
Nach einem sehr schwachen ersten Halbjahr 2023 stellt die Molkereigenossenschaft FrieslandCampina ihre Milchbauern auf einen weiter sinkenden Milchpreis ein. Denn im ersten Halbjahr zahlte das Unternehmen den Milchviehhaltern nach eigenen Angaben einen Erzeugerpreis, der durch die Erlöse vor allem für Käse und Butter nicht gedeckt war.
Der seit Juni amtierende neue Vorstandschef (CEO) Jan Derck van Karnebeek macht daher eine scharfe Ansage in Richtung der Landwirte. Für ihn hat „die Verbesserung unserer Rentabilität im Jahr 2023 und danach oberste Priorität“. In Amersfoort geht Gewinn künftig offenbar vor Milchgeld.
Molkerei FrieslandCampina steht knapp vor roten Zahlen
Erstes deutliches Anzeichen des Sparkurses von Van Karnebeek: Für das erste Halbjahr werden die genossenschaftlichen Mitglieder keine vorläufige Ausschüttung der Pro-Forma-Barnachzahlung erhalten.
Schon im vergangenen Jahr hatte FrieslandCampina den Vorschuss auf die Barnachzahlung ausgesetzt. Damals hatte die Molkerei ihren Halbjahresüberschuss allerdings noch fast verdoppelt auf 139 Mio. Euro.
In diesem Jahr ist die Welt eine andere. Der Konzern schlitterte in den ersten sechs Monaten fast in die roten Zahlen. Der Nettogewinn brach um 94 Prozent auf nur noch 8 Mio. Euro zusammen.
Darum ist der Gewinn von FrieslandCampina zusammengebrochen
Dabei konnte FrieslandCampina seinen Umsatz im ersten Halbjahr 2023 sogar um 4,6 Prozent auf 6,9 Mrd Euro steigern. Der schnelle Verfall der Marktpreise für Molkereibasisprodukte erwischte das Unternehmen aber auf dem falschen Fuß. Der Garantiepreis für die Milcherzeuger, der im Januar 2023 noch 60 Cent/kg Milch mit 3,58 Prozent Eiweiß und 4,45 Prozent Fett betrug, war höher als die für Basisprodukte erzielbaren Einnahmen.
Weil die Produktpreise so schnell verfielen, musste das Unternehmen zu höheren Herstellungskosten produzierte Milchbasisprodukte zu einem niedrigeren Marktwert verkaufen. Hinzu kam, dass die Verbraucher weniger hochpreisige Markenprodukte kauften und auf die Handelsmarken des Einzelhandels auswichen. Diese Entwicklung konnte durch sehr gute Erlöse im Geschäft mit Kindernahrung in China nicht vollständig aufgefangen werden.
Milchpreis soll an die niedrigeren Erlöse angepasst werden
Für die zweite Jahreshälfte kündigte Van Karnebeek an, dass die Erzeugerpreise den Erlösen für Molkereibasisprodukte angenähert werden. Das bedeutet im Klartext: das Auszahlungsniveau wird weiter fallen. Der Garantiepreis von 43,25 Cent/kg, den FrieslandCampina für den Monat Juli aufgerufen hat, wird in den kommenden Monaten voraussichtlich unterschritten.
Neuer Vorstandschef plant offenbar Restrukturierung von FrieslandCampina
Trotzdem erwartet der neue Vorstandschef, dass die Gewinne in der zweiten Jahreshälfte unter Druck stehen werden. Darum soll die Kostenstruktur des Unternehmens analysiert werden.
Offensichtlich plant der ehemalige Heineken-Vertriebschef strukturelle Veränderungen der Molkereigenossenschaft, denn er kündigte bereits mögliche Zusatzkosten für eine Restrukturierung in der zweiten Jahreshälfte an.
Dabei hatte FrieslandCampina erst zu Jahresbeginn seine Marken „Landliebe“, „Tuffi“ „Gastro“ sowie Produktionsstätten in Köln, Heilbronn und Schefflenz an Molkerei-Gruppe Theo Müller verkauft. Nun drohen offenbar weitere Einschnitte in die Konzernstruktur.
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