
Das durchschnittliche Einkommen aus landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Betrieben in Niederlanden wird im Jahr 2020 auf 54.000 Euro pro Arbeitseinheit geschätzt. Das sind fast 20.000 Euro bzw. 27 Prozent weniger als im Durchschnitt des guten Agrarjahres 2019.
Der Rückgang ist vor allem auf sinkende Preise und steigende Kosten infolge der Coronakrise zurückzuführen, berichtet das niederländische Onlineportal nieuweoogst unter Bezugnahme auf eine Untersuchung von Agrarökonomen der Wageningen Economic Research (WER).
Die Schätzung basiert auf der aktuellen Landwirtschaftszählung. Darin sind die Folgen der ersten Coronawelle enthalten. Die Folgen des neuen, zweiten Lockdowns wurden noch nicht berücksichtigt.
Der Agrarökonom und Forschungsleiter von WER, Harold van der Meulen, sagt: Es gibt große Unterschiede innerhalb der Sektoren und zwischen den Betrieben, die durch die Coronakrise weiter verschärft wurden. Nach seiner Auffassung ist es sehr wichtig, ob die Landwirte bzw. ihre Abnehmer an Supermärkte oder an den Food-Service geliefert haben.
Zumindest einige der Erkenntnisse lassen sich auch auf die deutsche Landwirtschaft und die vergleichbaren Sektoren übertragen.
Corona: Einkaufs- und Ernährungsverhalten geändert
Das sehr viele Menschen von zu Hause aus arbeiteten, und die Tatsache, dass diese Menschen auch zu Hause aßen, weil die Restaurants geschlossen waren, hat dazu geführt, die Coronaschäden in einigen Teilsektoren zu begrenzen.
Die durchschnittlichen Einkommen pro Agrar- und Gartenbauunternehmen werden 2020 dennoch sinken, hauptsächlich aufgrund des Nachfragerückgangs infolge der Coronapandemie. Die Schließung von Food-Service-Unternehmen und Cateringfirmen in den Niederlanden und im Ausland kostete beispielsweise Geflügel-Bauern und Kartoffelbauern sehr viel Umsatz, heißt es in der Untersuchung.
Während der Pandemie stieg allerdings auch die Nachfrage nach Bio- und Freilandeiern in den Supermärkten stark an. Davon profitierten Hähnchen- und Legehennenhalter, die für Supermärkte produzieren. Der Verkauf von regulären Freilandeiern und Geflügelfleisch an Food Service, Catering und Export war hingegen stark rückläufig.
Rote Zahlen für niederländische Schweinhalter

Die Einkommensunterschiede zwischen und innerhalb der landwirtschaftlichen Betriebe und Sektoren in Landwirtschaft und Gartenbau sind relativ groß, schreiben die Autoren des WER.
Ackerbauern haben in diesem Jahr vor allem mit sehr niedrigeren Kartoffelpreisen zu kämpfen. Milchbauern müssen mit sinkenden Einkommen aufgrund eines niedrigeren Milchpreises und deutlch höherer Futterkosten zurechtkommen, schreiben die Ökonomen.
Schweinehalter sind damit konfrontiert, dass ihr Einkommen nach einem historisch hohen Niveau im Jahr 2019 im Jahr 2020 negativ wird – Das heißt: Die Kosten übersteigen die Erlöse. Dies wird – wie in Deutschland auch – hauptsächlich auf Kapazitätsverluste in Schlachthöfen zurückgeführt - aufgrund fehlender Arbeitskräfte - und wegen der Handelshemmnisse für den chinesischen Markt - infolge der Afrikanischen Schweinepest.
Das hat zu erheblichen Angebots-Überhängen und massiven Preisdruck am nordwesteuropäischen Schweine-Markt geführt, heißt es.
