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Lebensmitteleinzelhandel und Inflation

Steigende Lebensmittelpreise: Jetzt schlägt die Stunde der Discounter

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am Dienstag, 05.04.2022 - 16:03 (Jetzt kommentieren)

Die Lebensmittelpreise steigen stark. Die Verbraucher reagieren. Sie greifen zu Sonderangeboten und Handelsmarken.

Seit dem Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine sind die ohnehin hohen Preise für Diesel, Strom, Gas und Heizöl stark gestiegen. Auch Lebensmittel wie Getreide, Fleisch oder Pflanzenöl werden teurer. Seit dieser Woche kostet ein 250-Gramm-Stück Deutsche Markenbutter im Lebensmitteleinzelhandel 2,09 Euro. Damit wird der bisherige Höchstpreis der jüngeren Vergangenheit von 1,99 Euro vom Herbst 2017 noch übertroffen.

Die Verbraucher passen ihr Einkaufsverhalten an, soweit das in ihrer Macht steht. Das zeigt eine Befragung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC Deutschland.

Die Verbraucher reagieren, indem

  • 58 Prozent verstärkt auf Sonderangebote zurückgreifen,
  • 39 Prozent die günstigeren Handelsmarken wählen,
  • 27 Prozent für bestimmte Produkte in die Discounter gehen,
  • 24 Prozent auf einige Produkte verzichten, zum Beispiel weniger Wurst und Fleisch kaufen.

Die Umfrage fand im Januar 2022 statt und damit noch vor der russischen Invasion in der Ukraine. Die seitdem beschleunigte Inflation dürfte die Änderungen des Konsumverhaltens nach Einschätzung der Marktexperten sogar noch verstärken.

Teure Bio-Lebensmittel werden im Regal liegen bleiben

„In der aktuellen Situation schauen die Verbraucher notgedrungen wieder verstärkt auf das Preisschild“, sagt Dr. Christian Wulff, der Leiter des Geschäftsbereichs Handel und Konsumgüter bei PwC Deutschland.

Wulff sagt, dass „verzichtbare Genussmittel und teure Bio-Lebensmittel vermehrt im Regal bleiben“. Fleisch, Wurst oder auch Süßwaren werden nach Einschätzung des Experten künftig seltener im Einkaufskorb landen.

Bei Produkten, auf die weniger leicht verzichtet werden kann, wie zum Beispiel Milch und Molkereiprodukte, werden die Verbraucher verstärkt zu günstigeren Eigenmarken und Sonderangeboten greifen, um den Geldbeutel zu schonen. Denn knapp ein Viertel aller deutschen Haushalte muss mit weniger als 1.700 Euro netto monatlich auskommen. Da bleibt kaum ein Puffer, um die zusätzlichen Kosten aufzufangen.

Fleisch könnte bis zu 50 Prozent teurer werden

Basierend auf Daten des Statistischen Bundesamtes und des ifo-Instituts schätzt PwC Deutschland die Mehrkosten eines durchschnittlichen deutschen Haushalts auf bis zu 242 Euro pro Monat. Davon entfallen 65 Euro auf Lebensmittel und 89 Euro auf Energieprodukte wie Strom, Gas und Heizöl.

In die Schätzung einbezogen wurden die Zahlen des Statistischen Bundesamtes bis einschließlich Februar 2022. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Preissteigerung bei Lebensmitteln gegenüber dem Vorjahr 5,3 Prozent. Im März war sie bereits weiter angestiegen auf 6,2 Prozent.

Die PwC-Experten rechnen damit, dass sich Fleisch und Fleischwaren in einem Worst-Case-Szenario in diesem Jahr insgesamt um bis zu 50 Prozent verteuern könnten. Als Gründe nennen sie teurere Futtermittel wie Mais sowie höhere Kosten für Transport und Kühlung.

Verbraucher bevorzugen wieder den Discounter

Anders als die Corona-Pandemie, könnten die aktuellen Preissteigerungen vor allem den Discountern zugute kommen. „Während viele Verbraucher während der Corona-Pandemie den Vollsortimenter für ein One-Stop-Shopping-Erlebnis aufgesucht haben, steht nun die Kehrtwende an. Aufgrund der steigenden Preise werden die Discounter Marktanteile von rund 1 bis 2 Prozent zurückgewinnen“, prognostiziert PwC-Experte Dr. Wulff.

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