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Agrarhandel

RWZ setzt auf regenerative Landwirtschaft und erneuerbare Energien

Ein RWZ-Lkw bei der Getreideernte
am Donnerstag, 30.03.2023 - 14:37 (Jetzt kommentieren)

Die Kölner haben 2022 ihre Bestmarken pulverisiert. Nun stehen Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien auf der Agenda ganz oben.

RWZ-Vorstand Kempkes und Göthner

Im Geschäftsjahr 2022 hat die Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main eG (RWZ) ihre bisherigen Bestmarken bei Umsatz und Ertrag geradezu pulverisiert. Getragen von den sehr hohen Preisen für Energie- und Agrarprodukte sowie Betriebsmittel knackte der Kölner Konzern beim Umsatz erstmals die Marke von 3 Mrd. Euro; das waren 37 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Gewinn vor Steuern (EBT) wurde fast verdreifacht auf 34 Mio. Euro. Die Marge erreichte 1,1 Prozent, womit das Renditeziel von 1 Prozent übertroffen wurde.

„In einem turbulenten Marktumfeld haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter handwerklich fehlerfrei agiert und teils günstig verlaufende Marktkonstellationen klug genutzt“, sagte RWZ-Vorstandschef Christoph Kempkes heute (30.3.) auf der Bilanzpressekonferenz in Köln.

Kempkes sprach von einem „Superjahr“, das operativ so wohl nicht fortgesetzt werden könne. „Wir müssen auf dem Teppich bleiben“, so der Vorstandsvorsitzende. Folglich lautet die EBIT-Prognose für 2023 auf nur noch 25 Mio. Euro nach 44 Mio. Euro in 2022.

RWZ-Zentrale verkauft, Geld soll in Standorte in der Fläche fließen

Eingangsschild an der RWZ-Zentrale in Köln

Kempkes sieht die RWZ nach Jahren der Stabilisierung von 2016 bis 2019 nun im dritten Jahr in Folge auf einem Pfad dynamischen Ergebniswachstums. Das gute wirtschaftliche Resultat wurde genutzt, um das Eigenkapital um 21 Mio. Euro auf 153 Mio. Euro aufzustocken. Dennoch ist die Eigenkapitalquote mit 19 Prozent verhältnismäßig niedrig.

Um vor allem eine umfassende Modernisierung von 44 Standorten der Genossenschaft in der Fläche zu finanzieren, wurde der Sitz der Kölner Zentrale an einen Immobilienentwickler verkauft. Die Verwaltung wird voraussichtlich 2025 in einen kleineren Neubau außerhalb der Innenstadt umziehen.

Rechtsformwechsel zur AG auf der Zielgeraden

Mehr „Freiheitsgrade bei der Kapitalbeschaffung“ erwartet sich Kempkes aus der Umwandlung der Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft. Die Generalversammlung wird am 27. April über den seit Jahren vorbereiteten Rechtsformwechsel abstimmen.

Vorgesehen ist die Ausgabe von vinkulierten Namensaktien im Umfang der bisher gehaltenen Geschäftsanteile. Die Eigentümerstruktur soll sich laut Angaben des Vorstandes nicht ändern. Ein Börsengang sei nicht geplant.

Kooperationen mit Kassel und Karlsruhe, aber keine Fusion

Für die Zukunft setzt die RWZ weiterhin auf punktuelle Kooperationen mit den Agrarhandelsgenossenschaften in Kassel und Karlsruhe. Vor allem im Einkauf beispielsweise von Düngemitteln, aber auch in der Vermarktung von Getreide und Ölsaaten sieht der Vorstandschef durch die Zusammenarbeit Einsparmöglichkeiten.

Kempkes trat gelegentlich aufflammenden Fusionsgerüchten entgegen. „Das Gerede von 3K ist Quatsch. Wir bleiben als unabhängige Unternehmen weiter bestehen“, betonte der Vorstandsvorsitzende.

Für die Zukunft setzt die RWZ neben den Kooperationen auch auf eine weitere Expansion im nahen Ausland. Im vergangenen Geschäftsjahr erreichte der Auslandsanteil am Umsatz, vor allem mit Agrartechnik in den Benelux-Ländern und Frankreich, bereits 25 Prozent. In diesem Jahr sind weitere Übernahmen in Frankreich geplant.

Projektgesellschaft für Windkraft, Pyrolyse und Photovoltaik gegründet

Als strategisches Geschäftsfeld mit Zukunftspotenzial bewertet Kempkes die erneuerbaren Energien. Die neu gegründete 100-%ige Tochtergesellschaft Raiffeisen Erneuerbare Energien Köln GmbH (REE) soll das Geschäftsfeld aufbauen. Zusammen mit Kommunen, Bürgern und Projektierern soll die REE in Projektgesellschaften Windkraft-, Photovoltaik- und Pyrolyseanlagen aufbauen.

RWZ und BASF wollen Lösungen für klimaoptimierte Landwirtschaft entwickeln

Mehr Wertschöpfung für die gesamte Lebensmittelkette vom Landwirt bis zur Ernährungsindustrie verspricht sich Kempkes von nachweislich besonders nachhaltigen Produktionsweisen auf Erzeugerebene. Große Konzerne der Lebensmittelindustrie würden beispielsweise an Weizen aus regenerativer Landwirtschaft mit verringerten CO2-Emissionen verstärkt Interesse zeigen.

Lösungen für eine klimaoptimierte Landwirtschaft will die RWZ daher in einem auf zehn Jahre ausgelegten Gemeinschaftsprojekt mit der BASF entwickeln. Als Pilotbetrieb dient der Hof von Landwirt Heinrich Esser in der Zülpicher Börde. Am 16. Mai will die RWZ das Projekt gemeinsam mit der BASF bei einer Pressekonferenz in Erftstadt vorstellen.

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