Schon seit Tagen können die Schiffe nicht mehr voll beladen werden, nun droht an einigen kritischen Stellen der komplette Stillstand. An der kritischen Engstelle Kaub, in der Nähe von Koblenz, sei der Wasserstand inzwischen so niedrig, dass die Schiffseigner in den kommenden Tagen feststellen könnten, dass die Schifffahrt nicht mehr sicher sei, berichteten Rohstoffhändler am Montag. Die Wasserstände sind jedoch weiter gesunken.
Der Leitpegel des Rheins bei Kaub (Rhein-Lahn-Kreis) hat am Dienstagmorgen einen Stand von 73 cm erreicht, deutlich niedriger als noch am Dienstag voriger Woche mit 111 cm. Im Dürrejahr 2018 war der Rheinpegel bei Kaub allerdings bis auf 24 Zentimeter gefallen. Das Niedrigwasser behindert die Schifffahrt auf dem gesamten Fluss südlich von Duisburg und Köln. Frachtschiffe können nicht mehr vollbeladen fahren.
Der Rhein ist ein wichtiger Transportweg für Güter wie Getreide, Düngemittel, Kohle, Diesel, Benzin und Heizöl. Niedrigwasser führt zu Zuschlägen auf die Frachtraten und damit zu höheren Kosten. „In den kommenden Tagen ist mit weiter fallenden Wasserständen zu rechnen. Die derzeitigen Wasserstände sind für diese Jahreszeit sehr niedrig. Sie sind Folge der fehlenden Niederschläge der vergangenen Wochen und Monate und kommen im Juli eher selten vor“, sagte Valeska Bergmann vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Rhein aus Duisburg auf gegenüber dem Kölner EXPRESS.
Allerdings: Wann ein Schiff mit weniger Ladung fährt, hängt laut der Expertin von vielen Faktoren ab. „Seitens der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung werden aufgrund der niedrigen Wasserstände keine Einschränkungen der Schifffahrt angeordnet. Die Auswirkungen des Niedrigwassers auf die Schifffahrt sind faktischer Natur“, sagt sie.
Niedrigwasser an immer mehr Flüssen, Transportprobleme und kein Regen
Der gesamte Fluss südlich von Duisburg und Köln ist derzeit betroffen. Flaches Wasser führt zu Zuschlägen auf die Frachtraten und damit zu höheren Kosten für die die transportierten Güter. Im Dürrejahr 2018 hatten niedrige Pegelstände nach dem heißen Sommer und dem ebenfalls trockenen Herbst die Schifffahrt und Warentransport über Monate eingeschränkt und Landwirtschaft Industrie belastet. Fahrverbote für Schiffe auf Flüssen gibt es bei Niedrigwasser - anders als bei Hochwasser - nicht.
Jeder Schiffsunternehmer ist selbst in der Verantwortung, zu überprüfen, ob sein Schiff den Fluss auch befahren kann. In Köln ist dafür die Häfen- und Güterverkehr AG (HGK) zuständig. Dort sieht man sich gut gerüstet für das Niedrigwasser. „Außergewöhnlich ist allerdings, dass das Niedrigwasser in diesem Jahr relativ früh auftritt“, so HGK-Sprecher Christian Lorenz.
Da die Schiffe nicht mehr so viel laden könnten, müssten die Unternehmen mehr Schiffe einsetzen, um die Ware zu transportieren, und das erhöht ebenfalls die Kosten. Im Dürrejahr 2018 hatten niedrige Pegelstände nach dem heißen Sommer und einem trockenen Herbst die Schifffahrt über Monate eingeschränkt.
Der Chemiekonzern BASF - dessen größtes Werk am Stammsitz in Ludwigshafen rund 40 Prozent der Rohstoffe über den Fluss transportiert und der das Rheinwasser auch zur Kühlung nutzt - erklärte, derzeit hätten die Pegelstände noch keine Auswirkungen auf die Produktion. Man beobachte aber die Situation genau.
In weiten Teilen Europas werden gegenwärtig auf die heißesten Sommertage seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erwartet. Auch in Deutschland werden Temperaturen von bis zu 40 Grad erwartet. Und für die letzten Juli-Wochen ist kaum Regen vorhergesagt, abgesehen von wenigen, lokalen Gewittern.
Die anhaltende Trockenheit führt dazu, dass der Wasserstand von Rhein, Main und Neckar weiter sinkt. Ein kleinerer Fluss, wie die Dreisam in Südbaden beispielsweise, ist an einigen Stellen schon komplett ausgetrocknet, berichtet der SWR.
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