Update vom 25. Februar 2021, 16:20 Uhr:
Am 24. Februar 2021 hat die Vertreterversammlung der Genossenschaftsmolkerei beschlossen, dass die Nachzahlung an die Arla-Milcherzeuger auf 1,75 Cent pro Kilogramm gelieferter Milch erhöht wird. An alle europäischen Lieferanten werden nun insgesamt 264 Mio. Euro ausgezahlt - als Nachzahlung, Zinsen und individuelle Konsolidierung (Kapitaleinlage). Wie Arla Foods in einer Pressemitteilung verkündet, erhalten die Genossenschaftsmitglieder ihre Nachzahlung Anfang März.
Von den etwa 9.400 Genossenschaftsmitgliedern kommen etwa 1.500 aus Deutschland. Diese lieferten der Molkerei im vergangenen Jahr etwa 1,71 Mrd. Kilogramm Milch.
Unter Berücksichtigung der ausgezahlten Zuschläge betrug der monatliche Milchpreis für konventionelle Milch bei Arla 33,10 Cent pro Kilogramm (bei 4,0 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß). Wird die Nachzahlung mit einbezogen, erhöht sich der Preis auf 34,85 Cent. Mit der individuellen Konsolidierung (Kapitaleinlage) ergibt sich Jahresdurchschnittspreis von 35,20 Cent pro Kilogramm Milch.
2020 belief sich der Gesamtumsatz von Arla Foods auf 10,6 Mrd. Euro. Im vorangegangenen Jahr waren es noch 10,5 Mrd. Euro, verkündete die Molkerei in einer Pressemitteilung zu ihrer Bilanz 2020. Auf 3,2 Prozent belief sich der Gewinnanteil des Umsatzes und lag damit um 0,2 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Leicht rückläufig war der Verschuldungsgrad von 2,7.
Die verarbeitete Milchmenge hat sich mit 13,7 Mrd. Kilogramm im Vergleich zu 2019 nicht verändert.
Im Februar wird über höhere Nachzahlung entschieden
Arlas Aufsichtsrat schlägt vor, den Landwirten der Genossenschaft eine Nachzahlung von 1,75 Cent pro Kilogramm gelieferter Milch zu gewähren. Über die jährliche Nachzahlung erhalten die Milchbauern für gewöhnlich 1 Cent pro Kilogramm. Bis Ende Februar soll die Vertreterversammlung über die erhöhte Nachzahlung entscheiden.
Während der Pandemie seien die Milchabholung von den Betrieben und die Produktion in den beiden deutschen Milchwerken in Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern dauerhaft aufrecht erhalten worden, unterstrich Arla.
Der Geschäftsführer von Arla Deutschland, Markus Mühleisen, kündigte an, gemeinsam mit allen Akteuren auf dem deutschen Milchmarkt ein höheres Preisniveau erreichen zu wollen. Dafür sollten die Qualität und die Wertschöpfung der Milch in den Mittelpunkt gerückt werden. Mühleisen betont die momentan schwierige Lage der Landwirte: „Als Molkereigenossenschaft, die im Besitz von Landwirten ist, ist es unsere Aufgabe, den höchstmöglichen Wert für die Milch unserer Landwirte zu erwirtschaften. Daher arbeiten wir kontinuierlich an der bestmöglichen Vermarktung der Milch unserer Genossenschaftsmitglieder, etwa über starke Marken und Produktinnovationen bei gleichzeitiger Kostendisziplin und höchstmöglicher Effizienz. Diesen Weg wollen wir konsequent weitergehen.“
Auch in der Corona-Pandemie soll 2021 das Marken- und Handelsmarkengeschäft weiter ausgebaut werden. Dabei werde der Schwerpunkt auf die Nachhaltigkeit gelegt, kündigt Mühleisen an.
Im Geschäftsjahr 2020 sei der vorausgezahlte monatliche Milchpreis an die Landwirte im Vergleich zur übrigen Molkereibranche stabil geblieben.
Minus in Gastronomie und Handel, Plus im Einzelhandel
Während es 2020 in den Bereichen Gastronomie und Globale Industrieverkäufe Einbußen zu verzeichnen gab, ist der Konsum im Einzelhandel und im E-Commerce sprunghaft angestiegen. Arla Foods habe das Geschäft mit Ankunft der Corona-Pandemie schnell umgestaltet, sodass der Umsatz im Markengeschäft konzernweit um 7,7 Prozent wachsen konnte.
