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Globaler Milchmarkt

Molkerei-Gigant Fonterra verkauft verlustreiche Milchfarmen in China

Molkerei.
am Mittwoch, 17.03.2021 - 12:16 (1 Kommentar)

Die Molkereigenossenschaft Fonterra sorgte auf der gestrigen Aktionärsversammlung (digital) vor 10.000 Landwirten für viel Optimismus.

Grund ist ein sehr hoch prognostizierter Milchauszahlungspreis und ein sehr „positives“ Halbjahresergebnis. Gleichzeitig kündigte die Großmolkerei an, ihr defizitäres China-Geschäft abzustoßen bzw. weiter zu reduzieren.

Miles Hurrell, Vorstandschef von Fonterra, sagte zu Landwirten und Aktionären: „Trotz der großen Auswirkungen, die Covid auf der ganzen Welt hat, habe die Genossenschaft ein „großartiges“ erstes Halbjahr hingelegt.

Obwohl der Umsatz leicht auf unter 10 Milliarden NZ-Dollar zurückging, stieg der Gewinn aus China um mehr als ein Drittel. Fonterra sei mit seinem ausgewiesenen Gewinn nach Steuern von 391 Millionen NZ-Dollar sehr zufrieden, sagte Hurrel.

Fonterra verkauft die Milchfarmen in China komplett

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Im Rahmen der kontinuierlichen Überprüfung der wirtschaftlichen Aktivitäten teilte Fonterra mit, zusammen mit dem Joint-Venture-Partner beschlossen zu haben, einen Verkaufsprozess für die JV-Farmen in China zu starten. Die Entscheidung, die Milchfarmen zu verkaufen, stehe im Einklang mit der Strategie der Genossenschaft, sich wieder auf neuseeländische Milch zu konzentrieren, heißt es weiter.

„Wir gehen davon aus, dass der Verkauf unserer Farmen in diesem Geschäftsjahr abgeschlossen sein wird", sagte Hurrel. Bereits im Oktober hatte Fonterra angekündigt, seine chinesischen Farmen für insgesamt 555 Millionen NZ-Dollar an die "Inner Mongolia Natural Dairy Company", eine Tochtergesellschaft der "China Youran Dairy Group", zu verkaufen.

Außerdem wurde die die 85-prozentige Beteiligung an seiner Hangu-Farm für 42 Mio. NZD an "Beijing Sanyuan Venture Capital Co." verkauft.

In den letzten 10 Jahren hat Fonterra rund 1 Milliarde NZ-Dollar in die Errichtung chinesischer Farmen investiert. Im vorigen Jahr hatte die Genossenschaft jedoch angekündigt, den Wert mehrerer ihrer Geschäfte in China, Brasilien, Venezuela, Australien und Neuseeland in einer Größenordnung von 820 bis 860 Millionen NZ-Dollar abschreiben zu müssen, davon entfielen etwa 200 Millionen NZ-Dollar auf die Farmen in China.

Chinesischer Milchpulver-Hersteller wird auch verkauft

Fonterra hat außerdem seine Beteiligung Beingmate weiter reduziert, die am 31. Januar 2021 bei 3,94 % lag und nun 2,82 % beträgt. Beingmate ist ein chinesischer Lebensmittelhersteller und Milchverbeiter, der seinen Hauptsitz in Hangzhou hat und an der Börse notiert ist.

Das 1992 gegründete Unternehmen ist einer der führenden Milchpulverhersteller in China. Im März 2015 hatte Fonterra 18,8 Prozent von Beingmate erworben. Damals hatte die Beteiligung etwa 750 Mio. NZD gekostet.

Beingmate geriet danach jedoch unter Druck aufgrund der massiven Probleme am chinesischen Babymilchpulver-Markt. Das hat auch die Investition von Fonterra erheblich abgewertet und eine Abschreibung in Höhe von 405 Mio. NZD nötig gemacht.

Laut Hurrell wird Fonterra auch seine verbleibende Beteiligung verkaufen und erwartet, diese Investition vor Ende dieses Geschäftsjahres vollständig beendet zu haben.

„Wie unsere heutigen Ergebnisse zeigen, ist China weiterhin einer unserer wichtigsten strategischen Märkte. Wir sind weiterhin bestrebt, den Wert unseres Geschäfts in China zu steigern, indem wir chinesischen Kunden neuseeländische Milchprodukte anbieten und mit lokalen chinesischen Unternehmen zusammenarbeiten, um dies zu erreichen.“

Hohe Umsätze in China – aber Lieferkettenprobleme

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"Unser herausragender Abnehmer bleibt aber weiterhin China", sagte Hurrel weiter. Fonterra hat den Umsatz in China um 38 % auf 339 Mio. NZD gesteigert.

„Das normalisierte EBIT im asiatisch-pazifischen Raum ist aufgrund von Verbesserungen bei Foodservice und Consumer ebenfalls um 9 % auf 190 Mio. NZD gestiegen. Die Nachfrage hat davon profitiert, dass mehr Menschen zu Hause bleiben und mit Milchprodukten kochen und sich dabei auf unsere Marken konzentrieren."

Hurrell kommentierte die globalen Herausforderungen der Lieferkette und sagte, dass die Genossenschaft versucht die Situation proaktiv zu bewältigen und mit bei der Seefracht eng mit der Firma Kotahi zusammenarbeite, um den Handel in Bewegung zu halten.

Aufgrund einiger Versandverzögerungen sei der Produktbestand jedoch höher als um diese Zeit im vorigen Jahr.

Bis zum Ende des Geschäftsjahres erwartet Hurrel jedoch, dass der Absatz wieder auf ein normaleres Niveau zurückkehren wird, um bereits vertraglich vereinbarte Produkte an die Kunden zu liefern.

Hohe Milchpreise und sinkende Konzerngewinne?

milchfarm.

In Bezug auf das zweite Halbjahr bekräftigt Hurrell die prognostizierte hohe Milchpreisspanne von 7,30 bis 7,90 NZD pro kgMS und prognostiziert einen Gewinn von 25 bis 35 Cent pro Aktie.

„Glücklicherweise sind wir in der Lage, dass sich die neuseeländische Milchindustrie in der Covid-19-Pandemie bisher als widerstandsfähig erweist. Milch ist ein Grundnahrungsmittel für die Ernährung der Menschen und auf der ganzen Welt ist die Nachfrage stark", sagte Hurrell.

„Trotz eines starken ersten Halbjahres erwarten wir aber, dass unsere Ertragsentwicklung in der zweiten Jahreshälfte unter Druck geraten wird. Der starke Milchpreis ist sehr gut für die Landwirte. Er ist auch gut für Neuseeland - mit einem Mittelwert von 7,60 NZD pro kgMS würden wir mehr als 11,5 Mrd. NZD zur neuseeländischen Wirtschaft beitragen."

„Doch die steigenden Rohmilchpreise im ersten Halbjahr und im zweiten Halbjahr bringen auch viel Druck auf unsere Umsatzmargen, und dies wird sich in der zweiten Jahreshälfte bemerkbar machen. Wir werden uns dieser Herausforderung aber stellen -  und wir konzentrieren uns darauf, was wir kontrollieren können und bleiben bei unser Strategie,“ sagte Hurrel zum Abschluss.

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