Angesichts der stark gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten liefern sich Teile der Lebensmittelindustrie und der Einzelhandel derzeit extrem harte Preisverhandlungen. Der Einzelhandel will weitere Anhebungen der Verbraucherpreise so klein wie irgend möglich halten, um die Kunden nicht zu verprellen. Die Ernährungsindustrie braucht jedoch höhere Erlöse, um ihre Kosten zu decken – auch, um dringend notwendige bessere Preise für den Ankauf von Agrarrohstoffen wie Milch, Fleisch und Getreide zahlen zu können.
Der US-Lebensmittelhersteller Mars hat nun seine Lieferungen an die deutschen Supermarktketten Rewe und Edeka sowie deren Discounter-Töchter Penny und Netto eingestellt. Zuvor hatten bereits der Getränkekonzern Coca-Cola und Edeka vor Gericht über einen Lieferstopp gestritten.
Edeka sieht keine sachliche Begründung für die geforderte Preisanhebung
Man sehe trotz intensiver Verhandlungen keine Basis, die von Mars geforderten Preiserhöhungen zu akzeptieren, teilte Rewe am Mittwoch (12.10.) in Köln mit. Manche Forderungen, die nicht mit höheren Kosten für Energie und Rohstoffe zu begründen seien, lehne man „strikt ab“.
Edeka sieht es ähnlich. „Die aktuellen erheblichen Preisforderungen des Herstellers Mars sind aus unserer Sicht sachlich nicht begründet“, sagte ein Edeka-Sprecher.
Gericht entscheidet: Coca-Cola muss Edeka nicht beliefern
Mars teilte mit, steigende Kosten würden „so gut wie möglich intern“ aufgefangen. Es sei „jedoch ein gewisses Maß an Preisanpassung nötig“. Der US-Konzern stellt unter anderem Schokoriegel der Marken Snickers und Bounty her, aber auch Reis-Gerichte und Eis.
Der Getränkekonzern Coca-Cola hatte in einem Streit um höhere Einkaufspreise mit Edeka bereits vor einigen Wochen mit einem Lieferstopp reagiert. Daraufhin versuchte der größte deutsche Lebensmitteleinzelhändler, den Getränkehersteller Anfang September mit einer einstweiligen Verfügung zur Lieferung zu zwingen. Das Landgericht Hamburg hob die Verfügung im Widerspruchsverfahren jedoch auf und gab Coca-Cola Recht.
Ohne Einigkeit über den Preis gibt es keinen Kaufvertrag
Der Markenverband begrüßte die Entscheidung des Landgerichts Hamburg, die Verpflichtung von Coca-Cola zur „altpreisigen“ Belieferung von Edeka aufzuheben. „Es ist ebenso essenziell wie selbstverständlich, dass die Belieferung eine aktuelle Einigung von Lieferanten und Käufern über den Kaufpreis voraussetzt“, sagte Christian Köhler, Hauptgeschäftsführer des Markenverbandes.
Er verwies auf die grundlegende Bedeutung der Entscheidung, dass für alle Unternehmen genauso wie für Private gelte, bevor ein Kaufvertrag mit Lieferverpflichtung zustande komme, müssten die wesentlichen Voraussetzungen, nämlich Einigung über Gegenstand und Preis vorliegen.
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