Landwirte sollen an die Öffentlichkeit gehen und den Verbrauchern zeigen, wie Landwirtschaft funktioniert. Doch die Skepsis gegenüber den Medien ist groß. Es gab schon mehrere Fälle, in denen Landwirte vom Ergebnis ihres Interviews überrascht waren. Und nicht selten hatten Fernsehbeiträge am Ende den Landwirt aus einem anderen Blickwinkel gezeigt, als ursprünglich gedacht.
1. Vorab recherchieren
- Klären Sie im Vorfeld, wer und welches Medium das Interview führt, was sich der Journalist vorstellt und in welchem Rahmen das Interview stattfinden soll.
- Fragen Sie nach dem Hintergrund für die Anfrage.
- Klären Sie, wann das Gespräch sein soll und wie lange es dauern wird.
- Für Live-Interviews fürs Radio oder Fernsehen klären Sie am besten im Vorfeld, welche Fragestellungen geplant sind.
- Fragen Sie den Journalisten, ob Sie Ihre Zitate vor Abdruck noch einmal zur Freigabe erhalten. Ein Anrecht darauf haben Sie jedoch nicht.
2. Kerbotschaften überlegen
Bereiten Sie sich in Stichpunkten auf das Interview vor und werden Sie sich darüber klar, was sie sagen wollen und was nicht. Der Kontakt mit Journalisten bietet Ihnen die Möglichkeit, die Themen, die Ihnen am Herzen liegen, zu kommunizieren. Hierfür sollten Sie sich kurze, prägnante Kernbotschaften überlegen. Vor allem vor einer Fernsehkamera kann man solche Kernbotschaften immer wieder auf verschiedene Arten wiederholen.
3. Vor der Kamera positiv auftreten
Wenn sich ein Fernsehteam auf Ihrem Betrieb ankündigt:
- Klären Sie im Vorfeld, welche Rolle Sie in dem Beitrag haben sollen, wie die Grundbotschaft des Beitrags lautet und wer noch in dem Film vorkommt.
- Fragen Sie, wie lange der Dreh dauern wird.
- Finden Sie heraus, wann und wo der Fernsehbeitrag ausgestrahlt wird.
- Legen Sie mögliche Drehorte vorher fest.
- Geben Sie dem Fernsehen das Material nur für EINE Sendung oder EINEN Beitrag frei. Verfassen Sie hierzu schriftlich einen Sperrvermerk (Mustervorlage zum download im Mitgliederbereich auf (www.bayerischerbauernverband.de)
Mit einer Kamera können Redakteure Personen gut oder schlecht aussehen lassen und so die Wirkung beeinflussen. Vor allem bei einem spontanen Dreh, aber auch bei geplanten Aufnahmen sollten Sie auf Folgendes achten:
- gerade, ruhig und auf Augenhöhe mit der Kamera stehen,
- einen ruhigen Hintergrund wählen, den Sie beeinflussen können und wo nichts Unerwartetes passieren kann,
- nicht ablehnend wirken (zum Beispiel auf keinen Fall weglaufen oder die Hand vor die Kamera halten),
- wichtige Sätze wiederholen, denn Film- aufnahmen werden ohnehin hinterher geschnitten.
4. Bei unangekündigtem Besuch ruhig bleiben
- Bleiben Sie ruhig! Nicht schreien und schimpfen, nicht bedrohen, schubsen oder die Hand vor die Kamera halten! Diese Szenen werden oft schon heimlich mitgedreht - dies sind genau die Bilder, die die investigativen Berichterstatter wollen.
- Fragen Sie nach, ob die Kamera läuft. Falls ja, bitten Sie, sie abzustellen. Verhalten Sie sich aber weiterhin so, als würde die Kamera mitlaufen. Fragen Sie ruhig und sachlich nach, worum es dem Drehteam geht.
- Gehen Sie nicht auf inhaltliche Fragen ein, sondern vereinbaren Sie einen Termin: "Ich verstehe Ihr Anliegen. Ich bin gern bereit, mit Ihnen darüber zu reden. Ich möchte mich aber gern - so wie Sie auch - auf das Gespräch vorbereiten." Schlagen Sie anschließend einen Zeitpunkt für das Interview vor.
- Nutzen Sie die bis dahin verbleibende Zeit für Ihre Vorbereitung. Stehen Sie dann aber auch zu diesem Zeitpunkt für das Interview bereit. Führen Sie das Interview immer im Beisein von mindestens einer weiteren Person.
- Lassen Sie sich eine Visitenkarte des Journalisten oder zumindest eine Telefonnummer der Redaktion geben.
5. Persönliche und professionelle Gespräche unterscheiden
Auch wenn der Journalist ein netter Mensch ist: Behalten Sie im Hinterkopf, dass er beruflich bei Ihnen ist und eine Aufgabe zu erfüllen hat. Bleiben Sie freundlich und höflich, aber sprechen Sie nichts an, was Sie nicht im Beitrag lesen oder hören möchten. Das gilt insbesondere auch, wenn der offizielle Termin vorbei und die Kamera ausgeschaltet ist.
6. Fachsprache reduzieren
Vermeiden Sie Fachausdrücke, die sich dem Verbraucher nicht direkt erschließen oder die sehr distanziert wirken. Begriffe wie Tierproduktion, Lebensleistung oder Lebendgewicht wirken auf Verbraucher eher befremdlich. Es kann helfen, sich eine konkrete Person vorzustellen, der man etwas erklärt – zum Beispiel ein Kind oder ein älterer Nachbar.
7. Lieber zu viel erklären als zu wenig
Ein Journalist ist meist für verschiedene Themenbereiche zuständig und kann kaum so tief mit einem Fachgebiet vertraut sein wie der Betroffene, in unserem Fall der Landwirt, selbst. Um Fehler und Missverständnisse zu vermeiden, sollte man immer wieder nachfragen, welches Hintergrundwissen schon vorhanden ist. Informationen sollten stets im Zusammenhang dargestellt werden.
8. Vom eigenen Betrieb sprechen
Man kann und sollte nicht für die gesamte deutsche Landwirtschaft sprechen – hier lauern viele Fettnäpfchen. Vom eigenen Betrieb zu sprechen, hat im Gegenzug viele Vorteile: Man weiß bis ins kleinste Detail Bescheid, kann persönlich, bildhaft, emotional und anschaulich erklären und sich dabei sicher sein, dass die Informationen absolut korrekt sind.
9. Aktiv auf Presse zugehen
Wer eine Botschaft hat und mit dieser Gehör finden möchte, kann auch selbst aktiv werden. Dafür gibt es zum Beispiel im Internet viele Möglichkeiten in Form von Kommentaren und eigenen Beiträgen. Aber auch in der klassischen gedruckten Presse kann man aktiv werden – beispielsweise mit Leserbriefen. Oder kontaktieren Sie einfach einen Journalisten und schlagen Sie ihm ein Thema vor. Wichtig bei allem: Die Botschaft sollte kurz und prägnant sein.
Mehr zum Umgang mit Journalisten, das richtige Verhalten vor der Kamera und aktive Kommunikation lesen Sie in der agrarheute-Ausgabe Februar 2018. Darin können Sie außerdem ein Coaching mit Kommunikationsberater Ulrich Gartner gewinnen.
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