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Molkereigenossenschaft Milcobel verbietet Milchbauern zu kündigen

Ein Milchwagen von Milcobel
am Mittwoch, 07.04.2021 - 11:15 (3 Kommentare)

Die belgische Molkerei Milcobel verbietet ihren Mitgliedern vorübergehend den Austritt aus der Genossenschaft.

Zwischen dem 5. April und dem 1. Juli dieses Jahres dürfen die Milcherzeuger von Milcobel nicht kündigen. Das berichtet die Bauernzeitung „Boerenbusiness.nl“. Hintergrund ist, dass in den vergangenen Monaten viele Milchbauern die Genossenschaft verlassen haben. Zu schlecht waren die Auszahlungspreise.

Damit die Milchmenge nicht zu stark und zu schnell schrumpft, was die Verarbeitung gefährden könnte, wurde nun ein befristeter Kündigungsstopp verhängt. Außerdem hat Milcobel die Milchpreise deutlich angehoben.

Milcobel hält die rote Laterne im EU-Milchpreisvergleich

In einer Presseinformation weist Milcobel darauf hin, den Milchpreis seit Januar dreimal angehoben zu haben. Im Januar wurde der Auszahlungspreis um 1,40 Euro je 100 Liter Milch erhöht, im Februar um 0,50 Euro und für März um weitere 2,10 Euro.

Molkereichef Nils van Dam betonte, die besseren Milchpreise seien kein Zufall, sondern das Ergebnis einer neuen Unternehmensstrategie und Konzentration der Aktivitäten. Auf diese Weise biete die Genossenschaft ihren Mitgliedern aufs Neue eine positive Perspektive.

Im internationalen Milchpreisvergleich des niederländischen Bauernverbandes (LTO) lag Milcobel im Februar jedoch auch nach zwei Preiserhöhungen auf dem letzten Platz. Laut LTO zahlte Milcobel im Februar 30,62 Euro je 100 kg Milch mit 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß. Das Durchschnittsniveau der in den EU-Vergleich einbezogenen Molkereien betrug hingegen 33,98 Euro je 100 kg.

Massiver Rohstoffverlust befürchtet

Milcobel ist die größte Molkereigenossenschaft Belgiens. Jährlich verarbeitet das Unternehmen rund 1,7 Mrd Liter Milch oder etwa 40 Prozent des belgischen Milchaufkommens.

Unter den Erzeugern herrscht allerdings Unruhe. Rund 200 Mio. Liter Milch soll das Unternehmen bereits verloren haben. Vor allem niederländische Molkereien konkurrieren offenbar erfolgreich um den Rohstoff aus ihrem südlichen Nachbarland. Das Unternehmen befürchtet, bis zu 600 Mio Liter Milch zu verlieren. Damit könnte die laut Milcobel kritische Menge von 1 Mrd Liter Milchverarbeitung unterschritten werden. Darum hat die Genossenschaft jetzt die Notbremse gezogen.

Hier geht es zu den aktuellen Milchauszahlungspreisen in Deutschland.

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