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Biomarkt und Biolandwirtschaft

Biokrise zeigt Wirkung - Biobauern geben auf und kündigen Verträge

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am Montag, 03.04.2023 - 10:00 (25 Kommentare)

Biobauern kämpfen gegen Absatzprobleme, Kostenexplosion und immer mehr Betriebe kehren der Biolandwirtschaft den Rücken. Jahrelang ging es in der Bio-Welt nur in eine Richtung: aufwärts. Mehr Bauern, mehr Fläche steigende Gewinne und sichere Einkommen für die Landwirte. Doch nun scheint es damit vorbei zu sein. Immer mehr Biobauern wollen offenbar wieder konventionelle Landwirtschaft betreiben.

Biolandbau.

In Österreich berichtet die Interessengemeinschaft der Bio-Kontrollstellen (IG), über den Ausstieg von 1450 landwirtschaftliche Bio-Betrieben und viele hundert weitere denken über den Ausstieg nach, heißt aus dem Nachbarland. In Deutschland gibt es noch keine aktuellen Zahlen – doch eine ganze Reihe von Beispielen bestätigt die Brisanz der Lage in der Biobranche.

So berichtet tageschau.de über die Milchbauern Jenny und Hajo Pöhl aus Mittelhessen. Sie wechseln Anfang des Jahres zur konventionellen Landwirtschaft zurück. Dabei bekommen sie dann elf Cent pro Liter weniger von der Molkerei für ihre Milch. Das hört sich erstmal nach deutlich weniger Einnahmen an. Doch die Einsparungen sind deutlich höher, sagen die Pöhls: „Das Futter kostet nur noch die Hälfte dessen, was wir beim Biofutter gezahlt haben.“ Fakt ist also: Viele der Probleme der Biobauern kommen von der hohen Inflation.

Inflationsbedingte Kaufkraftverluste machen vielen Haushalten in Deutschland zu schaffen“, sagt dazu das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) Hans-Böckler-Stiftung. Für Gerold Rahmann, Präsident des Thünen-Instituts für Ökologischen Landbau, ist die aktuelle Entwicklung ebenfalls keine Überraschung: „Sobald sich der Ökolandbau nicht mehr rechne, würden diesen Schritt noch mehr Bauern in Deutschland gehen“, sagt er der tageschau.

Produktion (oft) nicht kostendeckend - Ausstiegswelle droht

Statistisch gesehen waren die Einkommen der Biobauern zuletzt meist höher als bei den konventionellen Kollegen. Der Hauptgrund dafür ist waren jedoch die Öko-Prämie und die höheren Subventionen. Die Erträge im Ackerbau und die Leistungen in der Milch sind im Ökobereich hingegen nur halb so hoch wie in der konventionellen Landwirtschaft. Deshalb ist die Produktion trotz der hohen Erzeugerpreise (oft) nicht kostendeckend.

Das Problem ist nämlich: „Die Erzeugungskosten sind in einem Umfang gestiegen, die die Preisentwicklung in der Rohmilch (und auch bei anderen Produkten) nicht abbilden,“ sagt der Biolandwirt Franz Josef Driller aus der Nähe von Paderborn der tagesschau. „Wir haben im Moment einen Preis von Rohmilch im Bio-Bereich von rund 60 Cent je Liter“, sagt Driller. Bioland rechnet vor, dass ein komplett kostendeckender Erzeugerpreis für Biomilch bei 73 Cent liegen müsste.

In Österreich ist die Situation offenbar ähnlich dramatisch. Dort sind im Jahr 2022 etwa 1450 landwirtschaftliche Bio-Betriebe aus der Bio-Landwirtschaft ausgestiegen und haben ihren Kontrollvertrag bei ihrer Kontrollstelle gekündigt“, sagt Wolfgang Pirklhuber, Sprecher der Interessengemeinschaft der Bio-Kontrollstellen Österreichs.

Allein im Salzburger Land überlegen die Familien von weiteren knapp 230 Bio-Höfen, ob sie aufgeben sollen. Die Gefahr, dass es viele tun, sei relativ groß, sagt Andreas Schwaighofer, Geschäftsführer des Verbandes Bio Austria Salzburg. Bis April wollen sich viele festlegen, wie es weitergehen soll.

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