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Getreideernte und Klimawandel

Australien: Buschfeuer und Gluthitze vernichten Getreideernte

Buschbrände in Australien
am Freitag, 22.11.2019 - 15:06 (Jetzt kommentieren)

Seit Wochen wüten schlimme Buschbrände im Osten Australiens und zerstören Ackerland und Weiden.

Die Flammen vernichten auch große Teile der Getreideernte in den betroffenen Regionen. Nach Berichten lokaler Medien sind mindestens 850.000 Hektar landwirtschaftlicher Flächen vom Feuer zerstört. Die Getreideernte könnte die schlechteste seit Jahrzehnten werden.

Das heißt auch: Die Ernte wird noch kleiner als im Dürrejahr 2018 als der größte Getreideexporteur der Südhalbkugel erstmals seit langem Getreide importieren musste. Das könnte sich in dieser Saison wiederholen - nur in deutlich stärkerem Umfang.

Die Getreideernte beginnt in Australien - je nach Region - im November und  kann sich bis weit in den Januar hineinziehen. In diesem Jahr dürfte die Ernte – wo dies überhaupt noch möglich ist - früher beginnen, um das Getreide vor den Flammen und der extremen Dürre zu retten.

Bereits im vorigen Jahre war der Sommer in Australien extrem heiß und in vielen Regionen wurden neue Temperaturrekorde von weit über 40 Grad erreicht. Auch die Getreideernte war aufgrund der extremen Bedingungen bereits 2018 katastrophal. Das könnte sich in diesem Jahr wiederholen – nur beginnt die Hitzewelle 2019 erheblich früher als 2018 und Buschbrände vernichten große Flächen.

Hunderttausende Hektar Ackerland vernichtet

Australien

Eines der schlimmsten Buschfeuer in der Geschichte Australiens führte zum ersten Mal seit zehn Jahren zur Katastrophenwarnung für die Region Sydney. "Das Feuer kam angerast wie aus dem Nichts", erzählt ein Mann dem australischen Fernsehen. "Es war ein Inferno, die Apokalypse, Hölle auf Erden. Diese Feuer bewegen sich schneller, als man rennen kann - warnen die Behörden im Radio. Menschen in gefährdeten Regionen wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen und größere Städte aufzusuchen.

Mindestens 850.000 Hektar Land wurden von den Flammen bereits verwüstet. Das ist mehr als dreimal die Fläche des Saarlandes. Und es wird nicht besser: Extreme Hitze, Trockenheit und hohe Windgeschwindigkeiten führen zur schlimmsten Dürre seit über 50 Jahren. Bereits im vorigen Jahr erlebte Australien den heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Im Bundesstaat New South Wales wurde bereits den Notstand ausgerufen.

In Melbourne, der Hauptstadt des Bundesstaates Victoria wurde der Hitzerekord von vor 125 Jahren gebrochen. Rekordhitze und hohe Windgeschwindigkeiten erschwerenden Kampf gegen die anhaltenden Buschbrände. Diese wüten so schlimm wie lange nicht. Normalerweise beginnt die Zeit der Buschbrände in Australien erst im Dezember – dieses Jahr ging es schon im Oktober los.

Katastrophale Getreideernte erwartet

Australien Getreideernte

Die Folgen für Australiens Getreideernte sind katastrophal. Bereits im vorigen Jahr mussten die australischen Farmer die schlechteste Ernte seit vielen Jahren verkraften. Nun könnt es noch schlimmer kommen. Der australische Ableger der Rabobank hatte bereits vor einigen Wochen einen geradezu katastrophalen Ernteausblick gegeben. Dieser blieb weit unter der bereits schwachen Prognose des australischen Landwirtschaftsamtes ABARES vom September – und auch unter dem extrem schlechten Ergebnis aus dem Vorjahr von nur 30,4 Mio. Tonnen Wintergetreide.

Die Analysten der Rabobank gehen davon aus, dass Ernte von Wintergetreide in diesem Jahr auf nur noch 27,7 Millionen Tonnen einbrechen könnte. Das wäre die kleinste Produktionsmenge seit Jahrzehnten. Außerdem liegt die Rabobank-Prognose etwa 6 Millionen Tonnen niedriger als die letzte offizielle Ernteschätzung von ABARES von 33,9 Millionen Tonnen. Diese stammt allerdings vom September und wird Anfang Dezember aktualisiert.

Cheryl Kalisch Gordon, Senior-Getreideanalytikerin bei der Rabobank, sagte: „Die Getreidebranche leide massiv unter den schweren Auswirkungen der fast dreijährigen Dürre. Dies bedeutet, dass die harten Zeiten für die Farmer immer härter werden und die Auswirkungen der Dürre immer schlimmer werden". 

Das wichtigste Exportgetreide der Australier ist der Weizen. Hier schätzt die Rabobank die Ernte auf katastrophale 15,8 Mio. Tonnen. Das wären nicht nur 3,3 Mio. Tonnen weniger als die letzte offizielle ABARES-Prognose sondern auch 1,5 Mio. Tonnen weniger als im Dürrejahr 2018. Die Auswirkungen dieser Missernte auf den australischen Export und die Preise sowie auf die internationalen Handelsströme wären gravierend.

Kaum Exporte, mehr Importe, hohe Preise

Australien Getreideernte

Australien hat bereits in der zurückliegenden Saison an wichtigen Exportmärkten wie Indonesien und China erhebliche Marktanteile verloren. Dort haben jetzt Exporteure vom Schwarze Meer und aus Argentinien Fuss gefasst und dürften die Position weiter ausbauen.

„Die Wiederherstellung der Marktposition wird mit jedem Jahr schwieriger, in dem Australien keinen nennenswerten Exportüberschuss aufweist “, sagte Kalisch Gordon. "Diese schwierige Zeit für den australischen Getreide- und Ölsaatensektor hat den Punkt erreicht, an dem ein Ende der Dürre nur der Anfang für einen langen Weg zur Erholung sein wird", heißt es weiter.

Die Rabobank prognostiziert, dass Australien rund acht Millionen Tonnen Weizen, 3,9 Millionen Tonnen Gerste und weniger als eine Million Tonnen Raps exportieren wird. Das wären nochmals 15 Prozent weniger als im sehr schlechten Vorjahr. Dr. Kalisch Gordon sagte außerdem: „Die Dürre bedeutete, dass die australischen Getreidepreise hoch und auf einem überdurchschnittlichen Niveau bleiben würden, weshalb es auf den internationalen Märkten nicht wettbewerbsfähig sei“.

Die Getreidekosten für die Viehfütterung haben sich bereits auf die Fleisch-, Milch- und Eierpreise ausgewirkt. Die Rabobank erwartet jedoch, dass die australischen Getreidepreise wahrscheinlich durch die höheren Importe begrenzt würden. Die Analysten der Bank erwarten außerdem einen Anstieg der Getreideimporte um 50 Prozent. Bereits im zurückliegenden Wirtschaftsjahr hatte die australische Bundesregierung den ungewöhnlichen Schritt unternommen, den örtlichen Mühlen den Import von rund 360.000 Tonnen proteinreichen Weizens aus Kanada zu erlauben.

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