Ganz besonders betroffen sind wieder einmal Agrarprodukte. Damit verschlechtert sich die wirtschaftliche Situation für die in diesem Jahr durch extremes Wetter und den Handelskrieg bereits massiv unter Druck geratenen Farmer weiter.
Auch die Weltwirtschaft und der globale Agrarhandel geraten in eine Krise. China hatte am Freitag angekündigt, weitere Vergeltungszölle auf US-Waren im Wert von rund 75 Milliarden US-Dollar zu erheben. Das bedeutet im Streit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt einen weiteren Aufschlag von 10 Prozent auf die bereits bestehenden Zölle.
Betroffen: Sojabohnen, Getreide, Fleisch
Ab dem 1. September will China einen zusätzlichen Zollsatz von 5 Prozent für US-Sojabohnen einführen. Damit würde sich der Gesamtzollsatz für Soja dann auf 30 Prozent erhöhen.
Ab dem 15. Dezember wird es dann einen zusätzlichen Zoll von 10 Prozent auf US-Weizen, Mais und Sorghum geben, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters über die geplanten Tarife. Die Zölle für Mais, Sorghum und Weizen steigen in der Folge auf 35 Prozent.
China wird außerdem ab dem 1. September zusätzliche Zölle in Höhe von 10 Prozent auf US-amerikanisches Rind- und Schweinefleisch erheben. Damit würde der Schweinefleischzoll dann auf 60 Prozent angehoben.
Sojafarmer wollen schnelle Lösung
Davie Stephens, Präsident der American Soybean Association (ASA), kommentierte die erneute Eskalation des Handelskrieges mit der Aussage, dass seine Organisation ein baldiges Ende der Zölle für US-amerikanische Sojabohnen für notwenig halte.
„Diese Eskalation wird uns nicht nur aufgrund der steigenden Zölle für unsere Verkäufe treffen, die seit Monaten praktisch stillstehen, sondern auch im Laufe der Zeit“ sagte er in einer Presseerklärung am Freitag.
Das Andauern dieser Situation bedeutet nämlich "eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation der Sojaerzeuger, die in dieser Saison noch viele nicht verkaufte Bohnen im Lager und zudem eine neue Ernte im Boden haben“, erklärte Stephens. Die ASA drängt deshalb darauf, dass beide am Handelskrieg beteiligten Länder möglichst schnell Lösungen finden.
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US-Farmer sind auf Exporte angewiesen
Der US-Bauernverband American Farm Bureau Federation (AFBF) teilte nach Bekanntwerden der neuen Zölle mit: "Chinas Ankündigung, zusätzliche Zölle auf US-Importe im Wert von 75 Milliarden US-Dollar zu erheben, bedeutet mehr Probleme für die amerikanische Landwirtschaft."
Das Farm Bureau prüft derzeit die Details dieser Ankündigung, "aber wir wissen, dass anhaltende Vergeltungsmaßnahmen die Schwierigkeiten von Farmerfamilien noch verschlimmern und die Situation genau in die falsche Richtung lenken“, sagt AFBF-Präsident Zippy Duvall.
Im Jahr 2017 exportierten die USA noch landwirtschaftliche Produkte im Wert von 19,5 Milliarden US-Dollar nach China. Im Jahr 2018 gingen diese Agrarexporte aufgrund von Vergeltungszöllen auf 9,1 Mrd. USD zurück. "Und die Exporte sind in der ersten Jahreshälfte 2019 um weitere 1,3 Milliarden US-Dollar geschrumpft", heißt es in einer Pressemitteilung des AFBF vom Freitag.
Duvall fügte hinzu: „Die Fortsetzung der Verhandlungen ist der beste Weg, um die Sicherheit der Exportmärkte wiederherzustellen, von denen Landwirte und Viehzüchter abhängig sind."
Angst vor globaler Rezession
"Chinas Entscheidung, zusätzliche Zölle einzuführen, wurde durch den Unilateralismus und Protektionismus der USA erzwungen", heißt es in einer Erklärung des chinesischen Handelsministeriums. Obwohl die chinesischen und amerikanischen Unterhändler im August weitere Gespräche geführt hatten, scheinen beide Seiten derzeit nicht zu einem Kompromiss bereit zu sein.
Der anhaltende Handelsstreit hat die Angst vor einer globalen Rezession weiter geschürt. Vor diesem Hintergrund haben die Zentralbanken auf der ganzen Welt ihre Geldpolitik zuletzt gelockert und die Zinsen (wo dies noch möglich ist) gesenkt oder dies angekündigt.
Die Rohölpreise – als wichtiger Indikator für die Weltkonjunktur - sind zuletzt kräftig gefallen. Das Leichtöl WTI wird am Terminmarkt derzeit nur noch mit 53 USD je Barrel notiert. Das sind fast 20 Prozent weniger als noch im April gezahlt wurden.
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