
Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts zeigen: Die Einfuhren an Mineralölerzeugnissen aus Indien haben sich in den ersten sieben Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verzwölffacht.
Die deutschen Importe von Mineralölerzeugnissen aus Indien stiegen von nur 37 Millionen Euro in den ersten sieben Monaten des Jahres 2022 um das Zwölffache auf einen Wert von 451 Millionen Euro von Januar bis Juli 2023 (+1.127,4 %), das waren 2,4 % aller deutschen Importe von Mineralölerzeugnissen in diesem Zeitraum.
Bei diesen Importen aus Indien handelte es sich hauptsächlich um Gasöle, die für die Herstellung von Diesel oder Heizöl genutzt werden.
Gleichzeitig führt Indien laut der Comtrade-Datenbank der Vereinten Nationen seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine große Mengen Rohöl aus Russland ein. Rohöl ist der Grundstoff für die Herstellung von Gasölen.
Preisdeckel für Ural-Öl funktioniert auch nicht

Die westlichen Staaten haben außerdem einen Preisdeckel für russisches Öl eingeführt, der zum Ziel hat, dass für russisches Öl nicht mehr als 60 Dollar gezahlt werden sollen. Aktuell liegt der Preis für russisches Ural-Öl bei 77,7 USD pro Barrel.
Das ist der höchste Stand seit zehn Monaten, nachdem Russland vorige Woche angekündigt hatte, dass es seine Öllieferungen bis Dezember freiwillig um 300.000 Barrel pro Tag reduzieren werde.
Außerdem hatte Saudi-Arabien angekündigt, dass es seine einseitige Produktionskürzung um eine Million Barrel pro Tag bis zum Jahresende verlängern werde.
Im August machten russische Ural-Öllieferungen nach Indien etwa 74 % der russischen Gesamtlieferungen aus, während die Türkei und China 12 % bzw. 7 % ausmachten, berichten die Analysten von tradingeconomics.
Seit dem 10. Juli hat der Preis die im Dezember von der Europäischen Union, den G7-Ländern und Australien festgelegte Preisobergrenze von 60 US-Dollar pro Barrel überschritten.
Analyst: Deutschland kauft russisches Öl
Georg Zachmann vom Thinktank Bruegel in Brüssel sagte der Nachrichtenagentur AFP zu der Entwicklung der Ölimporte aus Indien, es sei „sehr plausibel, dass Deutschland und andere europäische Länder implizit russisches Öl kaufen“, berichtet tageschau.de.
Sobald eine direkte Handelsroute blockiert sei, sei der Markt in der Lage, dieses „indirekt auszubalancieren“. Auch wenn die genaue Herkunft des Rohöls „verschleiert“ werde, sei es „wahrscheinlich russisch“.
Zachmann hält es zudem für „unwahrscheinlich“, dass das EU-Embargo die russischen Ölexporte „wesentlich reduzieren wird“. Zum Preisdeckel sagte der Experte, da Russland insgesamt sehr große Ölmengen exportiere, „bleiben seine Einnahmen sehr hoch“.
Deutschland hat wegen des Krieges in der Ukraine seine direkten Ölimporte aus Russland eigentlich eingestellt.
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