Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) bevorzugt seit mehreren Jahren Bio- und Kleinbauern bei der Vergabe von Pachtland in Thüringen. Die EKM hat 2017 ein Punktsystem etabliert, um einen nachhaltigen Umgang mit den eigenen Agrarflächen sicherzustellen. Hat die Kirche damit Biodiversität vor Profit gestellt?
Evangelische Kirche möchte familiengeführte Betriebe stärker fördern
Regeln haben besseren Chancen für Kleinbauern geschaffen
Die Interessen der Bio- und Kleinbauern werden von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) vertreten. Diese sieht durch die Regeln von 2017 der EKM bessere Chancen für ihre Mitgliedsbetriebe bei der Pachtvergabe. Seit 2017 werden Pächter durch ein Punktesystem beurteilt und ausgewählt. Kriterien wie Kirchen-Zugehörigkeit, Ortsansässigkeit und Bio-Anbau werden höher gewichtet. Zuvor sahen sich Bio- und Kleinbauern kaum bei der Verpachtung beachtet und kritisierten die Evangelische Kirche dafür. Ihr wurde damals nachgesagt, dass ihr Profit wichtiger sei als Biodiversität.
Biobauern fordern nun weitere Kriterien bei der Bewirtschaftung von Kirchenland
Auch AbL sieht Nachbesserungsbedarf bei der Pachtvergabe
Bei den bisherigen Regeln sieht auch die AbL Nachbesserungsbedarf. Deshalb hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft einen umfangreichen Katalog mit weiteren Kriterien entwickelt, die mehr Nachhaltigkeit, Biodiversität und einen lebhaften Wirtschaftsraum in den ländlichen Regionen erreichen sollen. Doch die EKM hat bislang nur Teilbereiche davon umgesetzt. „Bio ist nur ein Kriterium unter vielen. Es geht nicht darum, ob ein Betrieb biologische oder konventionelle Landwirtschaft betreibt. Vielmehr geht es um die Unterscheidung „bäuerlich“ und „agrarindustriell“. Im Hinblick auf eine nachhaltige Landwirtschaft ist uns „konventionell“ und „kleinbäuerlich“ lieber als ein agrarindustrieller Biobetrieb“, sagt Reiko Möllert von der Abl Mitteldeutschland. Der Verband möchte die EKM dazu auffordern, noch mehr Kriterien in die Pachtverträge aufzunehmen.
EKM setzt auch bei Wäldern auf nachhaltige Bewirtschaftung
Nach eigenen Angaben wird in den Wäldern der EKM bereits nachhaltig gewirtschaftet. Hier darf nicht mehr Holz geerntet werden, als nachwächst. Für Wälder, die eine Aufforstung benötigen, steht ein Forstausgleichsfonds bereit. Wenn es nötig ist, werden neue Bäume gepflanzt. Den Fonds gibt es seit 2012. Seitdem zahlen alle Eigentümer kirchlicher Flächen ein. Beschädigte Wälder können so möglichst schnell aufgeforstet werden. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald begrüßt den nachhaltigen Umgang der EKM mit ihren Wäldern. Die Kirche sei hier auf einem guten Weg. Der Ausgleichsfonds zeige, dass die Kirche schon seit Jahren zukunftsorientiert arbeitet, teilte der Thüringer Geschäftsführer Tobias Söllner dem MDR mit.
In Thüringen und Sachsen-Anhalt besitzt EKM große Agrarflächen
Darüber hinaus soll sich die EKM im Bereich der Umweltbildung in mehreren Projekten engagieren, wie die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald den MDR mitteilte. Der EKM gehören in Thüringen und Sachsen-Anhalt etwa 80.000 Hektar Pachtland. Damit verdient die EKM rund 20 Millionen Euro jährlich. Darüber hinaus besitzt die Evangelische Kirche in Thüringen 6.200 Hektar Waldfläche. Die Bewirtschaftung erfolgt in Klein-Flächen durch mehrere hundert Kirchengemeinden und Pfarreien.
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