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Veganer Milchersatz

Oatlys Hafermilch verliert seine Freunde – Börsenwert halbiert

Hafermilch.
am Dienstag, 31.05.2022 - 12:54 (2 Kommentare)

Oatly, der börsennotierte Hafermilch-Hersteller, hat Probleme. Der Börsenwert ist in zwei Jahren um drei Viertel eingedampft. Der Markt wächst zu langsam und die Kosten steigen zu schnell. Verbraucher sparen bei hohen Preisen und die Konkurrenz wird größer.

oatly-aktie.

Zehn Milliarden US-Dollar war der Haferdrink-Hersteller Oatly zum Börsengang im Mai 2020 wert. Inzwischen ist die Marktkapitalisierung deutlich geschrumpft: Eine anhaltende Talfahrt der Oatly-Aktie hat den Börsenwert auf zuletzt nur noch 2,4 Milliarden US-Dollar drastisch reduziert. Schuld war aber nicht nur die Corona-Pandemie und die Folgen unterbrochener Lieferketten und verzögerter Markteinführungen und Projekte.

Die Aktien des Hafermilchunternehmens Oatly-Group fielen allein im April 2022 um 28,9 %. Seit Juni 2021 verlor die Oatly-Aktie rund 81 %. Vor diesem Hintergrund sind Anleger und Oatly-Fans sicher erleichtert, dass es im Mai nicht noch weiter nach unten ging. Das Unternehmen hat sich stabilisiert, obwohl die Finanzergebnisse für das erste Quartal die Erwartungen der Analysten verfehlt haben, sagen jedenfalls die US-Analysten von „The Motley Fool.“

Toni Petersson, CEO von Oatly, sagte dazu: „Angesichts des herausfordernden Umfelds freuen wir uns über unsere Umsatzergebnisse im ersten Quartal 2022, da die Herausforderungen, denen wir zu Beginn des Jahres aufgrund von Omicron ausgesetzt waren, nachgelassen haben. Die kurzfristigen Margen und die Rentabilität wurden durch die zusätzlichen Kosten im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme neuer Anlagen und vor allem durch das inflationäre Umfeld beeinträchtigt. Wir glauben jedoch weiterhin, ... unser Wachstum zu steigern und in den nächsten Jahren Rentabilität zu erzielen.“

Überschätzt Qatly die Größe des Marktes?

Der Analyst Jeremy Fialko sagte Anfang des Jahres, dass das Management von Oatly die Größe des Hafermilchmarktes „grundlegend überschätzt“, und er glaubt auch, dass das Unternehmen zu viel in Wachstum investiert, was letztendlich die Margen belasten und Kapazitätskürzungen erzwingen wird.

Der jüngste Kurs-Rückgang von Oatly spiegelt nach dieser Einschätzung auch den von Beyond Meat wider, dem „pflanzlichen Fleischhersteller“, der nach Markteinführung stark anstieg, dann aber nachließ, als sich das Wachstum dramatisch verlangsamte.

Investoren scheinen das potenzielle Wachstum für pflanzliche Produkte wie Beyond Meat und Oatly neu zu bewerten. Das gilt im Umfeld der derzeitigen stark steigenden Lebensmittelpreise und der notwendigen Einsparungen vieler Haushalte bei den Lebensausgaben um so mehr. Im vierten Quartal 2021 wuchs Oatly zwar immer noch mit einem Umsatzanstieg von 49 % auf 171,1 Millionen US-Dollar. Doch das Unternehmen ist immer noch unrentabel, was zum Teil auf seine starke Expansion in Amerika zurückzuführen ist. In Europa ist Qatly indessen profitabel.

Der Absturz der Oatly-Aktie im April war jedoch nur die Fortsetzung eines Rückgangs, der schon mehrere Monate andauert. Verschiedene Faktoren hindern Oatly offenbar daran, seine Produktionsanlagen voll auszuschöpfen. Deshalb ist das Unternehmen nicht in der Lage, seine hohen Fixkosten zu drücken. Zudem treibt jetzt die Inflation die Kosten weitr in die Höhe – und lässt die Margen weiter schrumpfen.

Immer mehr große Fische in kleinem Teich

Ein Grund ist – wie bei Beyond Meat – die zunehmende Konkurrenz auf einem noch immer kleinen und zunehmend langsamer wachsenden Markt. Vor allem große etablierte Hersteller – wie etwa Danone – erobern Marktanteile und haben ein dickeres Portemonnaie. Die zunehmende Konkurrenz auf dem Markt macht Oatly jedenfalls das Leben schwer.

Die Franzosen (Danone) haben zwischenzeitlich nach diversen Übernahmen die Marktführerschaft bei pflanzlichen Milcherzeugnissen inne, Marken wie Alpro und Provamel gehören zum Konzern. „Jedes fünfte Danone-Produkt in Deutschland wird bis 2025 pflanzlich sein", sagte Deutschlandchef Richard Trechman dem Handelsblatt, auch weltweit will das Unternehmen den Markt mit veganen Artikeln ausbauen.

Kürzlich hat zudem mit Plant Veda ein weiterer Oatly-Rivale das internationale Parkett betreten. Die Kanadier wollen sich im Bereich alternative Milchprodukte ein Alleinstellungsmerkmal verschaffen: So sollen die Plant Veda-Produkte nicht einfach als pflanzliche Alternativen hergestellt werden, sondern das Unternehmen plant die Verwendung innovativer Technologien, um pflanzliche Molkereialternativen zu entwickeln. "Wir haben uns entschieden, ein revolutionäres Produkt zu kreieren, das eine gesunde Mischung aus mehreren Zutaten ist", zitiert "vegconomist" Michael Yang, Präsident von Plant Veda."

Auch andere große Lebensmittelkonzerne wie der Schweizer Emmi-Konzern und der Lebensmittelriese Nestlé mischen im Markt für Milchalternativen kräftig mit und jagen Oatly Marktanteile ab.

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