
Die Europäische Kommission will im Rahmen des Green-Deal die Landnutzung, den Einsatz von Düngemitteln, von Antibotika und Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft drastisch einschränken.
Die Forschungsabteilung des US-Landwirtschaftsministeriums (ERS) hat nun die wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen durchgerechnet. Die Folgen wäre nicht nur für die europäischen Bauern dramatisch, sondern auch für die globalen Nahrungsmittelpreise, zeigen jedenfalls die Zahlen des ERS.
Um die wirtschaftlichen Auswirkungen zu untersuchen, hat das ERS drei mögliche Szenarien untersucht. Dabei kommt unter anderem heraus, dass die landwirtschaftliche Produktion in der EU um 7 bis 12 Prozent schrumpft und die Wettbewerbsfähigkeit sich drastisch verringert.
Die landwirtschaftlichen Einkommen der europäischen Bauern würden um 16 Prozent einbrechen, während anderswo Produktion, Agrarpreise und landwirtschaftliche Einkommen steigen.
Doch es gäbe noch weitere Folgen, die weit über die EU hinausgehen: Zum einen würden die weltweiten Lebensmittelpreise sehr kräftig nach oben schießen, und damit auch die Kosten für die Verbraucher. Zum anderen erwartet das ERS durch die Maßnahmen des Green Deals einen globalen Wohlstandsverlust von 96 Milliarden bis 1,1 Billionen US-Dollar, je nachdem, wie weit die EU ihre Pläne auch auf andere Länder (durch Handelsabkommen) ausdehnen kann.
Die Wissenschaftler gehen außerdem davon aus, dass die höheren Lebensmittelpreise die Zahl der Menschen deren Lebensmittelversorgung gefährdet wäre – je nach Szenario – um 22 Millionen bis zu 185 Millionen erhöhen würden.
Produktion bricht stark ein – Preise steigen kräftig

Für die EU bedeuten die Maßnahmen, dass die landwirtschaftliche Produktion um 12 Prozent schrumpfen würde. Im Ergebnis würden die anderen Regionen ihre landwirtschaftliche Produktion steigern, da sie versuchen, die verlorene EU-Produktion (und den verlorenen Handel) zu ersetzen, schreiben die ERS-Wissenschaftler.
Für die EU erwarten die Wissenschaftler des ERS drastische Produktionsrückgänge in allen wichtigten Produktionsbereichen: Ölsaaten (-61 Prozent), Weizen (-49 Prozent) und andere Kulturen (-44 Prozent). Ursachen sind vor deutlich reduzierte Düngung, weniger Pflanzenschutz und die deutlich eingeschränkten Möglichkeiten der Landnutzung.
Die starken Reduzierungen der EU-Agrarproduktion würde natürlich auch die Marktverfügbarkeit von Agrarrohstoffen in der EU verringern und zu deutlich höheren Preisen führen. Danach würden die Preise für sämtliche Agrarrohstoffe in der EU steigen, wobei die meisten Rohstoffpreise sogar zweistellig zulegen würden. Die Agrarpreise würden aber auch in den übrigen Regionen infolge des Anstiegs der EU-Preise kräftig zulegen sowie wegen des verschärften Wettbewerbs um die noch frei verfügbaren Agrar-Rohstoffe.
In Ländern und Regionen die sich der EU-Initiative zur Reduzierung des landwirtschaftlichen Produktionsmittel-Einsatzes anschließen, würden die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise besonders kräftig zulegen – teilweise stärker als in der EU. Diese starken Preis-Anstiege, bei den wichtigsten pflanzlichen Produkten, führen außerdem auch zu deutlich höheren Preisen für Fleisch, da sich auch Futtermittel sehr kräftig verteuern würden und außerdem auch der Einsatzes von Antibiotika zurückgeht (und von Krankheiten zunimmt).
Ergeben sich aus den Maßnahmen in der EU größere Auswirkungen auf die globale Produktion (also auch das Angebot) so kommt es zu größeren Preisänderungen in allen anderen Regionen, mit zweistelligen Zuwächsen für die gesamte Landwirtschaft – in manchen Regionen sogar mit dreistelligen Zuwächsen, schreiben die Wissenschaftler. Eine weltweite Angleichung der Agrarpreise (auf einem deutlich höheren Nievau) würde auf diese Weise ebenfalls stattfinden, wenn der Handel nicht politisch behindert oder eingschränkt wird.
Agrar-Einkommen sinken empfindlich – Lebensmittel deutlich teurer

Die Wissenschaftler haben außerdem die Veränderung des Bruttoeinkommens der landwirtschaftlichen Betriebe auf der Grundlage der Erträge und der Änderungen der Agrarpreise und Mengen in die Landwirtschaft errechnet. Im reinen EU-Szenario (also ohne das andere Länder die Maßnahmen der EU ebenfalls umsetzen), sinkt das Bruttoeinkommen der landwirtschaftlichen Betriebe in der EU sehr deutlich um satte 16 Prozent!!
Dabei verhindert die deutlich schlechtere Produktivität der Agrarproduktion, dass die europäischen Bauern von den höheren Agrar-Preisen profitieren können, stellen die ERS-Experten fest. In allen anderen Regionen steigt das Bruttoeinkommen der landwirtschaftlichen Betriebe hingegen an. Damit profitieren die Landwirte in anderen Weltregionen spürbar von den höheren EU-Preisen und vor allem von dem starken Rückgang der europäischen Agrar-Produktion. Während für die europäischen Bauern genau das Gegenteil zutrifft - nämlich deutlich schrumpfende Einkommen.
Auf der anderen Seite müssen auch die Verbraucher weltweit deutlich höhere Preise für die erheblich teurer erzeugten Lebensmittel bezahlen. Im reinen EU-Szenario würden die durchschnittlichen jährlichen Nahrungsmittelausgaben in der EU um 153 USD pro Kopf steigen und weltweit läge der Preis-Aufschlag bei 51 USD pro Kopf.
Im mittleren Szenario (also wenn auch andere exportorientierte Länder die EU-Maßnahmen ebenfalls anwenden), würden die jährlichen Nahrungsmittelausgaben pro Kopf weltweit um 159 USD nach oben schießen und in der EU sogar um 650 USD steigen.
Eine weltweite Anwendung der EU-Strategie des Green Deals würde sogar zu einem Anstieg der jährlichen globalen Nahrungsmittelausgaben um 450 USD pro Kopf führen und in der EU eine Teuerung von 602 USD verursachen. Das haben jedenfalls die Wissenschafter des ERS ausgerechnet.
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