Der Russen-Discounter Mere setzt auf ein striktes Billigkonzept. Das Geschäft in Leipzig, die erste Filiale in Deutschland, ein ehemaliger Aldi-Standort, ist geradezu primitiv ausgestattet. Das Sortiment ist klein. Die Ware wird von der Palette herab verkauft.
Doch die Preise könnten die Platzhirsche Aldi und Lidl ärgern. Bei Mere kostet der Liter H-Milch aus Tschechien 62 Cent. Bei den etablierten Discountern Aldi und Lidl zahlt der Verbraucher derzeit 70 Cent. Das sind rund 11 Prozent mehr.
Noch größer ist der Preisabstand beim Käse: pro 100 Gramm legt der Sparfuchs bei Mere 0,48 Cent auf den Tisch, bei Aldi und Lidl 0,74 Cent. Das ist ein Preisabstand von 35 Prozent.
Lässt Aldi sich das gefallen?
Bisher gilt im deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) das eherne Gesetz: Keiner verkauft billiger als Aldi. Wann immer ein Händler den Aldi-Einstiegspreis unterbot, hat Aldi in der Vergangenheit darauf reagiert und Preisgleichheit hergestellt.
Die Russen wollen expandieren
Ob die Discountriesen Aldi Nord, Aldi Süd und Lidl jetzt dem Treiben der Konkurrenz aus Russland zuschauen, bleibt abzuwarten. Eine einzige Filiale von Mere ist für die Branchenriesen natürlich keine Gefahr. Auch ist das Sortiment nicht vergleichbar. Bei Mere sucht der Kunde vergeblich nach Frischware wie zum Beispiel Butter oder Obst und Gemüse.
Aber den erbitterten Widerstand der deutschen Handelsgiganten haben in den letzten Jahren schon andere Preisbrecher aus dem Ausland zu spüren bekommen. Und Mere, die der deutschen Tochter TS-Markt der russischen Torgservice-Kette gehört, will in Deutschland über 100 Filialen eröffnen. Dabei dürften die Branchenführer nicht lange zuschauen.
NGG spricht von Alarmsignal
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) warnt jedenfalls bereits vor einer weiteren Verschärfung des Preiskampfs bei Lebensmitteln. Von einem „Alarmsignal“ spricht der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler.
„Wer mit dem Versprechen antritt, die ohnehin schon günstigen Lebensmitteldiscounter in Deutschland drastisch zu unterbieten, der dreht weiter an der Preis-Abwärts-Spirale. Aber Lebensmittel sind Qualitätsprodukte, die nicht unter Wert verkauft werden dürfen“, so Zeitler. Die Kosten für Mensch und Umwelt seien enorm, wenn die Ramschpreise bei Milch, Nudeln und Wurst um noch einmal 20 Prozent getoppt werden sollen. „Lebensmittel dürfen keine Ramschware sein. Die Beschäftigten der Ernährungsindustrie bezahlen Dumping-Lebensmittel mit Druck auf Löhne und Arbeitsbedingungen oder sogar mit dem Abbau von Jobs“, so der Gewerkschafter.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.