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Österreich

77 Prozent der Landwirte sind psychisch belastet - das sind die Gründe

Maispflanzen mit Hagelschaden
am Mittwoch, 23.08.2023 - 10:25 (Jetzt kommentieren)

Wetterextreme stressen vier von fünf Landwirten in Österreich. Laut einer aktuellen Umfrage nehmen die psychischen Belastungen zu.

Die jüngsten Wetterkapriolen mit Dürre, Hagel, Sturm und Überschwemmungsschäden setzen den Landwirten zu. Nicht nur die deutschen Bauern beeinträchtigt das: Auch in Österreich fühlen sich rund acht von zehn Landwirtinnen und Landwirten (77 Prozent) psychisch belastet. Das ergab eine Umfrage des Market-Instituts, die im Auftrag der Österreichischen Hagelversicherung durchgeführt wurde. 

Drei Viertel der Landwirte geben an, dass die psychischen Anforderungen und Herausforderungen in den letzten Jahren generell mehr geworden sind. Für 83 Prozent sind höhere Abgaben und Steuern die größten Sorgen, fast ebenso viele (81 Prozent) belasten Preisabstürze für Milch, Rinder oder Getreide. Ähnlich viele stressen steigende Preise für Dünger und Energie.

Vor allem über 50-Jährige betroffen

„Auffällig ist, dass vor allem Landwirtinnen und Landwirte über 50 Jahre und jene, die angegeben haben, dass sich ihr Gesundheitszustand in den letzten Jahren verschlechtert hat, verstärkt von psychischen Belastungen betroffen sind“, so Thomas Pargfrieder vom Market Institut. Mit Zukunftsängsten (34 Prozent), anhaltender Müdigkeit (32 Prozent) und Schlafstörungen (24 Prozent) haben die Befragten ebenfalls zu kämpfen. Nur 17 Prozent der Befragten gaben an, keine psychischen Beschwerden zu haben.“

Unkomplizierte Hilfen wichtig

Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger rechnet damit, dass der Wetterstress aufgrund des Klimawandels zunehmen wird. Sie fordert daher: „Psychosoziale Informations-, Bildungs- und Beratungsangebote müssen daher für Betroffene leicht zugänglich sein und in Zukunft noch weiter ausgebaut werden.“ Durch das bäuerliche Sorgentelefon – als Teil des LFI-Bildungsprojekts ‚Lebensqualität Bauernhof‘ (LQB) – hätten Bäuerinnen und Bauern schon jetzt die Möglichkeit, mit geschulten Personen über psychische Herausforderungen zu sprechen – in vielen Fällen hilft oft schon ein einziges Gespräch, die Bundesbäuerin.

Bäuerliches Sorgentelefon in Österreich

Das bäuerliche Sorgentelefon erreichen Sie von Montag bis Freitag von 8:30 Uhr bis 12:30 Uhr (ausgenommen an gesetzlichen Feiertagen) zum Ortstarif unter der Nummer 0810 / 676 810.

Krisenhotline und Telefonseelsorge

Sie haben Stress auf Ihrem Betrieb oder Ärger mit der Familie? Sie plagen Zukunftssorgen oder Sie wissen aus anderen Gründen nicht mehr weiter? Kontaktieren Sie bitte die Krisenhotline der SVLFG. Ein Team aus Psychologen und psychiatrischen Fachpflegekräften steht Ihnen rund um die Uhr an 7 Tagen die Woche telefonisch beratend und anonym zur Seite. Sie erreichen die SVLFG Krisenhotline unter 0561 785 – 10101.
Weitere Informationen zu Hilfsangeboten finden Landwirte unter https://www.svlfg.de/krisenhotline.

Wenn Sie oder Menschen, die Sie kennen Hilfe brauchen und/oder von Suizidgedanken betroffen sind, kontaktieren Sie die Telefonseelsorge (telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

Hilfsangebote gibt es auch für Landwirte in Österreich und der Schweiz. Das österreichische bäuerliche Sorgentelefon ist von Montag bis Freitag von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr unter 0810-67 68 10 zu erreichen. In der Schweiz hilft das bäuerliche Sorgentelefon montags von 8.15 bis 12 Uhr, dienstags von 13 bis 17 Uhr und donnerstags von 18 bis 22 Uhr unter 041 820 02 15.

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