Wie die Agrarholding jetzt bekanntgab, soll die eigentlich am 1. August fällige Zinszahlung auf die Anleihe 2019/2024 um ein Jahr gestundet werden. Damit würde das Unternehmen von einer Möglichkeit Gebrauch machen, die eine Gläubigerversammlung am 31. Mai 2022 beschlossen hat. Eine Zinszahlung zum jetzigen Zeitpunkt würde den Konzern aus Sicht der Gesellschaft gefährden.
Gründer und Vorstandschef Stefan Dürr versicherte: „Wir gehen fest davon aus, dass Zins- und Tilgungsleistungen künftig wieder möglich sein werden, sobald sich die derzeit extrem schwierige geopolitische Situation zumindest etwas beruhigt hat. Dies gilt insbesondere deshalb, weil sich unser operatives Geschäft weiterhin positiv entwickelt.“ In Kürze will die Ekosem Agrar AG weitere Informationen zur Entwicklung im ersten Halbjahr 2022 bekanntgeben.
Anfechtungsklage blockiert noch die Gläubigerbeschlüsse
Durch den Beschluss der Anleihegläubigerversammlung von Ende Mai wurde der Agrarholding, die in Russland den landesweit größten Milchviehbetrieb führt, nicht nur das Recht zur Stundung von Zinszahlungen eingeräumt. Mit der Entscheidung wurde auch die Verzinsung der Anleihe von 7,5 Prozent auf 2,5 Prozent verringert.
Allerdings gibt es ein Problem: Eine Privatanlegerin hat nach Darstellung der Holding gegen die Beschlüsse der Gläubigerversammlung eine Anfechtungsklage erhoben. Dadurch können die Beschlüsse bisher nicht vollzogen werden. Ekosem Agrar betrachtet die Klage als „querulatorisch“. Finanzvorstand Wolfgang Bläsi erklärte, er sei zuversichtlich, in kurzer Zeit eine positive Entscheidung zum Vollzug der Gläubigerbeschlüsse zu erhalten.
Russlands Angriffskrieg bringt Ekosem Agrar in Turbulenzen
Die Holding Ekosem Agrar AG ist mit 112.000 Milchkühen der größte Milcherzeuger Russlands. Die Gruppe kontrolliert nach eigenen Angaben rund 630.000 Hektar. Im Geschäftsjahr 2019, das letzte, für das ein bestätigter Abschluss vorliegt, erwirtschaftete das Unternehmen ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 167 Mio. Euro. Der russische Einmarsch in der Ukraine und die daraus folgenden Sanktionen gegen Russland haben das Unternehmen allerdings in massive Turbulenzen gestürzt.
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