Veganer Milchersatz enthält weniger Inhaltstoffe als Kuhmilch. Und die veganen Drinks sind teurer als Milch. Anderseits entstehen bei der Produktion von einigen Ersatzprodukten – wie etwa von Hafermilch – weniger Treibhausgase. Das wiegt in der heftig geführten Klimadebatte schwer. Doch wie viel Emissionen könnte man eigentlich beim Wechsel von Kuhmilch auf ein Klimarettungsgetränk einsparen?
Das Wissenschaft-Portal quarks hat sich vor einer Zeit die Mühe gemacht genau das auszurechnen. Das Ergebnis ist überraschend, wobei man sich auf die Ergebnisse der berühmten Oxforder-Studie von Joseph Poore stützt: In Deutschland verursacht eine Person im Schnitt einen CO2-Fußabdruck von 7,9 Tonnen pro Jahr. Das sind täglich 21,6 Kilogramm CO2.
Wenn man von Kuhmilch auf Haferdrinks wechselt, könnte man nach dieser Rechnung täglich bis zu 0,64 Kilogramm CO2 einsparen – das wären gerade einmal drei Prozent. Der Klimarettungs-Effekt hielte sich bei einer Umstellung also sehr in Grenzen.
Und dabei ist Hafermilch schon die klimafreundlichste Milchalternative – denn Hafer ist ein heimisches Getreide, braucht also keine langen Transportwege und hat auch sonst gegenüber der veganen Konkurrenz noch einige Vorteile (auch für die Bauern). Das gilt ganz besonders gegenüber Mandel- und Reisdrinks, die eine durchaus problematische Umweltbilanz haben. Für beide Produkte sind nämlich große Mengen an Wasser erforderlich und beim Reis entstehen außerdem auch noch beträchtliche Mengen Emissionen. Auch das hat haben schon Studien gezeigt.
Nicht alle Ersatzdrinks sind wirklich gesund und klimafreundlich

Der Markt für vegane Milchgetränke ist durchaus umkämpft. Nachdem es vor Jahren außer Sojamilch kaum Alternativen gab, drängen nun immer mehr Anbieter und Produkte auf den Markt. Wie schon gesagt: Am erfolgreichsten scheint sich aus verschiedenen Gründen Hafermilch am Markt zu etablieren. Zum einen schmeckt es offenbar mit am besten im Kaffee, wie Untersuchungen der Stiftung Waren-Test ergeben haben. Zum anderen macht der an der New Yorker Börse gehandelte Hafermilch-Marktführer Oatly offenbar ein sehr erfolgreiches Klimarettungs-Marketing. Leider meist auf Kosten der Milchbauern.
Ob der Anteil heimischen Hafers an Oatlys Milch wirklich so groß ist – lässt sich nicht mit Sicherheit sagen (wahrscheinlich eher aus Skandinavien und England) – möglich wäre es aber auf jeden Fall. Damit hätte der Haferdrink gleich zwei Vorteile: Kurze Transportwege und die Unterstützung der heimischen Haferbauern. Diese beiden Pluspunkte hätte kein anderer Ersatzdrink – außer vielleicht die im Ersatzmilchmarkt noch mit sehr kleinen Marktanteilen vertretenen Dinkel-, Lupinen- und Erbsendrinks.
Alle anderen veganen Drinks hätten mindestens längere Transportwege und oft kommt noch eine schlechte Wasserbilanz hinzu. Außerdem findet man nicht selten Belastungen mit Chemikalien, Schwermetallen und anderen Rückständen (z. B. Reis). Zu den pflanzlichen Ausgangsstoffen die eben nicht direkt aus Deutschland kommen, gehören derzeit neben Soja (oft aber aus Europa) auch Mandeln, Reis, Quinoa, Hirse, Buchweizen, Amaranth, Cashew, Haselnuss, Macadamia sowie Kokos und neuerdings auch Hanf.
Viel Wasser und viele neue Zutaten und Inhaltsstoffe

