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Milchbranche

Sektorstrategie Milch: Wer soll das bezahlen?

Melkstand-Milchbauer-Milchkühe
am Freitag, 31.01.2020 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Die Sektorstrategie Milch sorgt für Wirbel. Doch um was geht es genau? Ein Interview mit DBV-Milchpräsident Karsten Schmal.

Schmal-Karsten-DBV

Kaum war die Sektorstrategie Milch 2030 auf der Internationalen Grünen Woche vorgestellt, haben beteiligte Verbände wie Deutscher Bauernverband (DBV) und Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) unterschiedliche Vorstellungen, wie man die Ergebnisse nun umsetzt.

Dabei saßen die beiden Verbände mit am Tisch, als es um die Sektorstrategie ging. Insgesamt haben sich mehr als 100 Vertreter aus der Milchwirtschaft in den vergangenen Monaten in neun Arbeitsgruppen mit den absehbaren Herausforderungen der Branche beschäftigt.

Themen waren unter anderem Milchllieferverträge, Mengensteuerung, Branchenkommunikation und Digitalisierung, wie DBV-Milchpräsident Karsten Schmal in einem exklusiven Interview mit agrarheute berichtet.

Kette muss Brachenkommunikation finanzieren

Zu beschlossenen Branchenkommunikation äußert er sich unter anderem wie folgt: "Ziel ist es, auf Bundesebene eine wahrnehmbare Kommunikation der Milchbranche zu erreichen, um langfristig die gesellschaftliche Akzeptanz für eine moderne Milchproduktion und -verarbeitung in Deutschland zu erhalten. Dazu müssen wir ein ehrliches Bild des Milchsektors kommunizieren. Er ist doch von Folgendem geprägt: Moderne landwirtschaftliche Unternehmer entwickeln die Milchviehhaltung laufend weiter. Sie liefern mit ihrer Rohmilch die Basis für gesunde und nachhaltige Lebensmittel."

Fest stehe, dass eine gemeinsame Kommunikation des Sektors auch gemeinsam aus der Kette zu finanzieren sei, so Schmal. "Alle notwendigen Details bezüglich der Organisation der Kommunikation sind in den kommenden Monaten zu definieren. Sie sind von einer breiten Mehrheit von Milcherzeugern und Molkereien zu tragen. Ein Wiederaufleben des CMA-Abzuges halte ich persönlich dabei für ausgeschlossen."

Lebensmittelhandel soll in QM-Milch einsteigen

Edeka-Werbeplakat mit dem Komiker Otto Waalkes

Schmal erwähnt im Interview auch, dass QM-Milch kurzfristig zu einem auslobungsfähigen Standard weiterentwickelt werden soll, den die Branche gegenüber Verbrauchern kommunizieren kann. "Dazu wird der Milchsektor als Nächstes einen zusätzlichen, höheren Standard festlegen. Er soll ebenfalls ausgelobt werden und eine angemessene Vergütung für den Mehraufwand der Milcherzeuger enthalten", führt Schmal aus.

Klar sei, dass das nur funktionieren könne, wenn man die Unternehmen des Lebensmittelhandels in die Definition, Umsetzung und Finanzierung solcher Qualitätssicherungssysteme auf Augenhöhe einbinde. "Hierzu laufen Gespräche mit dem Lebensmittelhandel. Die gestalten sich jedoch sehr herausfordernd", stellt der Milchviehhalter fest.

Weitere Diskussionen um Digitalisierung

Ein heikles Thema  war die zunehmende Digitalisierung in der Branche. Einige Molkereien wollen viele Betriebsdaten von Landwirten abgreifen, was Erzeugern nicht passt. Viele fragen sich, ob sie noch die Datenhoheit haben.

Dazu äußerte Schmal sich wie folgt: "Die Digitalisierung betrifft nicht nur das Verhältnis zwischen Milcherzeugern und Molkereien, sondern beschäftigt die gesamte Lebensmittelkette mit zunehmender Intensität. Neben den Risiken (missbräuchliche Verwendung von Daten) bietet die Digitalisierung auch Chancen, zum Beispiel in Form zusätzlicher Dienstleistungen für Landwirte. Vorstellbar wäre zum Beispiel die Vereinfachung der Beantragung von Fördermitteln. In der Strategie 2030 wurden einige Aspekte angerissen – aber nicht abschließend diskutiert. Die Bedeutung der Digitalisierung für die Milchwirtschaft soll im Jahr 2020 angesichts der Bedeutung für die gesamte Branche in einer separaten Arbeitsgruppe weiter bearbeitet werden."

Das ausführliche Interview mit DBV-Präsident Karsten Schmal finden Sie in der aktuellen Ausgabe des agrarheute-Magazins.

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