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Ukraine: Oligarch bietet 200 Millionen für Anteile an Agrarholding

Eine Siloanlage der Kernel Holding in der Ukraine
am Dienstag, 04.04.2023 - 15:30 (Jetzt kommentieren)

Der Krieg vertreibt die Aktionäre. Kernel-Gründer Verevskyi plant darum ein Management-Buy-out für seine Agrarholding.

Der Verwaltungsratsvorsitzende der ukrainischen Agrarholding Kernel Holding SA, Andrij Verevskyi, will alle Anteile des von ihm gegründeten Unternehmens persönlich übernehmen. Dazu hat Verevskyi jetzt allen Aktionären ein Kaufangebot gemacht.

Der Oligarch bietet umgerechnet 3,95 Euro pro Unternehmensanteil. Damit würde er im Erfolgsfall rund 206 Mio. Euro für den Kauf von gut 52 Millionen Stammaktien auf den Tisch blättern.

Die Kernel-Holding ist unter anderem der größte Anbieter von Sonnenblumenöl in der Ukraine. Das Unternehmen hat einen Marktanteil von 35 Prozent.

Investor will Agrarholding von der Börse nehmen

Ein Kernel-Werk zur Ölsaatenverarbeitung

Verevskyi hält bislang über seine auf Zypern registrierte Firma Namsen Limited rund 38 Prozent des Aktienkapitals der Kernel Agrarholding.

Nach der vollständigen Übernahme aller stimmberechtigten Aktien will der Ukrainer den Konzern von der Börse in Warschau (WSE) nehmen.

Der Krieg vertreibt die Aktionäre des Agrarkonzerns

Hintergrund des geplanten Management-Buy-outs ist der Ukraine-Krieg. Seit Kriegsbeginn ist der Aktienkurs von Kernel deutlich gefallen. Die Anleger kehren dem Unternehmen wegen der politischen Unsicherheit den Rücken. Waren nach dem Börsengang 2007 rund 80 Prozent des Streubesitzes in der Hand polnischer Aktionäre, machte diese Gruppe zuletzt nur noch 15 Prozent aus.

Verevskyi sieht wirtschaftlich keinen Sinn darin, das Unternehmen weiterhin börsennotiert zu führen. Der Aufwand übersteige die relativen Vorteile, argumentiert der Manager.

Börsenwert der Kernel Holding ist stark geschrumpft

Tatsache ist, dass die riesige Agrarholding Kernel an der Börse Warschau nur noch eine Marktkapitalisierung von rund 300 Mio. Euro erreicht. Seit dem Höchststand der Aktie im November 2021 hat das Unternehmen zwei Drittel seines Wertes verloren.

Dabei erzielte Kernel 2022 einen Umsatz von umgerechnet 4,91 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) betrug 202 Mio. Euro.

Kernel ist der größte Getreideexporteur der Ukraine

Hafenanlagen der Kernel Holding

Seit der Gründung als kleines Getreidehandelshaus im Jahr 1995 hat Verevskyi den Konzern schnell zu einer riesigen Holding ausgebaut. Im vergangenen Jahr bewirtschaftete das Unternehmen 499.000 ha.

Mit einem Anteil von 15 Prozent an den Getreideausfuhren der Ukraine ist Kernel der größte Getreideexporteur des Landes.

Die Holding besitzt Exportterminals mit einer jährlichen Umschlagskapazität von 10 Mio. t. Außerdem unterhält Kernel die größte inländische Getreidelagerkapazität und 3.200 Eisenbahn-Güterwaggons für den Transport auf der Schiene.

Zwangsübernahme nicht ausgeschlossen

Falls die Aktionäre zu dem Gebotspreis von 3,95 Euro pro Anteil nicht an Verevskyi verkaufen wollen, schließt der 48-jährige Ukrainer und ehemalige Abgeordnete eine Zwangsübernahme der verbleibenden Aktien nicht aus.

Dabei würde luxemburgisches Recht zum Tragen kommen, denn dort hat die Kernel Holding SA ihren Sitz. Das Übernahmeangebot ist befristet bis zum 4. Mai 2023.

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