
Plastikreste, die in die Natur gelangen, werden zum Problem. Denn Sie können kaum abgebaut werden. Und sie verändern die Bodeneigenschaften.
Mit den Auswirkungen der Mikroplastik in den Böden haben sich 600 Wissenschaftler auf der Jahrestagung der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft in Halle an der Saale beschäftigt. Die Wissenschaftler schätzen derzeit, dass die Böden 4- bis 23-mal so hoch mit Plastik belastet sind wie die Meere. Genaue Zahlen gibt es allerdings (noch) nicht.
Der Straßenverkehr verursacht am meisten Mikroplastik, sagt Moritz Bigalke von der Technischen Universität Darmstadt gegenüber dem Bayerischen Rundfunk (BR). Die meisten der winzigen Kunststoffpartikel im Boden stammen offenbar von Fahrzeugen.
Moritz Bigalke sagt: „In Mitteleuropa macht das den Großteil des Mikroplastik aus. Wahrscheinlich weit über die Hälfte des Plastiks.“ Das, was emittiert werde, sei vom Reifenabrieb. „Wir sind jetzt dabei zu quantifizieren, wie viel man davon wirklich in den Böden findet, also die Konzentrationen zu bestimmen und zu untersuchen, was das für Auswirkungen auf die Umwelt hat.“
Reifenabrieb als Hauptquelle – und auch Klärschlamm
Das Umweltbundesamt (UBA) sagt in einer eigenen Untersuchung: Rund 40 Prozent des Reifenabriebs wird auf Böden abgelagert. Reifenabrieb ist damit, nach dem heutigen Kenntnisstand, die größte Quelle für sekundäres Mikroplastik in der Umwelt.
Eine aktuelle UBA-Studie geht von 130.000 bis 160.000 Tonnen Reifenabrieb auf deutschen Straßen pro Jahr aus, die in die Umwelt eingetragen werden. Wissenschaftler untersuchen deshalb, wie die kleinen Plastikteilchen die Eigenschaften des Erdreichs verändern.
Das Thünen-Institut befasst sich ebenfalls mit dem Eintrag von Plastik in den Boden. Dort heißt es: Als potenzielle Eintragswege für Mikroplastik in Agrarböden werden vor allem die Ausbringung von Klärschlamm und Komposten sowie der Foliengebrauch im Gemüse- und Obstanbau angesehen.
Das sehen auch andere Wissenschaftler so. Ursache ist, dass Mikroplastik aus Kosmetika, Reinigungsmitteln und Faserabrieb beim Waschen ins Abwasser gelangt. Bei der Behandlung in Kläranlagen enden etwa 95 % dieser Partikel im Klärschlamm.
Knapp ein Viertel davon wird in Deutschland als Dünger auf die Felder aufgebracht, sagt das UBA.
Bodeneigenschaften ändern sich
Katharina Neubert vom Forschungszentrum Jülich forscht daran, wie Mikroplastik die Eigenschaften der Ackerkrume beeinflusst. Sie sagte dem BR: „Im Boden haben wir eine Porenmatrix. Wir haben dort Poren, also Räume, in die das Wasser hereinfließt. Dann gibt es Kapillaren, die diese Porenräume verbinden. Wir haben festgestellt, dass wenn wir Mikroplastik im Boden vermischen, der Wasserfluss verändert ist.“
Das könnte auch Auswirkungen darauf haben, wie die Pflanzen und Wurzeln Wasser aufnehmen können. Dazu wurden im Labor verschiedene Bodentypen mit Mikroplastik vermischt und der Wasserdurchfluss gemessen.
Dabei spielte auch die Bodenart eine Rolle. „Unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass zum Beispiel Polyethylen-Partikel im lehmigen Boden den Wasserverlust erhöhen. Während im sandigen Boden der Wasserverlust reduziert wird, das Wasser also nicht so schnell fließen kann".
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