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+++ Aktualisiert: 13:15 Uhr +++

Hunderte Landwirte protestieren vor Aldi-Zentrallagern

Landwirte blockieren ein Aldi-Zentrallager
am Dienstag, 29.12.2020 - 08:53 (2 Kommentare)

Hunderte Landwirte haben mit ihren Traktoren in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Zufahrtswege zu Aldi-Lagern blockiert, um gegen die Preispolitik des Discounters zu protestieren.

Landwirte blockieren mit ihren Traktoren die Zufahrt zu einem Zentrallager von Aldi.

Die Blockaden dauerten auch am Dienstagmorgen noch an. „Die Landwirte bleiben so lange, bis Aldi sich bewegt und konstruktive Vorschläge bringt“, sagte der Sprecher der Bewegung „Land schafft Verbindung“ in Niedersachsen, Anthony Lee. Auslöser der Aktion sind die aktuellen Verhandlungen über einen neuen Butterkontrakt. 

Vor dem Aldi-Lager im niedersächsischen Hesel versperrten etwa 400 Traktoren die Zugänge, wie die Polizei mitteilte. Auch in weiteren Teilen des Bundeslandes sowie in Nordrhein-Westfalen gab es seit Montagabend Blockaden. In Schleswig-Holstein hatte es schon am Wochenende Proteste gegeben.

Dieses heute Vormittagauf Twitter gepostete Video (29.12., 11 Uhr) eines BILD-Reporters zeigt eine Blockade in Greven im Münsterland.

Aldi-Sprecher sieht übliche saisonale Preisbewegung

Der Unternehmenssprecher von Aldi-Nord, Joachim Wehner, hatte am Montag mitgeteilt, es sei völlig normal und wiederhole sich jedes Jahr aufs Neue, dass die Butterpreise aufgrund der hohen Nachfrage zur Weihnachtszeit stiegen und danach zu Jahresbeginn wieder zurückgingen.

Die Bauern befürchten jedoch, dass die Preise zu stark gesenkt werden. Die in Rede stehende Absenkung der Einkaufspreise des Lebensmitteleinzelhandels für Butter sei "vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Marktlage in dieser Höhe überraschend und kaum zu rechtfertigen", sagte in diesem Zusammenhang Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, ohne allerdings eine konkrete Preisreduzierung zu nennen.

Otte-Kinast äußert Verständnis für die Proteste

Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast sagte, sie könne "den Ärger und die Wut der Landwirte verstehen". Um Lösungen zu finden, müssten alle Marktpartner an einen Tisch.

Am 13. Januar will die Ministerin in einer Videokonferenz mit Handel, Verarbeitern und Landwirten sprechen. Dann soll es um Strategien für Gemüse, Milch und Fleisch gehen. "Ich nehme die Sorgen der Bauern ernst", so Otte-Kinast. Zugleich hob sie hervor, Politik mache keine Preise.

Bald nur noch deutsche Frischmilch bei Aldi?

Ein Traktor steht vor einem Lkw-Anhänger von Aldi

Wie Land schafft Verbindung Deutschland (LSV Deutschland) mitteilte, fand gestern (28.12.2020) ein Gespräch zwischen dem Vorstand der Organisation und Vertretern des Discounters Aldi statt. Zu diesem Zeitpunkt sei noch kein neuer Butterkontrakt geschlossen worden und es sei zu merken gewesen, „dass Aldi sich Gedanken macht“, so der LSV-Vorstand.

Laut LSV Deutschland will Aldi in Zukunft nur noch Frischmilch aus deutscher Landwirtschaft vermarkten, sowohl bei Bio- als auch bei konventioneller Ware. Außerdem wolle Aldi künftig vermehrt langfristige Verträge schließen, um die Planungs- und Vermarktungssicherheit zu stärken. Eine Bestätigung dieser Aussage durch Aldi Nord hat die Redaktion agrarheute angefragt, aber noch nicht erhalten.

„Wir sehen dies als einen Anfang, welcher aber bei weitem noch nicht ausreichend ist, um den seit Jahren stagnierenden Milchmarkt eine stärkende Zukunftsperspektive zu geben“, so LSV Deutschland.

Mit Material von dpa, LSV Deutschland, BMEL
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