Russland, die Ukraine, die Türkei und die Vereinten Nationen könnten bereits nächste Woche ein Abkommen zur Wiederaufnahme der ukrainischen Getreideexporte unterzeichnen, sagte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar nach den Gesprächen in dieser Woche. Die Vereinigten Staaten teilten außerdem am Donnerstag mit, dass sie russische Getreide- und Düngemittelexporte erleichtern wollen, indem sie Banken, Schifffahrts- und Versicherungsunternehmen zusicherten, dass solche Transaktionen nicht gegen die Sanktionen gegen Moskau verstoßen würden, berichtet Reuters.
Die Ermöglichung dieser russischen Exporte ist ein wesentlicher Bestandteil der Versuche der Vereinten Nationen und der Türkei, ein Abkommen mit Moskau auszuhandeln, dass auch Transporte von ukrainischem Getreide aus dem Schwarzmeerhafen Odessa ermöglichen würde. Die schriftliche US-Klarstellung kam einen Tag, nachdem sich Russland, die Ukraine, die Türkei und UN-Beamte in Istanbul zu Gesprächen getroffen hatten, um die Getreideexporte der Ukraine wieder aufzunehmen, berichtet Reuters.
Die Türkei kündigte an, dass die Parteien in der nächsten Woche erneut zusammenkommen würden, um ein Abkommen zu unterzeichnen. „Die Vereinigten Staaten unterstützen nachdrücklich die Bemühungen der Vereinten Nationen, sowohl ukrainisches als auch russisches Getreide auf die Weltmärkte zu bringen und die Auswirkungen von Russlands Krieg gegen die Ukraine auf die globale Lebensmittelversorgung und -preise zu verringern“, sagte das US-Finanzministerium.
Transportlogistik und Terminals oft zerstört
Die Schwarzmeerhäfen der Ukraine sind seit dem Einmarsch Russlands am 24. Februar blockiert, was die weltweiten Preise für Getreide in die Höhe getrieben hat. Die Weizenpreise in den USA und Europa sind seit der möglichen Aufhebung der Hafenblockade und der Wiederaufnahmen der Exporte - aber auch wegen des Beginnes der neuen Ernte in der nördlichen Hemisphäre - auf das Vorkriegsniveau zurückgefallen.
Ein Abkommen zur Wiederaufnahme des Exports von ukrainischem Getreide würde dem Land die Möglichkeit geben, wieder an die internationalen Märkte zurückzukehren. Allerdings sind viele Händler und Analysten skeptisch. Sowohl die Transportlogistik als auch viele Getreideterminals an den Häfen sind durch den Krieg zerstört oder beschädigt.
Der Krieg in der Ukraine hat zu einem Anstieg der weltweiten Preise für Getreide und Düngemittel geführt, wobei durch Russlands Blockade von Seehäfen etwa 20 Millionen Tonnen ukranisches Getreide an den Schwarzmeer-Häfen feststeckten.
Nach Gesprächen in Istanbul könnten Russland, die Ukraine, die Türkei und die Vereinten Nationen nächste Woche ein Abkommen unterzeichnen, das darauf abzielt, die ukrainischen Getreideexporte aus dem Schwarzen Meer wieder aufzunehmen. Während eine solche Vereinbarung durchaus möglich erscheint, wird die praktische Durchführung der Exporte jedoch eine große Herausforderung sein, denn die Häfen müssen entmint und die Infrastruktur in Mykolajiw und Odessa wiederhergestellt werden.
Ukrainische Ernte wird größer - Getreidepreise fallen
Händler und Analysten erwarten mittlerweile, dass die Ukraine mehr Getreide produzieren könnte als ursprünglich erwartet. Die Winterkulturen könnten 30 Millionen Tonnen einbringen, zwei Drittel Weizen, der Rest Raps und Gerste, sagt ein ukrainischer Analyst gegenüber Reuters.
Die Produktion von Sommergetreide (vor allem Mais und Sommergerste) könnte etwa 38 Millionen Tonnen betragen. Doch die Läger sind noch voll mit der alten Ernte und die müsste bald exportiert werden, damit die randvollen Läger freiwerden.
Die europäischen Weizenpreise fielen am Donnerstag weiter – auf 342 Euro je Tonne für den Septemberkontrakt und auf 331 Euro je Tonne für den Dezember-Termin. Grund sind die Gespräche über den Schifffahrtskorridor für den Transport ukrainischen Getreides zu den Weltmärkten, und die laufende Ernte auf der Nordhalbkugel, sagen Analysten.
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