Der Discounter Lidl hat die Preise für zehn Artikel aus Schweinefleisch mit Wirkung ab heute erhöht. Der Preisaufschlag beträgt umgerechnet 1 Euro pro kg. Der Mehrerlös soll nach Angaben des Unternehmens zu 100 Prozent bei den Landwirten ankommen. Das sei mit den Lieferanten vereinbart worden.
In den Filialen werden die Kunden darauf hingewiesen, dass die Preise bewusst „für unsere Bauern“ erhöht würden. "Wir wollen mit dieser Aktion die gesamte Wertschöpfungskette bis hin zum Verbraucher beteiligen und weisen das in unseren Filialen entsprechend transparent aus. Damit geben wir unseren Kunden die Möglichkeit, sich bewusst dafür zu entscheiden, einen Beitrag für die Unterstützung der heimischen Landwirtschaft zu leisten", teilte Lidl auf Anfrage von agrarheute mit.
In einem nächsten Schritt sei es notwendig, dass Produktion, Verarbeitung, Handel und Politik gemeinsam nachhaltige Lösungen erarbeiteten, um "die Probleme in der Landwirtschaft unter Einbeziehung aller Marktteilnehmer anzugehen".
Die Frage von agrarheute, ob die Preisaktion für Schweineschnitzel und andere Eckprodukte aus Schweinefleisch befristet sei und ob für weitere Erzeugnisse aus deutscher Landwirtschaft ebenfalls ein Aufschlag erhoben werden solle, ließ das Unternehmen unbeantwortet.
Bauernproteste zeigen Wirkung
Lidl hatte vor genau einer Woche angekündigt, 50 Mio. Euro an die Initiative Tierwohl (ITW) zu zahlen, um damit die deutschen Schweinehalter zu unterstützen. Die Ankündigung war eine Reaktion auf die anhaltenden Proteste von Landwirten vor Zentrallagern des Lebensmitteleinzelhandels.
Gestern sprach sich das Unternehmen zudem für die Einrichtung einer neutralen Ombudsstelle aus. Sie soll in kritischen Fragen zwischen der Landwirtschaft und dem Einzelhandel vermitteln.
In der Diskussion ist auch ein freiwilliger Verhaltenskodex für den Einzelhandel, der über die gesetzlichen Forderungen der EU-Richtlinie über unlautere Handelspraktiken (UTP-Richtlinie) hinausgeht. Dazu finden morgen Gespräche zwischen Vertretern der Landwirtschaft und den vier großen Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels, Aldi, Edeka, Lidl und Rewe, statt.
Rewe wirbt unverdrossen mit einer Preissenkung um 41 Prozent
Der deutsche Schweinemarkt steht seit Wochen unter extremen Preisdruck. Die Notierung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften (VEZG) verharrt auf 1,19 Euro je Indexpunkt, dem niedrigsten Stand seit Januar 2011. Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) berichtet aktuell von einem Überhang von 650.000 schlachtreifen Schweinen.
Während bei Lidl gemischtes Hackfleisch seit heute also für 2,71 Euro statt bislang 2,39 Euro je 500 Gramm SB-Verpackung angeboten wird, wirbt Rewe gleichzeitig mit einer Preissenkung um 41 Prozent. Rewe-Kunden zahlen diese Woche 1,11 Euro je 250-Gramm-Packung gemischtes Hackfleisch; das ist fast ein Viertel weniger als Lidl fordert.
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