Der Umsatz der Tönnies-Unternehmensgruppe reduzierte sich 2021 um rund 800 Millionen Euro auf 6,2 Milliarden Euro. Nach Darstellung des Konzerns war dies vor allem auf die durchgängig niedrigeren Erzeugerpreise und die stark gesunkenen Tierzahlen in Deutschland zurückzuführen. Die gesamte Fleisch- und Wurstbranche habe im vorigen Jahr mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen gehabt, hieß es in Rheda-Wiedenbrück. Diese Entwicklung sei auch an Marktführer Tönnies nicht spurlos vorübergegangen.
„Das Jahr 2021 war für uns nicht zufriedenstellend“, stellte Clemens Tönnies, der geschäftsführende Gesellschafter der Gruppe, fest. Das Familienunternehmen, das im vergangenen Jahr sein 50-jähriges Bestehen feierte, meldet gleichwohl ein „qualitatives Wachstum sowie wachsende Marktanteile“. Angaben zur Gewinnentwicklung und den Schlachtzahlen im Konzern machte Tönnies allerdings nicht. Die Konkurrenten Westfleisch und Vion hatten im März Millionenverluste bekanntgegeben.
Kein Ersatz für Verlust der Exportmärkte in Asien
Die Fleischbranche war 2021 geprägt von Corona und der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Durch die Pandemie waren Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung wochenlang geschlossen oder nur eingeschränkt geöffnet sowie Großhandelsunternehmen massiv betroffen. Zudem blieben Fußballstadien leer, große Familienfeiern und Hochzeiten fielen aus. Der Fleisch- und Wurstverzehr ging dadurch zurück.
Die ASP sorgt zudem seit ihrem ersten Auftreten bei einem Wildschwein in Deutschland dafür, dass Teilstücke wie Schnäuzchen, Schwänzchen oder Pfötchen nicht Richtung Asien exportiert werden dürfen. Ein adäquater Absatzmarkt und damit wichtige Wertschöpfungspotenziale fehlen laut Tönnies weiterhin.
Die Hälfte der geschlachteten Schweine aus höheren Haltungsformen
Selbstkritisch räumte Tönnies ein, als Marktführer zu lange an Werkverträgen für die Mitarbeiter in der Fleischverarbeitung festgehalten zu haben. Der Verzicht auf diese Praxis sei ein Paradigmenwechsel für die gesamte Branche und ein Kraftakt für Unternehmen wie Tönnies gewesen. „Wir weinen dem Werkvertrag aber keine Träne nach. Als Branche haben wir zu lange daran festgehalten. Das war sicherlich ein Fehler. Wir als Marktführer hätten den Wandel früher vorantreiben müssen“, sagte Tönnies.
Den Transformationsprozess der gesamten Kette will die Unternehmensgruppe weiter befördern. Mit der eingeleiteten Transformation und dem qualitativen Wachstum hin zu mehr Tieren aus höheren Haltungsformen seien die Weichenstellungen für eine Trendumkehr eingeleitet worden. Nach Unternehmensangaben stammen derzeit rund 50 Prozent aller Tiere bei Tönnies aus übergesetzlichen Haltungsformen.
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