
Mehr Bauern, mehr Fläche, steigende Gewinne und sichere Einkommen schienen im Ökolandbau bisher abonniert. Damit scheint es erst einmal vorbei zu sein. Das zeigen jedenfalls die aktuellen Daten aus dem Testbetriebsnetz der BMEL aus dem Wirtschaftsjahr 2021/22. Anders als die konventionellen Landwirte, für die 2022 trotz der hohen Kosten ein Jahr der Rekorde war, hatten die Biobauern an vielen Fronten zu kämpfen.
Sie fielen bei den meisten wichtigsten betriebswirtschaftlichen Erfolgsparametern weit hinter ihre konventionellen Kollegen zurück. Und sogar für die Nebenerwerbslandwirt war das letzte Jahr ökonomisch eines der erfolgreichsten überhaupt. Nicht so bei den Biobauern: Die hohen Agrarpreise des letzten Jahres schlagen sich bei den Biobauern nicht in deutlich steigenden Umsatzerlösen nieder. Offensichtlich waren die verkauften Produktmengen niedriger als in den Vorjahren.
Denn: trotz ebenfalls steigender Biopreise stagnierten die Umsatzerlöse mit 2.596 Euro je Hektar (+0,6 %) auf dem im langfristigen Vergleich hohen Niveau des Vorjahres von 2.581 Euro, zeigen die Daten des Testbetriebsnetztes. Von diesen Erlösen kamen 21 % aus der Pflanzenproduktion, 66 % aus der Tierproduktion (vor allem aus der Milch) und der Rest aus übrigen Einnahmequellen wie Dienstleistungen und Lohnarbeit für Dritte.
Die konventionellen Bauern erwirtschafteten im vorigen Jahr Umsatzerlöse von 4.204 Euro je Hektar. Das ist ein Plus von 14,8 % und der mit Abstand höchste Wert der letzten 22 Jahre. Von diesen Erlösen kamen 24 % aus der Pflanzenproduktion, 57 % aus der Tierproduktion und der Rest aus übrigen Einnahmequellen wie Dienstleistungen, Lohnarbeit für Dritte oder auch Biogas.
Schrumpfende Gewinne und Einkommen – hohe Investitionen

Überraschenderweise sind die Kosten – technisch die betrieblichen Aufwendungen – im Ökolandbau nicht so steil nach oben gegangen wie bei den konventionellen Haupterwerbsbetrieben oder im Nebenerwerb. Die Daten des Testbetriebsnetzes zeigen bei den Biobauern einen Kostenanstieg um lediglich 1 % auf 2.635 Euro je Hektar. Dennoch ist das ein neuer Kostenrekord. Bei konventionellen Betrieben sind die Kosten jedoch geradezu explodiert – um 11 % auf 3.977 Euro je Hektar – ebenfalls ein neuer Kostenrekord.
Wie bei den konventionellen Kollegen kommen bei den Biobauern zu den Erlösen noch die Direktzahlungen und Zuschüsse für Umweltmaßnahmen hinzu. Das waren 667 Euro je Hektar im Vergleich zu 512 Euro in der konventionellen Landwirtschaft. In der Summe erwirtschafteten die Biobauern so einen Gewinn von 734 Euro je Hektar – ein Minus von 1,1 % zum vorigen Wirtschaftsjahr. Haupterwerbsbetriebe erwirtschafteten übrigens einen Gewinn von 890 Euro je Hektar. Das war ein Plus von 47,5 % und der beste Wert der letzten 22 Jahre.
Stagnierende Erlöse und schrumpfende Gewinne schlagen sich am Ende auch in den Einkommen der Biolandwirte nieder. So schrumpften die landwirtschaftlichen Einkommen im Ökolandbau (Gewinn + Personalaufwand) im Wirtschaftsjahr 2021/22 um 4,1 % auf 40.392 Euro je AK. Der Anteil der Subventionen am Einkommen der Biobauern liegt damit bei 68 % im Vergleich zu 45 % in der konventionellen Landwirtschaft. Haupterwerbstriebe haben ihr Einkommen im letzten Wirtschaftsjahr um 35 % steigern können, auf 46.118 Euro je AK. Auch das wäre eine neue Bestmarke.
Was die Bruttoinvestitionen der Biobauern betrifft, so stiegen diese um 12,7 % auf 744 Euro je ha an – im langfristigen Vergleich war das das höchste Niveau der letzten 22 Jahre. Bei den Haupterwerbsbetrieben erreichten die Bruttoinvestitionen mit einem Zuwachs von 19 % auf 745 Euro je Hektar ebenfalls einen neuen Rekordstand.
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