Ein Forscherteam von der australischen Universität von Adelaide, hat den Umfang und die Ursachen von Wasserdiebstahl untersucht. In ihrer Untersuchung zeigen die Forscher in drei Fallbeispielen wie riesig der Wasserdiebstahl mittlerweile ist.
Untersucht wurden die Bedingungen in Australien, den USA – und für Europa in Spanien. Der Hauptautor der Studie, Dr. Adam Loch, vom Zentrum für globale Lebensmittel- und Ressourcenökonomie der Universität von Adelaide, sagt: „Wasserdiebstahl ist ein Forschungsthema, das aufgrund fehlender Daten bisher wenig Beachtung gefunden hat“.
Besonders betroffen sind zwar Entwicklungsländer, Wasser-Diebstahl kommt jedoch auch in vielen Industrieländern vor, insbesondere in landwirtschaftlichen Umgebungen", sagt Adam Loch.
"Laut Interpol stehlen Diebe jährlich 30 bis 50 Prozent der weltweiten Wasserversorgung – eine gewaltige Menge. „Dieses Problem wird durch die Tatsache verschärft, dass mit zunehmender Knappheit von Wasser aufgrund des Klimawandels auch die Treiber für Wasserdiebstahl zunehmen", sagt der Wissenschaftler.
Zu wenig Kontrollen bei Wasserdiebstahl – kaum Strafen, hohe Gewinne

„Wenn Benutzer motiviert sind, Wasser zu stehlen, weil es knapp ist und sie es benötigen, um ihre Ernte am Leben zu erhalten, können die Opportunitätskosten für dieses Wasser die Strafe bei Weitem übersteigen, und es kommt zu Diebstahl", erläutert Dr. Loch.
Die Fallstudien liefern Beweise dafür, dass dort, wo die Behörden die Aufdeckung und Strafverfolgung nicht unterstützen, der Diebstahl zunimmt und möglicherweise stärkere Abschreckungsmittel erforderlich sind, um Benutzer davon abzubringen, Wasser zu stehlen, um den Gewinn zu maximieren.
„In Spanien wurden die Aufsichtsbehörden von Nutzern angegriffen, als sie versuchten, sie daran zu hindern, Wasser zu stehlen. In den USA stahlen Marihuana-Erzeuger Wasser von Hydranten, und die Polizei fühlte sich machtlos, etwas dagegen zu unternehmen", sagte Dr. Loch. „Ein Großteil des weltweiten Fokus liegt derzeit auf Investitionen in Wassereffizienz, mit denen Wassermanager im besten Fall zwischen 10 und 20 Prozent der derzeitigen Verbrauchmengen einsparen können.
Wenn wir jedoch 30 bis 50 Prozent des „verlorenen Wassers“ zurückgewinnen können, richten wir uns an diejenigen, die dies tun. „Wasser stehlen, um Gewinne zu erzielen, das zu unterbinden wäre gut für die Wasserversorgung und gut für uns", sagte Dr. Loch.
Spanien: Wasserdiebstahl für deutsche Erdbeeren?

In Spanien – wie in anderen Ländern rund ums Mittelmeer – hat der Wasserdiebstahl gewaltige Dimensionen erreicht. Die Spanier nennen die illegalen Wasserlöcher „pozos luneros“, Mondscheinbrunnen. Das sind Wasserlöcher, die ohne Genehmigung der Behörden (nachts) gebohrt werden. Anfang 2019 geriet das Problem auf tragische Weise in die Schlagzeilen, als ein zweijähriger Junge in einen Schacht fiel und zu Tode kam.
Nach offiziellen Schätzungen existieren etwa 500.000 Mondscheinbrunnen in Spanien. Umweltverbände wie der WWF gehen von der doppelten Anzahl aus. Der Agrarwissenschaftler Felipe Fuentelsaz vom WWF sagt dazu: „Der Wasserbedarf etwa in der Region Coto de Doñana steigt immer stärker, insgesamt werden mindestens 60 Prozent des Wassers, das früher in den Fluss Doñana floss, für wirtschaftliche Zwecke abgezwackt“.
Zum Teil fließt es in die Touristenzentren an der Küste. Doch die weitaus größere Menge benötigt die Landwirtschaft. Die spanischen Himbeeren, Blaubeeren oder Goji-Beeren und vor allem Erdbeeren in den Regalen deutscher Supermärkte kommen aus dieser Region.
"Wenn wir uns lediglich auf den Anbau von Beeren beschränken, haben wir 11.000 Hektar Anbaufläche“, erklärt Fuentelsaz: „Aber davon werden nur 5000 Hektar legal bewässert. Und auch die legal wirtschaftenden Bauern kritisieren die illegale Entnahme. Fuentelsaz sagt: „Der eine zahlt jährlich 60.000 Euro Gebühren pro Hektar, sein Nachbar dagegen keinen Cent. Und sie liefern die gleichen Früchte zum selben Preis“.
Auch deutsche Landwirte brauchen Wasser

Angesichts wiederholter Trockenheit und Dürreperioden wird die Entnahme größerer Wassermengen aus Flüssen und Brunnen, ob legal oder illegal, auch in Deutschland zunehmend kritischer betrachtet. „Solange genügend Wasser im Fluss ist, juckt das keinen", sagt vor einiger Zeit Manfred Körner, Pressesprecher beim Landratsamt Heilbronn, „aber jetzt kommen wir eben langsam in eine kritische Phase."
Und nach den letzten drei Dürrejahren dürften die Probleme in der Landwirtschaft zunehmen. Fallen die Pegel der Flüsse und Bäche nämlich unter einen bestimmten Schwellenwert, erlöschen auch die Pumpgenehmigungen, die die Untere Wasserbehörden vergeben. Nutzer sind meist Landwirte und Winzer, die mit dem Wasser ihre Felder bewässern.
Wird jedoch ohne Genehmigung eine Pumpe eingesetzt, ist die Wasserentnahme Diebstahl. Kontrolliert wird die Entnahme bislang aber nur selten. Und längst nicht jeder Saugrüssel, der in einem Bach hängt, ist auch genehmigt. Und auch über die entnommenen Mengen herrscht oft keine Klarheit: Geeichte Wasseruhren für diese Zwecke gibt es in der Regel nicht, und sie wären angesichts der Schwebstoffe wohl auch schnell unbrauchbar.
Landwirte müssen zwar Buch führen über ihre Pumpzeit, aber nicht über die entnommene Menge. Die Bundesregierung will deshalb beim sogenannten „Nationalen Wasserdialog" eine neue Strategie zur langfristigen Wasserverteilung erarbeiten. Bis zum Herbst sollen sich Wasserversorger, Landwirte und andere Betroffene auf ein Konzept verständigen.
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