Die wirtschaftliche Gesamtlage der deutschen Bauern wird erheblich von dem dramatischen Einbruch der Unternehmensergebnisse der Schweinebauern beeinflusst. So mussten die Veredelungsbetriebe im Wirtschaftsjahr 2020/21 einen Absturz um 69 Prozent von 118.646 € auf 36.755 € hinnehmen. Damit fällt das Unternehmensergebnis deutlich niedriger als bei den übrigen Betriebsformen aus.
Im Durchschnitt der Haupterwerbsbetriebe (Personengesellschaften und Einzelunternehmen) blieb das Unternehmensergebnis 2020/21 mit 52.100 Euro um 15 Prozent hinter dem Vorjahresergebnis von 61.300 Euro zurück. Für das laufende Wirtschaftsjahr wollte Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), jedoch keine Prognose abgeben. „Die Märkte sind dafür zu volatil“. Stark gestiegene Preise zum Beispiel bei Raps und Getreide und sich weiter festigende Preise bei Milch und Rindern stehen aktuell starke Verteuerungen beim Zukauf von Futter-, Düngemitteln und Energie gegenüber.
Einbußen der Landwirte sind coronabedingt
Nach Rukwieds Ansicht sind die anhaltenden ruinösen Erzeugerpreise für Schlachtschweine und Ferkel existenzbedrohend. Dazu schwächen die explodierten Betriebsmittelkosten die wirtschaftliche Grundlage der Betriebe. „Die Situation bei den Schweinehaltern ist mehr als angespannt,“ warnte Rukwied bei der Vorstellung des DBV-Situationsberichts. Er sieht die Coronaauflagen als wesentliche Ursache für den massiven Gewinneinbruch der Schweinehalter. Er betonte, dass für diese Betriebe die Coronahilfen enorm wichtig sind, um zu überleben. Etwaige Diskussionen in manchen Bundesländern, über eine mögliche Rückzahlung oder Nichtgewährung dieser Hilfen, hält der Verband für unangebracht. „Wir stehen mit den Bundes- und Länderministerien im engen Kontakt, um Missverständnisse aufzuklären“, versicherte Rukwied.
Desaströs war die Entwicklung der Unternehmensergebnisse auch in Bayern und Niedersachsen. Bayerns Schweinehalter verbuchten mit 43.413 € ein Minus von 60 %, die Schweinehalter in Niedersachsen erlitten gar einen Rückgang um 70 % auf 46.224 € im Wirtschaftsjahr 2020/21.
Ackerbauern teilweise auch von Corona betroffen
Corona hat nicht nur flächendeckend die Schweinebauern hart getroffen, sondern regional auch die Kartoffelanbauer. So erlitten die Ackerbaubetriebe in Niedersachsen mit einem hohen Kartoffelanteil einen Unternehmensrückgang von knapp 26 Prozent auf rund 55.000 €. Bayerische Ackerbaubetriebe kamen im Schnitt dagegen mit einem leichten Plus von 5,9 Prozent mit 46.480 € Unternehmensergebnis noch relativ glimpflich davon. Allerdings ist das Ergebnis niedriger als im Bundesschnitt. Hier erwirtschafteten die Ackerbauern knapp 58.000 € je Unternehmen (+1,4%).
Milchviehhalter nur mit kleinem Plus
Ökobetriebe erzielen mehr Gewinn
Ergebnis deckt Kosten nicht
Unter dem Strich sind die Einkommensverhältnisse der Bauern aber besorgniserregend. So müssten Deutschlands Bauern nach DBV-Berechnungen mindestens 66.400 € Unternehmensergebnis statt nur 52.100 € wie in 2020/21 erzielen, wenn sie alle Kosten wie Lohn- und Zinsansatz fürs Eigenkapital sowie für Eigentumsflächen decken wollten. Zum Vergleich: Die EU-Direktzahlungen betrugen im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 25.500 Euro je Haupterwerbsbetrieb und machten damit fast die Hälfte des erzielten Unter-nehmensgewinns aus.
Unzureichend fällt aufgrund der mäßigen Wirtschaftsergebnisse auch die Eigenkapitalbildung aus. Laut Situationsbericht betrug sie nur 7.200 Euro und war gegenüber dem Vorjahr um 4.000 Euro geringer. Um die Existenz eines Haupterwerbsbetriebes zu sichern, sind jährlich pauschal zwischen 10.000 und 20.000 Euro nötig.
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