Marita Wiggerthale, Referentin bei Oxfam Deutschland, kritisierte, dass in der Landwirtschaft die Vor- und Nachteile der Nutzung künstlicher Intelligenz kaum diskutiert würden. Es werde sich blind auf von Unternehmen bereitgestellte Technologien verlassen, die am Ende zu einem Verlust von Souveränität führen könnten.
Wiggerthale argumentierte, dass den Nutzern von Farm-Managementsystemen nur bestimmte Produkte vermittelt würden. Dadurch könnte die Bindung an wenige große Unternehmen noch enger werden. Ob die Digitalisierung die Landwirtschaft vor diesem Hintergrund nachhaltiger mache, sei nicht sicher.
Antrags- und Prüfverfahren digitalisieren
Dass die Einführung digitaler Verfahren an der unzureichenden Infrastruktur leide, kritisierte Hubertus Paetow, Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Es würde an entsprechenden Plattformen fehlen, um die Daten konsistent speichern und auswerten zu können.
Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), warb dafür, die Antrags- und Prüfverfahren durch digitale Systeme zu ersetzen. Darüber hinaus forderte er eine bessere Breitbandversorgung auf dem Land, um allen Landwirten die Möglichkeiten der neuen Technologien zu eröffnen. Ebenso wichtig sei es, dass Geo-, Wetter- und Satellitendaten allen zur Verfügung gestellt werden.
Ersetzen Algorithmen bald das Fachwissen des Landwirts?
Für eine unvoreingenommene Herangehensweise an die neuen Technologien plädierte Reiner Brunsch vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB). Bereits in naher Zukunft könnten Algorithmen bessere Handlungsempfehlungen als erfahrene Landwirte erstellen, sagte Brunsch.
Eine Gefahr sieht der Fachmann im dadurch drohenden Wissensverlust, denn digitalisiertes Wissen sei nicht personengebunden und könne beliebig kopiert und monopolisiert werden. Eine entscheidende Frage stelle sich deshalb nach dem Eigentum des Wissens. Wenn dieses der Menschheit gehöre, dann sei es als Gemeingut zu betrachten und müsse als solches geschützt werden.