Das Bundesumweltministerium (BMUB) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) haben 2015 eine bundesweite Befragung zum Bewusstsein der Bevölkerung für Natur, Naturschutz und biologische Vielfalt durchgeführt. Laut den Ergebnissen finden agrarpolitische Instrumente, die auf mehr Naturschutz abzielen in der Bevölkerung starken Zuspruch.
„Selbst unter dem Hinweis, dass Subventionierungen durch Steuergelder bezahlt werden und strengere Gesetze zu einer Erhöhung der Lebensmittelpreise führen können, befürwortet die große Mehrheit sowohl strengere Regeln und Gesetze zum Schutz der Natur (83 Prozent, davon 45 Prozent „voll und ganz“) als auch die finanzielle Förderung einer naturverträglicheren Landwirtschaft durch den Staat (74 Prozent, davon 30 Prozent „voll und ganz“)“, ist in dem Ergebnisbericht zu lesen.
93 Prozent ist Tierwohl am wichtigsten
Der Mehrheit der Befragten ist das Wohl der Tiere bei der Nutztierhaltung am wichtigsten (93 Prozent, davon 65 Prozent „sehr wichtig“). Fast genauso häufig wird der Forderung zugestimmt, dass die Landwirtschaft bei ihren Entscheidungen die Auswirkungen auf die Natur berücksichtigen soll (92 Prozent, davon 64 Prozent „sehr wichtig“). Darauf folgt die Zustimmung zu den Aussagen, dass die Kulturlandschaftspflege bei landwirtschaftlichen Tätigkeiten berücksichtigt werden soll, es möglichst regionale Anbau- und Konsumkreisläufe geben (sehr wichtig: beide 47 Prozent) und die Biolandwirtschaft ausgebaut werden soll (sehr wichtig: 46 Prozent).
Rege Diskussion auf Facebook
Viele Landwirte haben ein Problem mit der Studie. In den sozialen Netzwerken wird heiß diskutiert in wie weit dieses Studie objektiv sein kann. Viele kritisieren die Unwissenheit der Bevölkerung hinsichtlich der Realität der Landwirtschaft.
Zu unserem Post der Studienergebnisse auf der agrarheute-Facebook-Seite schreibt ein Leser: "Voraussetzung, auf so eine Frage zu antworten, ist, dass man die jetzigen Gegebenheit bzw. Gesetze kennt. Die Leute haben doch keine Ahnung von den ganzen Auflagen und Richtlinien, die Landwirte jetzt schon einhalten müssen. Ein anderer schreibt dazu: Interessanter wäre doch mal eine Studie, wieviele der Befragten die Landwirtschaft nicht nur aus der Presse kennen."
Angesichts der derzeitigen Milch- und Fleischpreise verursachen die Erwartungen der Bürger noch mehr Frust unter den Erzeugern: „Die wollen uns (sozusagen) mehr Naturschutz vorschreiben aber trotzdem ihr billiges Fleisch und Milch kaufen? Leute, so geht das nicht.“
Ein User zeigt sich einverstanden, wenn damit eine Preisgarantie einhergehe: Jetzt ist der Landwirtschaftsverband gefordert, auszurechnen was die sinzelnen Produkte dann kosten, wenn man das so macht. Eine Preisgarantie sollte dann selbstverständlich sein. Dann ist auch nichts mehr mit dem Liter Milch für 27 Cent.
Reaktion vom Ministerium und vom DBV
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt erklärt anlässlich der Studie: Angesichts der sehr schwierigen Marktlage für viele landwirtschaftliche Produkte dürfen wir die Landwirtschaft nicht mit immer neuen Forderungen und Belastungen überfordern. Wir brauchen eine behutsame Weiterentwicklung im Sinne der Nachhaltigkeit und des Arten- und Ressourcenschutzes – mit unseren Landwirten und nicht gegen sie.
Aus Sicht des DBV-Umweltbeauftragten und Präsidenten des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd verdeutliche die Studie das Dilemma zwischen Wünschen und tatsächlichem Tun. So unterstützten 60 Prozent der Befragten die Aussage, dass es die Pflicht der Menschen ist, die Natur zu schützen, gleichzeitig fühlen sich aber nur 24 Prozent persönlich verantwortlich, die Natur zu erhalten.
„Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass eine Mehrheit der Befragten strengere Regeln und Gesetze für die Landwirtschaft im Naturschutz und beim Tierwohl für sinnvoll erachtet“, betonte der Umweltbeauftragte des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Eberhard Hartelt. In der Umfrage sei leider nicht abgefragt worden, wie viel jeder Verbraucher an der Ladentheke bereit sei zu zahlen, wenn die Bauern ihre kostenaufwändigen Leistungen im Naturschutz und beim Tierwohl erhöhen würden. Denn der Verbraucher entscheide jeden Tag beim Einkauf seiner Lebensmittel über die Art der Produktion.
Hintergrund: Studie
Die Umfrage vom Bundesumweltministerium (BMUB) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) im Sommer 2015 erhoben und beruht auf einer Stichprobe von 2.054 Personen aus der deutschsprachigen Wohnbevölkerung im Alter ab 18 Jahren. Die Studie sei in ihrer Aussagekraft für ganz Deutschland repräsentativ und beziehe Menschen aus allen Regionen und sozialen Lagen Deutschlands ein, erklärt das Ministerium in dem Studienbericht.
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