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Milchindustrie

Fonterra setzt auf die Urmilch-Revolution

Fonterra-Werk in Neuseeland
am Freitag, 09.03.2018 - 11:29 (Jetzt kommentieren)

Der neuseeländische Molkereiriese Fonterra hat mit der a2 Milk Company eine Kooperation vereinbart zum Vertrieb von "Urmilch".

Fonterra und a2 Milk (a2MC) wollen den Vertrieb von Molkereiprodukten auf der Basis der angeblich besonders bekömmlichen A2-Milch gemeinsam ausbauen. Das noch junge Unternehmen a2 Milk steuert vor allem seine Markenrechte und sein Know-how bei. Fonterra wird in Neuseeland und Australien unter seinen Milcherzeugern eine gesonderte Erfassung für die auch als „Urmilch“ bezeichnete A2-Milch aufbauen. Auch in der Verarbeitung und im Vertrieb wird der Molkereiriese seine Kapazitäten zur Verfügung stellen.

Zielmärkte sind neben Australien und Neuseeland in erster Linie Südostasien mit China sowie der Mittlere Osten. Die Partner haben für verschiedene Produkte Kooperationsvereinbarungen getroffen. Unter anderem erwarb Fonterra eine exklusive Lizenz für die Produktion und den Vertrieb von Frischmilch der a2-Milk-Marke für Neuseeland.

Was also ist A2-Milch?

Die Bezeichnung A2 geht auf zwei Formen des Milcheiweißes Beta-Casein zurück, die in Kuhmilch natürlicherweise vorkommen. Die Varianten heißen A1 und A2. Eine Kuh produziert je nach genetischer Veranlagung eine der beiden Formen oder ein 1:1-Gemisch.

Ursprünglich enthielt die Milch vermutlich aller Hausrinder nur Typ 2 Beta-Casein. Das gilt für Schaf-, Ziegen- und Kamelmilch auch heute noch. Auch menschliche Muttermilch enthält nur Casein, das Typ 2 ähnlich ist. Bei den domestizierten Rindern kam es durch eine Mutation irgendwann aber zur Veranlagung, auch Beta-Casein vom Typ 1 zu erzeugen. Die Abweichung wurde unbemerkt in die Bestände eingekreuzt.

Weil beim Konsum von A2-Milch, anders als bei A1-Milch, im menschlichen Verdauungstrakt nicht das Opioid Beta-Casomorphin-7 gebildet wird, soll A2-Milch nach Auffassung mancher Forscher gesünder sein. Während sie in Deutschland beim Verbraucher noch weitgehend unbekannt ist, wächst diese Marktnische in Australien und Neuseeland rasch.

Die Börse glaubt an die Urmilch-Revolution

Die Börse glaubt offensichtlich, dass A2-Milch den Milchmarkt revolutionieren kann. Der Aktienkurs von A2MC ist innerhalb eines Jahres um mehr als 400 Prozent gestiegen.

Das noch junge Start-up ist inzwischen an der Börse in Auckland das wertvollste Unternehmen Neuseelands mit einer Marktkapitalisation von sagenhaften 5,7 Mrd. Euro. Das ist mehr als das 17-fache des Umsatzes von A2MC im vergangenen Jahr. Zum Vergleich: Der Rohstoffkonzern K+S ist an der Frankfurter Börse 4,5 Mrd. Euro schwer.

Gut möglich, dass die Kooperation mit Fonterra für A2-Milch den Durchbruch bedeutet. Bisher hatte der weltweit agierende Molkereiriese das Start-up eher bekämpft. Nun ändert die Genossenschaft offensichtlich ihre Strategie und ist selbst von der Zukunft der "Urmilch" überzeugt. Da die Vermarktung den Aufbau reiner A2-Milchviehherden erfordert, könnten sich die Neuseeländer ein wertvolles Alleinstellungsmerkmal verschaffen.

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