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Dumpingpreise

Dumpingpreise: Handel sieht die Schuld nicht bei sich

am Dienstag, 21.01.2020 - 11:43 (2 Kommentare)

In einem Schreiben an Bundesagrarministerin Julia Klöckner weist der Handel die Schuld an Dumpingpreisen und wirtschaftlichen Misere auf den Höfen strikt von sich. Er wehrt sich gegen zusätzliche Regelungen. Laut Handel bringe das nur weitere Nachteile für Landwirte.

In einem gemeinsamem Schreiben an Bundesagrarministerin Julia Klöckner sehen sich der Handelsverband Deutschland (HDE) und der Bundesverband des Lebensmittelhandels (BVLH) sehen sich nicht dafür verantwortlich, dass Landwirte wegen Dumpingpreisen unter wirtschaftlichem Druck stünden. Schuld an der Misere seien die bestehenden strukturellen Probleme der Landwirtschaft. Sie seien unter anderem Folge von Überkapazitäten sowie von Entwicklungen auf den Weltmärkten, so die Verbände.

Die Verbände unterstützen laut Schreiben voll und ganz das Ziel der Ministerin wirtschaftlich gesunder, leistungsfähiger bäuerlicher Betriebe, auf deren Produkte die Handelsunternehmen tagtäglich angewiesen sind.

Lebensmittelhandel kauft weniger als die Hälfte

"Auch kaufen Lebensmittelhändler nur in den seltensten Fällen tatsächlich direkt beim Erzeuger ein. Meist führen sie ihre Verhandlungen mit der lebensmittelverarbeitenden Industrie oder mit Agrargenossenschaften, wie bei der Milch", heißt es im Schreiben.

Hinzu komme, dass deutlich weniger als die Hälfte der von der Landwirtschaft angebotenen Menge an den Lebensmittelhandel gingen - in der Warengruppe Fleisch beispielweise nur etwa ein Drittel. Der überwiegende Anteil der Produktion gelangten in die verarbeitende Industrie, die Gastronomie oder in den Export.

Zudem verweisen die Verbände darauf, dass die Preise für Lebensmittel im Vergleich zu den Verbraucherpreisen insgesamt in den letzten Jahren überproportional gestiegen seien. Allein seit 2015 wurden Nahrungsmittel knapp acht Prozent teurer. Das liege unter anderem am wachsenden Anteil von Bio- oder Fair-Trade-Waren. Die Verbraucher sind laut HDE und BVLH bereit, für mehr Qualität auch mehr zu bezahlen. Im Übrigen sei Deutschland bei den Lebensmittelpreisen schon lange nicht mehr der günstigste Markt.

Verschärfte Gesetze bringen Nachteile für Landwirte

Keine Notwendigkeit sehen die beiden Verbandspräsidenten Josef Sanktjohanser und Friedhelm Dornseifer, die Gesetzeslage zu verschärfen. Vielmehr warnen sie vor negativen Folgen. "Die jüngsten Pläne für von staatlicher Seite festgelegte Preise würden angesichts offener Weltmärkte für Lebensmittel zu Verwerfungen führen, unter denen am Ende die Landwirte leiden".

Der Lebensmittelhandel agiere in einem äußerst intensiven Wettbewerb auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. So entstünden Preise nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. "Interventionen in diese Marktordnung führen zu Effizienz- und Wohlstandsverlusten zu Lasten unserer Unternehmen und der Verbraucher", so die Unterzeichner.

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