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Klimawandel und Wald

Der Wald ist in Not – Hilfe wird gebraucht

Wald
am Freitag, 30.08.2019 - 05:05 (1 Kommentar)

Extreme Dürre, Borkenkäferbefall, Waldbrände und Stürme. Der deutsche Wald ist in Not.

Das zeigen die massiven Schäden, die die letzten beiden Jahre dem Baumbestand in Deutschland zugefügt haben. Wald- und Forstverbände schätzen die finanziellen Verluste auf mehr als 2 Mrd. Euro. Und sie fordern massive staatliche Unterstützung zur Schadensbeseitigung und zur Aufforstung.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hatte die Verbände deshalb zu einem Gespräch eingeladen, um Schäden und Hilfen abzuschätzen und die Unterstützung zu koordinieren. Die vorläufigen Ergebnisse der Diskussion erläuterte die Ministerin vor der Presse in Berlin.

Im vergangenen Jahr seien durch Stürme, Dürre, Brände und Borkenkäferbefall mehr als 110.000 Hektar Wald verloren gegangen, so die Ministerin. Das entspricht etwa der Fläche von Berlin und Potsdam. "Wer in Deutschland unterwegs ist in den Wäldern, sieht Dramatisches", sagte sie. "Uns fehlen über 100.000 Hektar, die einfach weg sind."

Groß angelegtes Aufforstungsprogramm

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner

Angesichts der sehr ernsten Lage sprach sich die Bundesministerin für ein groß angelegtes, nachhaltiges Aufforstungsprogramm mit standortangepassten Bäumen für robuste Mischwälder aus. Für dieses Programm und die anschließende Pflege sind nach derzeitigen Schätzungen mindestens 500 Millionen Euro nötig.

Mit Blick auf den wichtigen Beitrag des Waldes zum Klimaschutz warnt die Ministerin: "Die Bäume, die fehlen, können nicht zur Senkung des CO2-Ausstoßes beitragen." Wer aufforste, habe kommende Generationen im Blick. Die Hilfen seien deshalb eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

"Hätten wir den Wald nicht, dann hätten wir 14 Prozent mehr CO2-Emissionen", sagte Klöckner. Im Sinne des Gemeinwohls müsse der Wald deshalb noch stärker an den Klimawandel angepasst werden.

Nationaler Waldgipfel soll Klärung bringen

Bereits am Vormittag hatte sich die Ministerin mit Vertretern der Waldbesitzer, der Forstwirtschaft, des Naturschutzes, der Waldjugend, der Holzverarbeitung, des Städte- und Gemeindebundes sowie der Jagdverbände in Berlin beraten.

Das Treffen im BMEL sollte die Praktiker an einen Tisch bringen und einen gegenseitigen Austausch über die Waldschäden und den Einsatz der Hilfsmaßnahmen ermöglichen. Die Anregungen der Verbände sollen dann in den Nationalen Waldgipfel einfließen.

Der Waldgipfel findet am  am 25. September statt. Die Waldverbände hatten die Kosten für die Aufarbeitung der durch die Trockenheit entstandenen Schäden im deutschen Wald bereits am Mittwoch bei einer eigenen Pressekonferenz auf mehr als zwei Mrd. Euro geschätzt und „zügige politische Entscheidungen für staatliche Hilfen und eine unbürokratische Umsetzung“ gefordert.

Historisch hohe Schäden, Laubbäume betroffen

Allein durch Brände ging 2018 eine Fläche von 3.300 Fußballfeldern verloren. Mancherorts war die Arbeit von Generationen binnen kurzer Zeit vernichtet worden. Fachleute erwarten für 2019 sogar noch eine größere Menge Schadholz, da auch dieser Sommer viel zu trocken und heiß war.

Bisher waren hauptsächlich die Fichtenbestände betroffen. Nun ist jedoch erkennbar, dass nicht nur die Nadelbäume von der extremen Witterung geschädigt sind. Mittlerweile weisen auch Laubbäume gravierende Schäden auf. So sind derzeit bei der Rotbuche vielerorts Absterbeprozesse zu beobachten.

Auch bei anderen Laubbaumarten zeichnen sich offenbar diese schleichenden Schädigungen ab. Nach Einschätzung Klöckners sind die Wälder damit in Gänze und in allen Regionen betroffen und benötigen schnelle Hilfe.

Wälder sind entscheidend für Klimaschutz

Holz verladen

Wälder sind nach Klöckners Einschätzung unverzichtbar für den Klimaschutz. Aber: Sie sichern auch Einkommen und Arbeit in den ländlichen Räumen, und liefern den nachhaltig verfügbaren und klimafreundlichen Roh-, Bau-, Werkstoff sowie Energieträger Holz. Außerdem dienen die Wälder der Erholung der Bevölkerung und sind wichtig für die Biodiversität.

Diese Funktionen können die Wälder jedoch nur erfüllen, wenn ihnen in Not geholfen wird. Die Bundesministerin steht deshalb mit den Bundesländern in einem engen Austausch darüber, wie die Hilfe für betroffene Waldeigentümer verstärkt werden kann. Bereits im vorigen Jahr waren auf die Initiative von Klöckner hin neue Fördermaßnahmen in der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) auf den Weg gebracht worden, um Schäden in den Wäldern zu bewältigen.

Der Bundestag stellte außerdem zweckgebunden für fünf Jahre zusätzlich 25 Millionen Euro bereit. Dieses Geld verstärkt die bereits bestehenden GAK-Mittel, die etwa 30 Millionen Euro pro Jahr betragen.

Es gibt schon Geld für den Wald

Im Regierungsentwurf zum Haushalt 2020 ist zudem vorgesehen, die zweckgebundenen Mittel zur Bewältigung von Extremwetterfolgen im Wald in der GAK von derzeit 5 auf 10 Millionen Euro im Jahr zu verdoppeln. Dazu kommen steuerliche Erleichterungen für betroffene Waldeigentümer.

Seit 2013 gibt es mit dem Waldklimafonds zudem ein wichtiges Bundesprogramm zugunsten des Waldes mit jährlich rund 20 Millionen Euro. Ab 2019 sind es rund 25 Millionen Euro. Auch über den Waldklimafonds wurden seit 2013 zahlreiche Projekte gefördert, die dazu beitragen, die Wälder an den Klimawandel anzupassen.

Langfristig denken und planen

wald

Kurzfristige Hilfen sind zwar wichtig - jedoch fordert die Ministerin dazu auf, langfristig zu denken. Das Ökosystem Wald müsse verstärkt an die Herausforderungen, die mit dem Klimawandel einhergehen, angepasst werden. Dies gehe jedoch nicht von heute auf morgen, sagte Klöckner.

Wichtige Maßnahmen, um die künftigen Anforderungen zu bewältigen, sind, neue trockenheitstolerantere Baumarten zu finden und zu pflanzen, die Wasserspeicherfähigkeit der Waldböden zu verbessern, aber auch Baumarten mit unterschiedlichen Ansprüchen und Eigenschaften zu mischen.

Dazu kommt die Aufgabe Waldzustand, Schadensrisiko und Schädlingssituation zu analysieren (Monitoring) und nicht zuletzt die Waldhygiene deutlich zu intensivieren - wie etwa die rasche Beseitigung von Brutmaterial für Schaderreger.

Mit Material von Bundeslandwirtschaftsministerium
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