Grundsätzlich lassen sich also aus sehr vielen pflanzlichen Produkten Milchersatzdrinks herstellen – egal ob aus Getreide oder aus Hülsenfrüchten. Je nachdem, woraus die Milchdrinks hergestellt werden, unterscheiden sie sich bei den Nährstoffen und auch im Geschmack .
Allerdings sind die Unterschiede nicht so gewaltig, denn: 90 bis 95 Prozent der Ersatzdrinks bestehen aus Wasser und viele ursprünglich in den Ausgangstoffen enthaltene gesunde Substanzen werden im Prozess die Herstellung und Fermentation zerstört oder umgewandelt – beispielsweise in Zucker. Das Resultat: Bestimmte Mineralstoffe und Vitamine, aber auch Geschmacksverstärker, Pflanzenöle, Stabilisatoren werden am Ende wieder zugegeben. Hört sich irgendwie nicht sehr natürlich an.
Bei Kuhmilch ist das eigentlich nicht nötig: Auch diese verliert im Prozess der Haltbarmachung zwar Inhaltsstoffe. Dennoch enthält Kuhmilch von Natur aus eine größere Anzahl an Makronährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen, davon in der Regel auch größere Mengen.
Ein weiteres Problem ist der Geschmack: In Kuhmilch sind viele Inhalts- und Geschmacksstoffe an mikroskopisch kleine Tröpfen des Milchfetts gebunden. Ohne dieses Milchfett schmecken die Milchersatzgetränke in der Regel wässriger und etwas fade. Mit dem Einsatz von so genannten Emulgatoren, Aromen und Geschmacksverstärkern, versuchen die Hersteller von diese Problem zu lösen – nicht immer mit Erfolg.
Hohe Preise und hohe Margen - noch

Die Deutschen trinken etwa dreimal so viel Kaffee und Tee pro Tag, wie Milch, sagt eine nationale Verzehrs-Studie. Es hätte deshalb wahrscheinlich mehr Wirkungen auf die Emissionen auf Kaffee zu verzichten, als von Milch auf vegane Ersatzgetränke zu wechseln. Entscheidend sind neben den CO2-Emissionen pro Kilogramm die tatsächlich konsumierten Mengen. Durch zwei Stunden Serien-Streams auf Netflix werden nämlich bis zu 0,8 Kilogramm CO2 erzeugt. Das ist etwa so viel wie zwei Gläser Kuhmilch, schreibt das Wissenschaftsportal Quarks.
Nicht zu vergessen: Pflanzendrinks sind in aller Regel deutlich teurer als Milch. So kostet Trinkmilch – je nach Fettgehalt und Einzelhändler – zwischen 80 Cent und 1,30 Euro für Bio- und Weidemilch. Da fangen die Preise für die meisten Ersatzgetränke allerdings erst an – auch wenn zunehmend auch günstigere Anbieter auf dem Markt drängen, denn Produktion und Rohstoffe sind in Relation zu den eingesetzten Mengen (auch zu Milch) meist nicht besonders teuer. Die meisten Haferdrinks – etwa von Marktführer Oatly und von Alpro kosten im Laden jedoch zwischen 1,95 und 2,50 Euro je Liter - also zwei bis dreimal so viel wie Kuhmilch.
Bei einigen Drogeriemärkten gibt es Hafermilch allerdings auch für 0,95 Cent. Sojamilch kostet je nach Anbieter zwischen 0,99 und 2,00 Euro und für Mandel- und Kokosnussdrinks kann man auch schon mal knapp 3,00 Euro für den Liter ausgeben. Von diesen Margen können Milchbauern und Milchindustrie nur träumen. Dennoch dürfte die Preise für Milchdrinks mit wachsendem Angebot weiter fallen – ähnlich wie das auf anderen Märkten auch ist – trotz des Images als Klimarettungsgetränk.
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