Bei den Globalen Industrieverkäufen sank der Umsatz von 1,66 Mrd. Euro in 2019 auf 1,54 Mrd. Euro. Um 12 Prozent ging der Umsatz im europäischen Gastronomie-Markengeschäft zurück.
Im internationalen Segment sind 19 Prozent des Geschäfts erreicht worden. Der Umsatz stieg hier im Markenbereich von 1,8 Mrd. Euro auf 1,97 Mrd. Euro. Besonders gewachsen – um 20,1 Prozent – ist der Umsatz in Nahost und Nordafrika.
In den Privathaushalten stieg der mengenbasierte und konzernweite Umsatz insbesondere bei den Marken Lurpak (+ 14,6 Prozent), Arla (+ 3 Prozent) und Puck (11,7 Prozent). Über die Verschiebung der Umsätze in den verschiedenen Geschäftsbereichen berichtet Peder Tuborgh, Hauptgeschäftsführer von Arla Foods: „Aufgrund der Agilität der Genossenschaft waren wir in der Lage, unser Geschäft umzustellen, und konnten große Milchmengen umlenken – und das fast über Nacht.“
Nachhaltigkeit rückt in Deutschland und Europa stärker in den Fokus
60 Prozent seines Geschäfts erziele Arla Foods im Europa-Segment. Hier sei im letzten Jahr ein mengenbasiertes Umsatzwachstum von knapp 6 Prozent zu verzeichnen gewesen – vor allem durch die Marken Lurpak, Arla und Starbucks. Der Gesamtumsatz in Europa ist von 6,35 Mrd. Euro (2019) auf 6,41 Mrd. Euro gestiegen. In Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden sind die Marken am deutlichsten gewachsen.
In sieben europäischen Ländern sei bei insgesamt 93 Prozent der Arla-Milchbauern ein Klimacheck eingeführt worden, der Klimadaten zur Milchproduktion sammelt.
Der mengenbasierte Umsatz stieg in Deutschland besonders durch den Reibekäse Arla Finello (+ 49,4 Prozent), Arla Bio (+ 19,3 Prozent) und Arla Kærgården (+ 15,2 Prozent). Wie die Molkerei berichtet, fand die Einführung neuer Produkte in Deutschland vor allem in der zweiten Jahreshälfte statt.
Im Geschäftsjahr sei die Nachhaltigkeitsagenda in Deutschland, die Höfe, Werke und Verpackungen betreffe, weiterentwickelt worden. Von Arlas deutschen Milcherzeugern hätten sich 90 Prozent am Klimacheck-Programm beteiligt. Außerdem sei das Qualitätsprogramm Arlagården eingeführt und die Verpackungen nachhaltiger gestaltet worden. Darüber hinaus habe sich die Molkerei an der Kampagne „Oft länger gut“ beteiligt und die Verpackungen verschiedener Produkte mit einem entsprechenden Aufdruck – zusätzlich zum Mindesthaltbarkeitsdatum – versehen.
Weiteres Markenwachstum in 2021
Im laufenden Jahr erwartet Arla Foods wieder ein Markenwachstum. Dieses werde aber voraussichtlich nicht ganz so deutlich ausfallen wie im letzten Jahr. Für den Konzernumsatz 2021 werden 10,3 Mrd. bis 10,6 Mrd. Euro prognostiziert. Der Gewinnanteil am Umsatz wird voraussichtlich zwischen 2,8 und 3,2 Prozent betragen.
Der Handel zwischen der EU und Großbritannien sei gut vorbereitet worden. Ein hohes Risiko durch den Brexit wird deshalb nicht erwartet.
2020 sparte das Transformations- und Effizienzprogramm Calcium 130 Mio. Euro ein, insbesondere durch effizientere Lieferketten und optimierte Marketingausgaben. Im laufenden Jahr sollen die Einsparungen noch erhöht werden.
Im rheinland-pfälzischen Pronsfeld ist mit der Fertigstellung des Trockenturms zur Milchpulverproduktion für dieses Jahr eine Investition in Höhe von 700 Mio. Euro geplant.
Zu den Herausforderungen in 2021 sagt Peder Tuborgh: „Wir müssen wachsam bleiben. Zum einen müssen wir weiter für die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter sowie Mitglieder sorgen und zum anderen die Geschäftskontinuität und das Wachstum sicherstellen. Doch wir sehen außerdem einem Jahr entgegen, in dem wir hoffentlich erleben, wie die Welt sich wieder zu öffnen beginnt, da die Impfungen anlaufen. Daher blicke ich mit vorsichtigem Optimismus in das Jahr 2021“.
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