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Die Gas-Krise kostet: Millionen Arbeitsplätze und eine Rezession

oel- und gasspreicher.
am Donnerstag, 30.06.2022 - 14:15 (3 Kommentare)

Ein Gaslieferstopp hätte katastrophale Folgen. Ernährungswirtschaft und damit auch die Landwirtschaft wären ganz besonders betroffen. Das zeigt ein aktuelle Studie im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft.

Ein kurzfristiger Stopp von russischen Erdgas-Importen würde zu Einbußen der deutschen Wirtschaftsleistung von insgesamt 12,7 Prozent führen. Das zeigt eine Studie der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw).

„Das abrupte Ende von russischen Gas-Importen hätte auch deutliche Auswirkungen auf die Erwerbstätigen in Deutschland. Insgesamt wären rechnerisch etwa 5,6 Millionen Arbeitsplätze von den Folgen betroffen“, sagt der Hauptgeschäftsführer der vbw Bertram Brossardt.

Die Studie „Folgen einer Lieferunterbrechung russischen Gases für die deutsche Industrie“, die die Prognos AG für die vbw erstellt hat, zeigt die negativen wirtschaftlichen Effekte ausgehend von einem Lieferausfall ab Juli 2022 auf.

Anders als in früheren Studien zu den wirtschaftlichen Auswirkungen eines Erdgas-Embargos werden einzelne Produktionsprozesse in technischer Hinsicht untersucht und deren Bedeutung für beteiligte sowie vor- und nachgelagerte Branchen in den Blick genommen.

Lebensmittelindustrie stark betroffen - Dominioeffekte

gasverbrauch der Industrie.

Danach wäre aufgrund gesetzlich festgelegter Mindestmengen in Gasspeichern und der Versorgung vorrangiger Kunden der Gasbedarf der Industrie nicht einmal zur Hälfte gedeckt. Die Wertschöpfung der direkt betroffenen Branchen würde um 3,2 Prozent sinken, was einem Verlust von rund 49 Milliarden Euro entspricht. „Besonders betroffen sind Branchen wie die Glasindustrie oder die Stahlverarbeitung, dort müssen wir davon ausgehen, dass die Wertschöpfung um fast 50 Prozent zurückgeht.

Ähnliches gilt für die Chemie-, Keramik-, Nahrungsmittel-, und Textilbranche sowie das Druckereiwesen. Hier liegen die Wertschöpfungsverluste bei über 30 Prozent“, erklärt Brossardt. Den mit Abstand bedeutendsten industriellen Verbraucher von Erdgas stellt im Jahr 2021dabei die Grundstoffchemie mit 120 TWh, die fast ausschließlich für Prozesse (insbeson-
dere Prozesswärme) benötigt werden.

Branchen mit einem hohen absoluten Erdgaseinsatz, ebenfalls überwiegend für Prozesse, sind Ernährung (34 TWh), Papier (28 TWh, hauptsächlich zur Dampferzeugung) sowie Eisen und Stahl (24 TWh, vorwiegend in den Walzwerken).

Die bei einem Lieferstopp erwarteten Produktionseinbußen führen laut Studie außerdem zu indirekten Folgen, die die Wirtschaft in Deutschland noch weitreichender treffen würden: Die Erdgas-Engpässe bewirken Dominoeffekte. Diese treffen die gesamte Wertschöpfungskette empfindlich. Im Studienszenario kommen wir zu einem Rückgang der Wertschöpfung um weitere 144 Milliarden Euro (-9,4 Prozent).

"Die Störungen in den intensiv verflochtenen Produktions- und Lieferketten hätten also branchenübergreifend etwa die dreifache Auswirkung im Vergleich zu den direkten Folgen. In Summe droht damit ein Wertschöpfungsverlust von 193 Milliarden Euro“, sagt Brossardt.

Schwere Rezession bei Lieferstopp

Bei der inländische Förderung von Erdgas ist für die letzten Jahren ein konstanter Rückgang zu verzeichnen. Im Jahr 2021 wurden rund 47 TWh (Hu) Erdgas in Deutschland gefördert, was etwa 5 Prozent der gesamten inländischen Gasnachfrage bzw. 11 Prozent in Relation zur gesamten
Gasimportmenge aus Russland entspricht.

Im Jahr 2021 ging der Bundesverband Erdgas,Erdöl und Geoenergie (BVEG) davon aus, dass sich der Förderrückgang auch in Zukunft fortsetzen werde.Nach Einschätzung des vbw zeigt sich, dass wir durch einen Lieferstopp auf eine Rezession zulaufen, mit allen Folgen auch für Beschäftigung und sozialen Zusammenhalt in unserem Land. Der vbw plädiert deshalb eindringlich dafür, ein Erdgas-Embargo möglichst zu verhindern.

Sollte es dennoch zu einem Lieferstopp kommen, muss der Bundeslastverteiler dafür sorgen, dass die wirtschaftlichen Schäden möglichst gering ausfallen, heißt es seitens des vbw. "Die Studienergebnisse verdeutlichen die hohe Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von russischen Gaslieferungen. Ziel sollte die vollständige Unabhängigkeit in möglichst kurzer Zeit sein, sagt Brossardt.

Folgen einer Lieferunterbrechung von russischem Gas für die deutsche Industrie

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