Die Zahl der Schweineschlachtungen ist in Deutschland 2021 erneut gesunken, und zwar um 1,43 Millionen oder 2,7 Prozent. Doch während die drei großen Schlachtunternehmen Westfleisch, Vion und Danish Crown allesamt überdurchschnittlich starke Rückgänge erlitten, verbuchte die Tönnies-Gruppe als größtes Schlachtunternehmen nur ein unterdurchschnittliches Minus von 1,9 Prozent.
Das zeigt das heute von der Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) vorgelegte Schlachthofranking.
Marktführer Tönnies baute damit seinen Vorsprung auf die Konkurrenten aus und steigerte seinen Marktanteil auf 30,8 Prozent.
Nach zwei Krisenjahren stehen die Zeichen auf Konsolidierung
ISN-Marktanalyst Klaus Kessing sagt: „Nach den vergangenen zwei Krisenjahren stehen die Zeichen in der Schlachtbranche auf Konsolidierung.“ Kessing spricht von einer „elementaren Umbauphase“.
Nach dem Wegfall wichtiger Exportmärkte rücke der heimische Markt weiter in den Vordergrund. Dabei stellen sich vor allem die großen Schlachtkonzerne auf die schwächelnde Nachfrage ein und richten ihr Angebot immer zielgenauer auf die Marktsegmente aus. Das Verbot der Werkverträge schränkt dabei die Flexibilität der Unternehmen ein.
Schlachthaken werden abgebaut, Fusionen stehen an
Kessing rechnet mit einem Kapazitätsabbau und weiteren Zusammenschlüssen kleiner und mittlerer Betriebe.
Eine Umfrage der dfv Mediengruppe und der Unternehmensberatung Ebner Stolz stützt diese These. Danach sind knapp ein Drittel der befragten Unternehmen aus den Top 100 der Fleisch- und Wurstindustrie auf der Suche nach Allianzen in der Branche.
52 Prozent suchen Kooperationspartner auf den vor- und nachgelagerten Stufen. 58 Prozent der Befragten sehen die Fleischwirtschaft am Beginn einer Transformation.
Schlachter sollen Kostensteigerungen an Kunden weitergeben
ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack mahnte die Schlachtunternehmen, trotz der Herausforderungen die desaströse Lage der deutschen Schweinehalter nicht zu ignorieren.
Konkret forderte Staack die Schlachtunternehmen auf, ihre höheren Kosten stärker an die Fleischabnehmer weiterzugeben. Die Ferkelerzeuger und Schweinemäster brauchten dringend auskömmliche Preise, damit dieser Grundpfeiler der Wertschöpfungskette nicht komplett aus dem Boden gerissen werde.
Westfleisch überholt Vion

Im ISN-Schlachthofranking gab es 2021 einen Wechsel in der Verfolgergruppe hinter dem unangefochtenen Marktführer Tönnies: Die genossenschaftliche Westfleisch eroberte den zweiten Platz zurück von Mitbewerber Vion. Während Westfleisch in etwa mit dem Markt um 2,8 Prozent weniger Schweine schlachtete als im Vorjahr, betrug das Minus bei Vion weit überdurchschnittliche 7,9 Prozent.
Bei den mittelständischen Schlachtunternehmen ergab sich 2021 nur eine Positionsveränderung im Ranking im Vergleich zu 2020. Simon-Fleisch konnte Willms Fleisch knapp überholen und liegt nun auf Rang 9.
Bis auf Müller Fleisch und Tummel, die ihre Schlachtzahlen halten konnten, verzeichneten alle anderen Unternehmen Rückgänge, die bei Willms-Fleisch mit -20,1 Prozent am deutlichsten ausfielen.
Kaum Schlachtungen in den Haltungsstufen 3 und 4
Seit einigen Monaten beobachtet die ISN eine Tendenz zu einem höheren Anteil an Schweinen aus höheren Haltungsstufen. Dies beschränkt sich aber größtenteils auf die Haltungsstufe 2. Bei den größeren Schlachtunternehmen bewegen sich die Anteile von ITW (Stufe 2)- Schweinen zwischen 30 und 70 Prozent.
Die Anteile von Schlachtungen aus Stufe 3 oder 4 liegen, wenn überhaupt, im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Vor dem Hintergrund steigender Verbraucherpreise, Inflation und begrenzter Kaufkraft zeigte sich laut ISN zuletzt, dass die Preissensibilität der Verbraucher deutlich steigt. Daher bleibe abzuwarten, ob die vom Lebensmitteleinzelhandel angestrebten Anteile höherer Haltungsstufen in Zukunft erreicht werden könnten, so der Verband.
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