Am Pflanzenschutzmarkt richten sich derzeit fast alle Augen auf Bayer und die Monsanto-Übernahme. Wie die Leverkusener den Kampf mit den Haftungsrisiken aus den Glyphosat-Prozessen wegstecken, das bewegt die Branche und die Börse.
Dabei steht – von der Öffentlichkeit fast unbemerkt – gleichzeitig ein neuer Agrarchemie-Riese in den Startlöchern, und zwar Corteva, der Pflanzenschutz- und Saatgutkonzern, der aus der Fusion und anschließenden Zerlegung von Dow und DuPont in drei spezialisierte Unternehmen hervorgegangen ist. Ab dem 1. Juni wird Corteva als eigenständige Aktiengesellschaft agieren.
Auf Augenhöhe mit Bayer und Syngenta
Mit einem Pro-Forma-Umsatz von umgerechnet 12,7 Mrd. Euro im vergangenen Jahr bewegt sich Corteva auf Augenhöhe mit Bayer Crop Science (14,3 Mrd. Euro) und Syngenta (13,2 Mrd. Euro).
Wie die beiden Konkurrenten, setzt auch Corteva stark auf Produktinnovationen. Das Know-how der Forschungs- und Entwicklungsabteilung soll durch die Vereinigung der Agrarsparten von Dow und DuPont deutlich ausgebaut worden sein. Rund 1,2 Mrd. US-Dollar wird das Unternehmen künftig jährlich in Forschung und Entwicklung investieren. Dabei hilft, dass durch die Neuordnung der Konzerne Synergieeffekte in Milliardenhöhe entstanden.
Vertrauen in die eigene Forschung

Vorstandschef James Collins kündigte an, dass Corteva in den nächsten Jahren fast zwei Dutzend neue Produkte auf den Markt bringen wird, zu gleichen Teilen im Saatgut- und im Pflanzenschutzbereich.
Gegenüber dem Handelsblatt sagte Collins: "Wir gehen davon aus, dass wir über die stärkste Pipeline in unserer Industrie verfügen." Das allerdings behauptet auch die Konkurrenz gern von sich.
Vertrieb von Saatgut und Pflanzenschutz bleibt getrennt
Anders als zum Beispiel Bayer oder BASF ist Corteva ausschließlich auf das Agrargeschäft ausgerichtet. Etwas mehr als die Hälfte des weltweiten Umsatzes wird mit Saatgut erzielt, der Rest mit Pflanzenschutzmitteln. Der Hauptsitz des Konzerns ist in Wilmington, Delaware.
Der Konzern vertreibt seine Produkte in über 130 Ländern. Das Saatgut wird vor allem unter den Marken Pioneer und Brevant verkauft. Für Pflanzenschutzmittel wird Corteva als Marke aufgebaut.
Wie Dr. Carin-Martina Tröltzsch, Corteva-Geschäftsführerin für Deutschland, Österreich und die Schweiz, gegenüber agrarheute erläuterte, werden der Vertrieb von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln im deutschsprachigen Raum getrennt bleiben. Während das Saatgut im direkten Kontakt mit dem Landwirt vermarktet wird, richtet sich der Vertrieb von Pflanzenschutzmitteln an den Handel.
Hohe Ziele sind gesteckt
Wie in der Branche üblich, setzt sich Corteva ehrgeizige Ziele. Der Umsatz soll schneller wachsen als der Markt, der Gewinn schneller als der Umsatz.
In den wichtigsten Kulturen, in denen das Unternehmen aktiv ist, soll weltweit die Marktführerschaft oder wenigstens der zweite Platz erobert werden. Bei Mais und Soja sieht sich das Unternehmen bereits in führender Position.
Kaltstart in den USA
In das erste eigenständige Geschäftsjahr startet Corteva allerdings mit einer Hypothek: Vor allem durch den Kälteeinbruch und die Überflutungen im US-Maisgürtel sank der Umsatz im ersten Quartal 2019 um 11 Prozent auf 3,4 Mrd. US-Dollar. Der Gewinn bracht sogar um ein Viertel ein. Die US-Farmer orderten vor allem weniger Maissaatgut.
Das Unternehmen ist allerdings zuversichtlich, dass sich das Geschäft lediglich in das zweite Quartal verlagert. Das Gewinnziel für 2019 wurde jedenfalls nicht reduziert. Die Delle soll im weiteren Jahresverlauf aufgeholt werden.