
Der Einbruch der Schweinehaltung in Deutschland hat nicht nur auf der Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe dramatische Folgen. Auch die Fleischindustrie leidet unter dem Strukturbruch. Jetzt hat Europas größter Fleischriese, das dänische Unternehmen Danish Crown, einen drastischen Sparkurs angekündigt.
Vorstandschef Jais Valeur sprach von einer „sehr außergewöhnlichen Situation, die eine Anpassung der Organisation leider unumgänglich macht“.
Schließung in Boizenburg, weniger Schlachtungen in Essen (Oldenburg)
Konkret kündigte Danish Crown an, den Zerlegebetrieb in Boizenburg, Mecklenburg-Vorpommern, stillzulegen. Ein großer Teil der Aktivitäten soll innerhalb von sechs Monaten auf den Schlachtbetrieb in Essen bei Oldenburg verlagert werden. Den rund 200 Beschäftigten in Boizenburg soll – soweit möglich – eine Beschäftigung in einem der anderen Werke des Konzerns angeboten werden.
Allerdings wird Danish Crown auch in Essen auf Sparkurs gehen. Dort sollen die Schlachtungen bis zum 1. Mai um 40 Prozent reduziert werden. Auf welchem Niveau die Schlachtungen an dem Standort südlich von Bremen danach fortgeführt werden, will das Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden.
Kosten sollen um 50 Millionen Euro gesenkt werden
Die dänische Fleischgruppe fährt aber nicht nur ihre Aktivitäten in Deutschland zurück. Das gesamte Konzerngeschäft wird überprüft. Ziel ist, die Kosten jährlich um 50 Mio. Euro zu drücken. Zu diesem Zweck sollen 150 Stellen abgebaut werden, zwei Drittel davon in Dänemark.
Geplant ist auch, Vertriebsgesellschaften außerhalb Dänemarks zusammenzulegen oder stillzulegen. Insgesamt sind für die Umstrukturierung sechs Monate vorgesehen. „Wir werden unsere Produktion so anpassen, dass wir von Woche zu Woche genau die Waren produzieren, die unsere Kunden in Deutschland und im übrigen Europa nachfragen“, sagt Valeur.
Fleischindustrie baut Überkapazitäten ab

Bisher ist Danish Crown mit jährlich knapp 3 Millionen Schweineschlachtungen der viertgrößte Schweineschlachter in Deutschland. Daneben betreibt die Gruppe hierzulande bislang zwei Rinderschlachtbetriebe und drei Veredlungsstandorte. Den deutlichen Kapazitätsabbau begründete das Unternehmen mit den rückläufigen Schlachtzahlen und dem sinkenden Konsum von Schweinefleisch in Deutschland.
Bundesweit waren die Schlachtungen 2022 um rund 8 Prozent zurückgegangen. Im Jahr 2021 hatte bereits die Nummer zwei am deutschen Markt, die Genossenschaft Westfleisch, ihren Schweineschlachtbetrieb in Gelsenkirchen stillgelegt. Dort waren zuvor jährlich fast 1 Million Schweine verarbeitet worden.
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