Der WDR berichtet, dass die Staatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Bielefeld gegen einen ehemaligen Vorstand und einen ehemaligen leitenden Angestellten von Westfleisch ermittele. Es gehe dabei um die Veruntreuung von Unternehmensgeldern in Millionenhöhe.
Nicht verbuchte Geschäfte mit Russland?
Hintergrund der Ermittlungen seien die Exportgeschäfte des Fleischverarbeiters in den Jahren 2014 und 2015. Der damals ausgerufene Russlandexport ließ keine Fleischlieferung aus Deutschland an russische Kunden mehr zu. Um den Verträgen trotzdem nachzukommen, habe das Unternehmen offenbar Fleisch im Ausland eingekauft und von dort nach Russland liefern lassen, erklärte Gerald Rübsam von der Staatsanwaltschaft Bielefeld gegenüber dem WDR.
Verdacht auf Verstoß gegen die Unternehmensinteressen
Die Einnahmen aus diesen Geschäften seien allerdings in den Bilanzen von Westfleisch nicht aufgetaucht. So jedenfalls lautet der Vorwurf gegen die beiden ehemaligen Führungskräfte des Unternehmens. Stattdessen hatte Westfleisch 2015 erstmals Verluste ausgewiesen.
Bei den Untersuchungen gehe es aber bislang nicht um eine private Vorteilsnahme, viel mehr prüfe die Staatsanwaltschaft, ob gegen die "Vermögensinteressen des Unternehmens" gehandelt worden sei.
Update: Stellungnahme von Westfleisch
Westfleisch weist die Vorwürfe kategorisch zurück. In einem Statement, um das die agrarheute-Redaktion gebeten hatte, erklärt der Kommunikationsberater des Unternehmens, Philipp Ley, unter anderem:
"In seinem Bericht konstruiert der WDR-Redakteur zum wiederholten Mal unzutreffende Zusammenhänge. So ist die in dem Beitrag mitschwingende Behauptung, dass vermeintliche Zahlungsausfälle aus einem Russlandgeschäft Verluste des Unternehmens in 2015 begründen und deswegen keine Dividenden bezahlt wurden, schlichtweg falsch. [...] Die Genossenschaftsmitglieder erhielten für dieses Jahr eine zum Vorjahr unveränderte Dividende sowie einen erhöhten Sonderbonus. Der Verlust 2015 hatte andere Gründe: zum Beispiel die deutlich gestiegenen Produktionskosten, das hohe Angebot am Schlachtschweinemarkt, der stockende Fleischabsatz."
Zum Hintergrund der Russlandgeschäfte heißt es: "2014 trat ein EU-Exportstopp nach Russland ein. Um auch für die Zeit nach Ende dieses Embargos wichtige langfristige Geschäftsbeziehungen aufrechterhalten zu können, wurde entschieden, langjährige Partner in Russland nur noch mit Handelsware aus dem außereuropäischen Ausland zu beliefern. [...]"
Der gesamte Vorgang werde von Westfleisch umfassend aufgearbeitet. Eine Vertuschung von Zahlungsausfällen habe es nicht gegeben. "Über die Zahlungsausfälle von 2014 hat der Vorstand des Unternehmens unverzüglich [...] gegenüber dem Aufsichtsrat Bericht erstattet“, erklärte Josef Lehmenkühler, Aufsichtsratsvorsitzender von Westfleisch. Die Mitgliefer seien auf der Generalversammlung informiert worden und der Geschäftsbericht enthalte ebenfalls die entsprechenden Angaben.
Auch die Behauptung, dass ein ehemaliger Vorstand das Unternehmen verlassen musste, weil er die Aufklärung zu offensiv vorangetrieben habe, entbehre jeglicher Grundlage, so Lehmenkühler. Tatsächlich sei die Aufarbeitung bereits unmittelbar im Jahr 2014 gestartet und dauere bis heute an. Die betreffende Person war 2016 in den Vorstand berufen worden und musste diesen im Herbst desselben Jahres wieder verlassen.
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