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Lebensmittelpreise: Profitgier der Hersteller treibt die Preise

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am Dienstag, 25.04.2023 - 10:28 (Jetzt kommentieren)

Eine Analyse der Allianz Trade zeigt auf, dass ein Drittel der Teuerungen auf Gewinnmitnahmen der Hersteller beruht.

Viele Bauern haben sich schon länger gewundert: In den Supermärkten steigen vielfach die Preise für Nahrungsmittel, dabei sind die Erzeugerpreise vor allem bei Getreide oder auch Milch rückläufig.

Kassieren die Hersteller rücksichtslos auf Kosten der Bauern und Verbraucher ab? Jetzt bekommen sie die Bestätigung. Die Bauern profitieren von den hohen Lebensmittelpreisen kaum.

Ein Drittel ist dem Profithunger geschuldet

Der Anstieg der Verbraucherpreise für Lebensmittel in Deutschland ist nicht vollständig mit den Zuwächsen bei den Erzeuger- und Energiepreisen zu erklären. Vielmehr ist ein Teil der Verteuerung auf den „Profithunger“ der Hersteller zurückzuführen. Das geht aus Berechnungen der Abteilung Makro- und Kapitalmarktresearch bei der Kreditversicherungsgruppe Allianz Trade hervor.

Für Deutschland kann seit Mitte Mai 2022 laut dem Inflationsexperten Andy Jobst von der Allianz Trade ein Drittel des jüngsten Anstiegs der Lebensmittelpreise nicht mit den traditionellen Risikotreibern erklärt werden.

Es scheine zunehmend Anzeichen für Gewinnmitnahmen zu geben sowie unzureichenden Wettbewerb in den Bereichen mit besonders starken Preissteigerungen, wie bei Milchprodukten und Eiern, aber auch bei nicht-saisonalem Gemüse und Obst, sagte Jobst. Er geht davon aus, dass die Lebensmittelpreise noch mindestens ein weiteres Quartal hoch bleiben werden, bevor dann eine rasche Normalisierung einsetzt.

Bund will gegen Ungleichgewicht vorgehen

Dem unzureichenden Wettbewerb in der Lebensmittelkette hat die Bundesregierung den Kampf angesagt. Vor kurzem hat das Bundeskabinett die Novelle des Wettbewerbsrechtes (GWB) beschlossen. Damit sollen die Kartellwächter mehr rechtliche Möglichkeiten erhalten, gegen Marktungleichgewichte vorzugehen. Allerdings ist die Novelle gegenüber den ursprünglichen Entwürfen abgeschwächt.

Lebensmittelpreise werden auf hohem Niveau stagnieren

Für 2024 sind die Aussichten bei der Teuerung von Lebensmittel laut Jobst besser. Allerdings bedeute das in vielen Fällen eher eine Stagnation der Preise. Durchgesetzte Preiserhöhungen würden erfahrungsgemäß nur selten zurückgenommen, so der Fachmann.

Hinsichtlich der Frage nach den Gründen für die weiterhin hohe Nahrungsmittelinflation in Deutschland stellte Jobst fest, dass sich die globalen Rohstoffpreise zuletzt deutlich abgekühlt hätten und von ihren Höchstständen im Jahr 2022 stark zurückgegangen seien. Mais sei zwar noch etwa 30 % teurer als Anfang 2021, und Düngemittel seien weiterhin etwa um die Hälfte teurer als noch vor ein paar Jahren, aber Weizen und Sojabohnen notierten inzwischen auf dem Niveau von 2021.

Hersteller haben Preise stärker erhöht als Handel

Tatsächlich seien die Betriebskosten der Lebensmittelproduzenten und -einzelhändler ein Grund für das wachsende Ungleichgewicht zwischen vorgelagerten Rohstoff- und nachgelagerten Lebensmittelpreisen, allerdings nicht der einzige, erläuterte ergänzend Aurélien Duthoit, Branchenexperte bei Allianz Trade.

„Wir beobachten auch, dass insbesondere Lebensmittelhersteller hungrig nach Profiten sind. Sie haben die Preise wesentlich stärker erhöht als die Einzelhändler“, erklärte Duthoit.

Mit Material von AgE

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