„Wie bitte? DU willst Landmaschinenmechatronikerin werden? Das würde ich an deiner Stelle lassen. Du bist viel zu klein und zu zierlich“, erinnert sich Jacqueline Prieß noch genau an die Worte ihres Geschichtslehrers in der zehnten Klasse.
Er ging sogar noch weiter. Falls sie sich für so eine Stelle bewerben sollte, werde er sie nicht bei der Bewerbung oder der Vorbereitung fürs Vorstellungsgespräch unterstützen.
Landmaschinenmechatroniker-Auszubildende Lino Prieß im Interview

Die damals Sechzehnjährige wusste schon früh, was sie wollte und was nicht. Für manche mag so ein Kommentar einer Autoritätsperson wie ein Schlag ins Gesicht sein. Nicht so für Lino, wie sich Jacqueline lieber nennt. Für sie war es das letzte Quäntchen, das sie in ihrer Überzeugung noch bestärkte. Ihr war klar: „Wenn ich nur genug daran glaube, kann ich es schaffen!“ Für sie gab es nie einen anderen Weg. Denn sie brennt für Landmaschinen.
Lino befindet sich im dritten Ausbildungsjahr bei der W. Doormann & Kopplin GmbH & Co. KG, einem Fachhandelsbetrieb für Landmaschinen.
Wie sie zu ihrem aktuellen Ausbildungsberuf kam, was sie motiviert und wie ein typischer Arbeitstag aussieht, hat uns Lino im Interview erzählt.
Wir freuen uns sehr!
Hi Lino! Wie kamst du zu deinem aktuellen Ausbildungsberuf?
Ich bin über meinen Vater zum Beruf gekommen. Er arbeitet in der Landwirtschaft und ich habe schon immer gern Bekannten auf dem Hof geholfen. Landwirtschaft allein hat mir aber nicht gereicht, ich wollte schon immer etwas Handwerkliches machen. Also bewarb ich mich um einen Ausbildungsplatz zur Land- und Baumaschinenmechatronikerin beim Fachhandelsbetrieb für Landmaschinen W. Doormann & Kopplin GmbH u. Co. KG. Ich wusste schon als kleines Kind: "Ich mache alles, nur geh' ich in kein Büro!"
Du kommst also nicht von einem landwirtschaftlichen Betrieb?
Nein, leider nicht. Ich bin aber durch meinen Vater mit der Landwirtschaft groß geworden. Zuhause haben wir außerdem zwei kleine Oldtimer. An denen durfte ich schon als Kind mit meinem Opa "herumschrauben". Das hat mir großen Spaß gemacht.
Was macht dir am meisten Spaß an deinem Beruf?
Mir gefallen die abwechslungsreichen Tätigkeiten in diesem Beruf sehr. Am meisten interessiert mich die Elektronik von Traktoren, Häckslern und Pflanzenschutzspritzen. Sonst mache ich gern alle Aufgaben, die gerade anfallen. Wenn die Maschine schnell wieder läuft und der Kunde zufrieden ist, freue ich mich auch.
Stichwort abwechslungsreich: mit welchen Landmaschinen arbeitest du?
Bei uns ist eigentlich alles dabei: von Bodenbearbeitungsgeräten wie Pflug, Grubber und Kreiselegge über Pflanzenschutzspritzen und kleinen und großen Schleppern bis hin zu Mähdreschern und Häckslern.
Der Beruf des Landmaschinenmechatronikers hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt (Smart Farming und Digitalisierung). Wie wirkt sich das auf deinen Arbeitsalltag aus?
Bevor es ans Schrauben an den Maschinen geht, wird meist erstmal ein Laptop an diese angeschlossen. Mit dem Laptop lesen wir Fehler an den Geräten aus. Viele Werkstatthandbücher sind digital auf PCs gespeichert, genau wie Ersatzteilkataloge. Falls das fehlende Teil nicht im Lager vorhanden ist, kann ich es per Klick bestellen.
"Ich möchte genauso wie alle anderen behandelt werden"
Wie lief die Bewerbung bei deinem Arbeitgeber ab?
Ich hatte vor meiner Bewerbung um einen Ausbildungsplatz schon drei mal ein Praktikum bei Doormann & Kopplin absolviert, zwei mal ein Schulpraktikum und dann nochmal ein freiwilliges. Da es mir sehr gut beim Unternehmen gefallen hat, bewarb ich mich und wurde zu einem Vorstellungsgespräch und einem Eignungstest eingeladen.
Was muss man für deinen Beruf mitbringen?
Vor allem muss man Spaß an der Arbeit haben. Zudem sollten Bewerber keine Angst davor haben, in der Saison auch mal länger zu arbeiten. Kraft ist sicherlich von Vorteil, handwerkliches Geschick ist aber wichtiger. Grundkenntnisse und -verständnis in Physik, Mathe und Englisch sollten vorhanden sein. Das Wichtigste sind aber die Lust auf der Arbeit und eine Portion Mut.
Was schätzt du an deinem Arbeitgeber?
Die Zusammenarbeit im Team! Ich wurde als Mädchen super aufgenommen. Dass ich genauso wie alle anderen behandelt werde, ist mir sehr wichtig. In der Werkstatt sind wir insgesamt drei weibliche Auszubildende. Die übrigen 21 Angestellten in der Werkstatt sind männlich. Am liebsten arbeite ich mit meinem Altgesellen zusammen. Wenn ich einmal nicht weiterkomme oder es an Kraft mangelt, ist immer jemand da, der mir hilft.
Was machst du gerne in deiner Freizeit?
Neben der Arbeit fotografiere ich gern Landmaschinen, arbeitete ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr oder helfe Bekannten auf dem Hof. Ich habe außerdem ein eigenes Pferd.
Was sind deine weiteren Pläne nach der Ausbildung?
So genau weiß ich das noch nicht. Jetzt möchte ich erst einmal die Ausbildung beenden und ein paar Jahre Berufserfahrung sammeln.
Vielen Dank für deine Zeit. Wir wünschen dir für deine Zukunft alles Gute und weiterhin viel Freude am Beruf!
Das komplette Portrait von Lino können Sie auf www.agrajo.com/beruf-karriere/landmaschinenmechatronikerin-lino lesen.
Weitere Informationen rund um den Beruf des Land- und Baumaschinenmechatronikers und zu den unterschiedlichen Karrieresteps gibt es auf www.starke-typen.info.
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