Fabriken auf die Produktion von „Hafermilch“ umzustellen. Damit möchte die Großmolkerei den Markt der schnell wachsenden Milchalternativen bedienen. Fast 200 Milchbauern sind von Plänen betroffen, berichtet die französische Nachrichtenagentur AFP.
Danone kündigte an, dass das Werk in Villecomtal-sur-Arros (Gers) im nächsten Jahr komplett auf die Herstellung von pflanzlichen Getränken umgestellt wird. Der Markt für pflanzliche Lebensmittel habe sich in den letzten sieben Jahren verdreifacht und „dürfte in Frankreich bis 2025 um 50 % wachsen, während der Milchmarkt weiter bröckelt“, begründet der Konzern sein Vorgehen.
Rund 43 Millionen Euro will der französische Molkereikonzern in seine Marke Alpro für zwei Produktionslinien der neuesten Generation von pflanzlichen Getränken investieren. Geplant ist hauptsächlich die Produktion von „Hafermilch“ und in geringerem Umfang auch von anderen Ersatzgetränken auf Reis- und auf Kokosbasis.
Milchbauern stehen mit leeren Händen da
„Danone muss auch den betroffenen Milchbauern Lösungen anbieten. Wir können auf dem Land nicht einfach die Produktion umstellen, und uns mit Almosen abgeben“, kritsierte die „Fédération nationale des producteurs de lait (FNPL)“, der Verband der der französischen Milchbauern am Donnerstag gegenüber AFP das Vorgehen von Danone.
Anfang dieser Woche hatte der französische Lebensmittelkonzern gegenüber den Landwirten angekündigt, im Jahr 2022 seinen Standort mit Sitz in Villecomtal-sur-Arros, im Département Gers, in einen Standort für die Produktion der Ersatzmilch Alpro umzuwandeln. Die Fabrik mit fast 160 Mitarbeitern produziert derzeit Joghurts der Marken Activia, Velouté und Danone mit lokalen Früchten aus Milch von knapp 200 Milchbauern der Region.
Im kommenden Herbst soll die Umwandlung in eine Fabrik für "Ersatzgetränke hauptsächlich aus Hafer für die Marke Alpro" für den "französischen und europäischen Markt" beginnen. „Mit diesem Projekt planen wir, unsere Produktionskapazität für UHT-Milchersatzgetränke bis 2024 in Frankreich um 25 Prozent zu erhöhen“, begründete der Konzern sein Vorgehen.
Danone plant laut AFP-Angaben jedoch nicht, seine Joghurtproduktion in Frankreich zu reduzieren: "Alle Mengen von Joghurtprodukten von Villecomtal-sur-Arros werden an unsere anderen Standorte übertragen", an denen ebenfalls Investitionen geplant sind, hieß es weiter.
Ganze Region ist von der Umstellung betroffen

Von den Milchbauern, die die Molkerei in Gers derzeit beliefern, wird die Milch dann nicht mehr abgeholt. Oder anders gesagt: Die Landwirte müssen sich einen neuen Abnehmer suchen oder aber die Milchproduktion aufgeben. Danone sagt, man wolle "Hand in Hand mit der Erzeugerorganisation der Milchbauern arbeiten, um konkrete Lösungen zu finden, die an die unterschiedlichen Situationen der landwirtschaftlichen Partner angepasst ist."
In einer Pressemitteilung unterstützt die Landarbeiter-Gewerkschaft FNPL "alle Milchbauern und Molkereiangestellten, die Opfer dieses brutalen Plans sind", brichtet AFP weiter. „Da die Schließung einer Molkerei in einer Region erhebliche Folgen hat, die über den Verlust direkter Arbeitsplätze weit hinausgehen, hat die Infragestellung der Abholung der Milch auch gravierende Folgen in Bezug auf Arbeitsplätze und die wirtschaftliche Vitalität der Region, über die Landwirte hinaus“, so die Gewerkschaft.
Die Umgestaltung des Standorts Gers wird auch Auswirkungen auf die Mitarbeiter der Molkerei haben, die der Konzern aber noch nicht benannt hat. François Eyraud von Danone France sagte gegenüber Journalisten: "Wir beobachten das wachsende Interesse der Verbraucher an pflanzlichen Lebensmitteln. Die Fabrik in Gers wird deshalb im Herbst 2022 umgebaut und stellt dann ab dem zweiten Quartal 2023 die ersten Getränke der Marke Alpro her.
Danone kaufte die Marke Alpro erst im Jahr 2017 vom Ersatzmilch-Produzenten Whitewave. Dafür legt der weltgrößte Joghurt-Hersteller damals sage und schreibe 12,5 Milliarden Dollar auf den Tisch, rund 11,3 Milliarden Euro.
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