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Bilanz des Handelsverbands Lebensmittel

Zwischen Krisenbewältigung und Tagesgeschäft – Özdemir 100 Tage im Amt

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir beim Besuch eines landwirtschaftlichen Betriebs
am Mittwoch, 16.03.2022 - 12:46 (17 Kommentare)

Am Freitag (18.03.) ist die Ampelkoalition 100 Tage im Amt. Dass die Lebensmittelwirtschaft noch auf den Schulterschluss mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir wartet, hat der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) heute in seinem Fazit zum Fristende erklären müssen.

Außer Frage steht für den BVLH, dass seit dem Amtsantritt von Cem Özdemir am 8. Dezember 2021 die agrar- und ernährungspolitischen Themen einem herausfordernden Wandel unterstanden: Nach erneutem Aufflammen der alten Diskussion um die Lebensmittelpreise traten die Mitglieder des „Aufstandes der letzten Generation“ vor allem durch ihre Blockaden von Autobahnen in den Vordergrund. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar ist anstatt des Klima- und Umweltschutzes in der Landwirtschaft schließlich die Ernährungssicherheit in den Mittelpunkt gerückt.

BVLH will mit Haltungskennzeichnung loslegen

Umfrageergebnis zur Kennzeichnungspflicht

An die Ausgangslage mit den gesellschaftlichen Erwartungen erinnerte in der BVLH-Pressekonferenz zunächst Dr. Peter Matuschek, Geschäftsführer der Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analyse forsa. In einer forsa-Umfrage gaben Verbraucherinnen und Verbraucher an, wie ihnen Themen und um die eigene Ernährung sind. Eine große Mehrheit legte Wert auf eine gesunde Ernährung: Für 27 Prozent der Befragten spielte eine ausgewogene und gesunde Ernährung eine äußerst wichtige Rolle, 57 Prozent stuften sie als „sehr wichtig“ ein.

Dass der Handel Verantwortung für eine Verbesserung der Haltungsbedingungen übernimmt, fanden 43 Prozent äußerst wichtig und 39 Prozent sehr wichtig. In der Umfrageauswertung stellte Matuschek fest, dass es in der Bedeutung der Haltungsbedingungen und des Umwelt- und Klimaschutzes offenbar Unterschiede zwischen Frauen und Männern und den verschiedenen Altersgruppen gibt. Ein mehrstufiges System zu Kennzeichnungspflichten in Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung befürworteten 83 Prozent der Teilnehmer.

BVLH-Hauptgeschäftsführer Franz Martin Rausch machte deutlich, dass es bei der Einführung einer Tierhaltungskennzeichnung schon seit einigen Jahren intensive Bemühungen des Lebensmitteleinzelhandels gebe. Rausch empfahl den agrarpolitischen Entscheidungsträgern, sich bei der Entwicklung eines staatlichen Systems an dem bewährten System der Haltungsformkennzeichnung zu orientieren.

Die Haltungskennzeichnung sollte laut Rausch für möglichst viele Teilstücke und auf allen Absatzkanälen gelten, insbesondere auch in der Außer-Haus-Verpflegung. Immer mehr Menschen besuchten mittlerweile wieder Betriebskantinen oder öffentliche Kantinen, weshalb die Kennzeichnungspflicht in diesen Bereichen eingeführt werden sollte. „„Die Bundesregierung kann hier mit gutem Beispiel vorangehen und die Tierhaltungskennzeichnung im Speiseplan der Kantinen ihrer Ministerien und nachgeordneten Behörden verbindlich machen“, schlägt Rausch vor.

Rausch: Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung löst das Problem nicht

Wie Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir stellte auch der BVLH-Hauptgeschäftsführer klar, dass die Aktionen des Aufstandes der letzten Generation nicht zielführend gewesen seien. Außerdem sei die Forderung des Zusammenschlusses nach einem Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung nicht der richtige Weg. Rausch betonte, dass im Lebensmittelhandel nur wenige Verluste von Lebensmitteln zustande kämen und ein Gesetz die Situation nicht maßgeblich verändern werde.

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine versicherte Rausch, dass eine flächendeckende Grundversorgung mit Lebensmitteln in Deutschland gesichert sei. Er bat außerdem darum, Hamsterkäufe zu vermeiden.

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