Milch: Niedrigere Preise und höhere Kosten
Das durchschnittliche landwirtschaftliche Einkommen der Milchbauern im Jahr 2020 wird ebenfalls kleiner eingeschätzt als 2019. Die Gesamterträge sinken aber nur leicht, da der etwas niedrigere Milchpreis (-4 Prozent) und die schlechteren Schlachtkuhpreise weitgehend durch eine höhere Milchproduktion pro Betrieb ausgeglichen werden. Die Kosten werden jedoch steigen, höhere Futterkosten sind der Hauptgrund dafür.
Die Einnahmen aus Betrieben mit Kälbermast werden ebenfalls sinken. Ein Grund ist die längere Leerstandsdauer von ca. 4 Wochen. Dies ist sowohl das Ergebnis der Coronakrise (Nachfragerückgang) als auch der leicht niedrigeren Vertragspreise für Kalbfleischbauern, die neue Verträge abschließen mussten.
Die frei gehandelten „Rosékälber" waren stärker von den gesunkenen Fleischpreisen infolge der Schließung des Foodsektors im Ausland (hauptsächlich in Frankreich und Italien) betroffen. Alles in allem werden die Erträge dieser Unternehmen deutlich stärker sinken als bei den Unternehmen mit Vertrag.
Kartoffelbauern mache Miese – aber es gibt staatliche Hilfen
Das Einkommen der niederländischen Ackerbaubetriebe lag in den letzten Jahren zwischen 40.000 und 45.000 Euro je Arbeitskraft. Die Schätzung des Einkommens für das Erntejahr 2020 liegt bei rund 41.000 Euro. Dies ist das Ergebnis von rückläufigen Umsätzen bei insgesamt etwas niedrigeren Kosten, sagen die Agrarökonomen vom WER.
Die Verkaufssaison 2019/2020 endete mit extrem niedrigen Preisen für Kartoffeln, hauptsächlich aufgrund des Verlustes des Verkaufs von Pommes Frites an die Gastronomie und fehlender Exportmöglichkeiten aufgrund der Coronamaßnahmen.
Die niederländische Regierung hat indessen ein Entschädigungssystem für Erzeuger mit unverkäuflichen Pommes-Frites-Kartoffeln im Lager aufgelegt.
Die Nachfrage nach Getreide auf dem Weltmarkt ist in deisem Jahr sehr hoch, sagen die Ökonomen, während die Produktion in mehreren großen Getreideproduktionsländern witterungsbedingt gedrückt wurde. Dies bedeutet, dass der Preis für Weizen der Ernte 2020 deutlich höher ist als 2019 - und damit auch die Erlöse.
Niederländische Obst- und Gemüsebauern machen Plus

Die Einnahmen aus dem Verkauf von Tomaten (Haupternte) wurden durch die zunehmende Konkurrenz aus Marokko und Spanien sowie die Einstellung der Verkäufe an den Lebensmittelservice nach dem Ausbruch der Corona beeinträchtigt, berichten die niederländischen Ökonomen.
Im Freilandgartenbau wird für 2020 eine Einkommensverbesserung erwartet, mit Ausnahme des Blumenzwiebelanbaus. Auf den Feldgemüsefarmen wird eine durchschnittliche Einkommenssteigerung erwartet.
Bei der wichtigen Erdbeerernte führte eine gute Nachfrage in Kombination mit einem knappen Angebot auf dem nordwesteuropäischen Markt zu einem höheren Durchschnittspreis als im Vorjahr. Spargel verzeichnete ab Ostern eine höhere Nachfrage der niederländischen und deutschen Einzelhändler und viel mehr Verkäufe bei Haushaltsverkäufen.
Auch im Obstbau ist das Einkommen gestiegen. Aufgrund der Coronakrise stiegen die Verkäufe von Früchten, denn die Menschen haben mehr Obst gegessen, heißt es asl Begründung.
Außerdem endete die Verkaufssaison 2019-2020 mit relativ hohen Preisen für Äpfel und Birnen. Da die Lagerbestände zu Beginn der neuen Saison 2020-2021 knapp wurden, blieb das Preisniveau für Äpfel und Birnen günstig.
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