
Die betroffenen Landwirte müssen sich um die Entsorgung kümmern. Oft bleiben sie außerdem auf den hohen Kosten sitzen. Ganz besonders schlimm trifft es offenbar die Landwirte in der Nähe größerer Städte – aber auch die Bauern in stadtfernen Regionen bleiben von illegalen Müllkippen nicht verschont.
Exakte Zahlen über den Umfang des Problems gibt es leider nicht – die Meldungen von Polizei und regionaler Presse zeigen jedoch, dass das Problem in den letzten Jahren geradezu explosionsartig zugenommen hat. Das bestätigen auch die besser dokumentierten illegalen Müllkippen in den Kommunen, wo die Schäden offenbar in die Millionen gehen.
Ganze LKW-Ladungen von Bauschutt, Autoreifen oder teerbelastete Dachpappe landen meist im Schutze der Dunkelheit auf den Feldern. Gehören die Flächen den Kommunen, müssen sich in der Regel die kommunalen Entsorgungsunternehmen um die herrenlosen Abfälle kümmern, die Kosten tragen dann die Gebührenzahler.
Auf landwirtschaftlichen Flächen bleiben die Bauern dagegen nicht selten auf den Kosten für den Abtransport und die Entsorgung sitzen.
Landwirt: Jeden Morgen Angst vor Müllbergen

Jeden Morgen, wenn sich Axel Gericke auf den Weg zu seinen Feldern macht, ist er auf alles gefasst. Denn es könnte sein, dass er wieder dort einen großen Berg Müll findet, wo er eigentlich Futter anbaut, berichtete vor einiger Zeit die Berliner Morgenpost. Das Müllproblem, sagt der Landwirt aus Lübars am Rande von Berlin, werde immer schlimmer – auch viele seiner Kollegen sind betroffen.
Auch der Landwirt Alfred Quirin aus Harnheim in der Nähe von Frankfurt machte diese Erfahrung. Mehr als 40 Säcke Müll wurden auf seinem Acker abgeladen. Und es ist es nicht das erste Mal, dass Quirin Müll auf seinen Feldern findet, berichtete die Frankfurter Neue Presse. „In diesem Jahr gab es auch schon einen Reifenberg“, sagt Quirin.
Gerade Autoreifen würden oft auf Feldern illegal entsorgt, berichtet das Frankfurter Umweltamt. Allein 2018 seien es über 4700 Autoreifen gewesen. Landwirt Quirin findet jedenfalls regelmäßig Müll auf seinem Acker, den er entsorgen muss. „Am schlimmsten sind die Plastiktüten mit Hundekot", ärgert sich der Landwirt.
Für die Entsorgung der 40 Müllsäcke hat Quirin bei der Regionalen Müllabfuhr (FES) angerufen, doch die habe den Müll nicht abgeholt, sagt er. Das sei auch die falsche Adresse, erklärt der Sprecher der FES Stefan Röttele: „Auf Privatgrundstücken dürfe die FES gar nicht entsorgen, da sei in der Regel der Eigentümer selbst zuständig. Ohne Auftrag passiert da gar nichts." Hier sei außerdem das Umweltamt zuständig, heiß es weiter. Das ergeht geht sicher vielen Landwirten ähnlich.
Härtere Strafen gefordert – Kontrolle und Beschwerdeportale

Bauer Harry Hannemann aus Gliencke in Brandenburg kämpft ebenfalls gegen den Müll auf seinen Feldern. Beim ihm wurde illegal Bauschutt am Feldrand auf einem Pferdemisthaufen abgekippt, berichtete die Märkische Allgemeine Zeitung vor einiger Zeit. Der Landwirt hat den Vorfall bei der Polizei angezeigt. Denn: Wenn niemand ermittelt wird, bleibt er auf den Entsorgungskosten sitzen. „Bisher habe ich immer Glück gehabt“, sagt Hannemann.
Aber wenn jemand so eine Abfall-Fuhre aufs Feld kippt, dann hat man ein Problem. Das besteht in diesem Fall aus Pferdemist, der mit Bauschutt bedeckt ist. Bis zum geplanten Düngetermin muss Hannemann nun den Bauschutt entsorgen: Styropor-, Dämmstoff- und Gasbetonstücken. „Das ganze Dreckszeug muss ich jetzt mit der Hand absammeln.“ Diese Zeit fehlt dem Landwirt für andere Arbeiten in seinem Betrieb.
Für Müllsünder müsste es viel härtere Strafen geben, fordert Harry Hannemann deshalb. Auch Kommunen und Landkreise in Brandenburg beklagen eine rasante Zunahme illegaler Müllberge. Im Landkreis Oder-Spree waren es im vergangenen Jahr 259 Tonnen Müll, in Märkisch-Oderland 85 Tonnen und im Barnim sogar 619 Tonnen illegaler Müll. Die Kreisverwaltung Barnim hat seit 2017 sogar ein privates Sicherheitsunternehmen als Müllstreife engagiert, berichtete die DPA. Die Kontrollen sollen präventiv wirken, also potenzielle Müllsünder abschrecken.
Außerdem sollen die Verursacher möglichst auf frischer Tat ertappt werden, um sie zu Verantwortung zu ziehen. Allein 42 Bußgelder hat das Bodenschutzamt des Kreises im vergangenen Jahr verhängt. Deutschlandweit ist die illegale Müllentsorgung eines der meistdiskutieren und auch gemeldeten Themen auf den sogenannten digitale Beschwerdeportalen. Illegale Müllkippen werden immer häufiger über entsprechende Apps an die zuständigen Kommunen gemeldet, berichtet die Heinrich-Böll-Stiftung in einem Überblick zum Thema illegaler Müllentsorgung.
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